Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Angst der Boesen

Die Angst der Boesen

Titel: Die Angst der Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Dunker
Vom Netzwerk:
»Ich brauche Polizeischutz. Sagen Sie das den beiden von der Kripo! Paul und ich werden die Nächsten sein.«
    »Noch haben wir Hoffnung, dass Leon Kaulmann und Ilkay Yilmaz durchkommen«, antwortete der Uniformierte. »Meine Kollegin wird auch gleich da sein. Sie ist in einem anderen Wagen unterwegs. Gehen wir jetzt erst mal zu euren Angehörigen und bringen uns wegen der Jungs auf den neusten Stand.«
    »Komm, Tatjana«, sagte Lilly behutsam. Tatjana ließ sich von ihr mitziehen und auf einen der Stühle im Warteraum vor dem OP-Bereich verfrachten.
    »Wir wissen noch nichts«, sagte Georg, Leons Vater, zur Begrüßung. »Die operieren ihn noch, machen Bluttransfusionen.«
    »Und Ilkay?«, fragte Levent.
    »Wieso Ilkay?«
    Den folgenden Gesprächen hörte Tatjana nur mit einem Ohr zu. Ihr Blick fixierte die Milchglasscheibe der Flurtüren, hinter der sich die Silhouette eines Arztes abzeichnete und dann wieder verschwand, ohne dass man ihnen irgendwas mitgeteilt hätte. Ihre Gedanken waren nicht ausschließlich bei Leon. Sie waren noch mehr beim Täter. Wer war dieser Mann? Wo war er? Hatte er sie schon im Blick? Konnte sie es überhaupt wagen, hier zur Toilette zu gehen? Hatte er sich diesmal vielleicht nicht als Penner verkleidet, sondern einen Pflegerkittel angezogen? Lauerte er ihr auch hier in der Klinik auf?
    »Da kommt Familie Yilmaz«, sagte Lilly.
    Es wurde voll im Wartezimmer. Ilkays Eltern waren mit einer Tante und den beiden jüngeren Geschwistern angerückt. Sie sprachen mit Levent und suchten einen Arzt, der auch endlich kam und alle vertröstete. »Wir können Ihnen leider in beiden Fällen noch keine Entwarnung geben. Der Zustand beider Jungen ist sehr ernst. Wir tun, was wir können, aber Sie müssen mit dem Schlimmsten rechnen.«
    Bitte, lieber Gott, lass Leon durchkommen, dachte Tatjana. Sie sah, wie die Menschen um sie herum in sich zusammensackten. Manche starrten mit Tränen in den Augen auf den Boden, andere fixierten gebannt die Tür zum OP-Bereich. Alle Gespräche waren versickert.
    Leons Angehörige saßen auf der einen Seite des stickigen Warteraums, Ilkays auf der anderen. Obwohl beide Familien mitbekommen haben mussten, dass ihre Söhne höchstwahrscheinlich von der gleichen Person angegriffen worden waren, wurde nicht über den Hintergrund der Tat gesprochen.
    Frau Hoffmann, die eine Weile lang verschwunden war, tauchte schließlich mit hochrotem Kopf wieder auf und versuchte vergeblich, das Schweigen zu brechen. »Ich habegerade mit Kommissarin Steiger gesprochen. Sie kommt auch gleich. Dann wird sich einiges aufklären. Aber wir können ja vielleicht schon vorher versuchen, Licht ins Dunkel zu bringen. Lasst uns ehrlich miteinander sein. Die beiden Freunde haben etwas angestellt, wofür sich anscheinend jemand rächen wollte«, sagte sie, sich mal dem einen, mal dem anderen zuwendend.
    »Mein Sohn ist ein guter Junge«, raunzte Herr Yilmaz sie an, »er hat nichts angestellt.«
    »Ich vermute, dass Ilkay mit Sven und Leon ...«
    »Hören Sie auf, meinen Sohn zu beschuldigen«, unterbrach Herr Yilmaz sie.
    Ilkays Mutter weinte: »Können Sie nicht Rücksicht auf uns nehmen? Mein Kleiner ist auch dabei.« Sie zeigte auf das übermüdete, quengelige Kind auf ihrem Schoß. »Muss er das alles mitbekommen?«
    Frau Hoffmann wandte sich an Leons Eltern. »Herr Kaulmann, Sie wissen doch, dass Leon ...«
    »Ich weiß gar nichts.« Georg verschränkte die Arme vor der Brust. »Mein Sohn hat in der Schule, in Ihrer Schule, die falschen Freunde kennengelernt. Die haben ihn zu dem gemacht, was er geworden ist, die haben ihn angestiftet.«
    »Unser Sohn hat niemanden angestiftet«, rief Frau Yilmaz. »Wir erziehen unsere Kinder anständig, unser Sohn säuft nicht wie Ihrer und er ...«
    »Sie können sich doch jetzt nicht gegenseitig fertigmachen«, rief Frau Hoffmann aufgeregt. »Levent, du bist doch ein Freund von den beiden, sag du mal was!«
    »Ich war an dem Abend, an dem es passiert ist, nicht dabei«, antwortete Levent knapp und ohne seine Lehrerin anzusehen. »Tatjana war dabei.«
    Lasst mich in Ruhe, dachte Tatjana.
    »Wobei?«, fragte Frau Hoffmann. »Also stimmt es, ihr habt was angestellt.«
    »Ich nicht«, wiederholte Levent mit Nachdruck.
    »Ja, aber Tatjana, du?« Erstaunt wandte Frau Hoffmann sich an sie.
    »Was?«, fragte Tatjana.
    »Du warst dabei? Ja, äh ... Willst du uns nicht erzählen, was da genau passiert ist? Nur damit wir verstehen, warum ...«
    »Ich habe eine Aussage

Weitere Kostenlose Bücher