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Die Angst der Woche

Die Angst der Woche

Titel: Die Angst der Woche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Krämer
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größer als bei uns, von »apokalyptischer Stimmung« schrieb die FAZ; eine gute Bekannte von mir, Besitzerin einer Lederfabrik, hatte große Probleme, an Kuhfelle heranzukommen. Mehr als 1,5 Milliarden Euro hat die Bundesregierung für das Keulen völlig gesunder Kühe, überflüssige Tests (»vollkommen sinnlos«, so Professor Sucharit Bhakdi, Leiter des Instituts für Mikrobiologie und Hygiene der Universität Mainz, »die reine Geldverschwendung«) und die Stabilisierung des Rindfleischmarktes, etwa in Form der sogenannten Herodes-Prämie, ausgegeben. Diese Prämie gab es für den Ankauf und die sofortige Tötung neugeborener Kälber. Es sei wenig sinnvoll, die Tiere großzuziehen, wenn sie unverkäuflich seien, sagte die damals in der EU dafür zuständige Kommissarin, die deutsche Grüne Michaele Schreyer. Mit den so verschwendeten Mitteln hätte man sämtliche Kinder Afrikas ein Jahr lang gesund ernähren können.
    Aktuell tut sich besonders die EU im Verschwenden knapper Steuergelder hervor. Mit ihrem REACH-Programm – siehe Kapitel 8 – erzeugt sie Kosten weit jenseits aller möglichen Erträge, pro Jahr zwischen zwei und drei Milliarden Euro, die für eine teure bürokratische Überwachung aufgewendet werden müssen. Mit insgesamt 500 Millionen Euro Zusatzkosten bis 2018 rechnet allein die Ludwigshafener BASF AG. Und wer außer der EU-Kommission ist so naiv zu glauben, dass diese Kosten bei den Unternehmen hängen bleiben? Über höhere Preise für Chemieprodukte sind auch hier die Endverbraucher und die Steuerzahler diejenigen, die die Zeche zahlen müssen.
    Diese durchaus schon stattlichen Summen verblassen aber vor der geradezu atemberaubenden Geldverschwendung im Kielwasser der inzwischen rund 20 Jahre alten Asbesthysterie. Allein die USA sollen für oft überflüssige, ja sogar kontraproduktive Asbestsanierungen schon fast 200 Milliarden Dollar ausgegeben haben, das entspricht dem jährlichen Sozialprodukt von Portugal. Überflüssig und kontraproduktiv, weil der gefährliche Asbest hinter dicken Farbanstrichen oder Dämmplatten fest versiegelt war. Erst durch die kostspielige »Sanierung« werden die Asbestfasern freigesetzt. »Die Säuberungsaktion erinnert an Aufräumarbeiten im Atomkraftwerk: luftdichte Schleusen, Vakuumpumpen, Arbeiter in staubdichten Schutzanzügen« (Der Spiegel) . Hätte man sich diese teure Säuberung erspart, bliebe der Asbest auf ewig weggeschlossen.
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    Und sehr viele Menschen, die wegen der Asbestpanik gestorben sind, könnten noch heute leben. Denn es gibt auch noch andere Kosten überzogener Risikobekämpfung außer Geld. Auch die BSE-Hysterie hat inzwischen weit mehr Menschen umgebracht als BSE – allein in England wurden seither über 150 Selbstmorde von Farmern registriert, deren Existenz durch die BSE-Panik vernichtet wurde.
    Was fast alle Kreuzritter gegen bestimmte Risiken immer wieder gern übersehen, ist die Tatsache, dass dadurch ein anderes Risiko oft automatisch steigt. Die Zeitschrift Science hat für die USA errechnet, dass dort höchstens ein Mensch von zehn Millionen jährlich durch erhöhte Asbestbelastung in den Schulen stirbt. Dagegen kommen unter zehn Millionen Schülern mehr als 300 jährlich als Fußgänger durch Verkehrsunfälle um. Science schließt daraus, dass die durch die Asbestsanierung der Schulgebäude erzwungenen Zwangsferien weit mehr Schüler das Leben gekostet haben, als durch Asbest auch unter den schlimmsten Annahmen jemals zu befürchten gewesen wäre.
    Weitere Nebenwirkungen der Asbesthysterie betreffen die bei der überflüssigen Sanierung asbesthaltiger Gebäude eingesetzten Arbeiter sowie die Nachbarn der sanierten oder abgerissenen Gebäude. So musste etwa die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ihre bislang asbestfreie Frankfurter Landesgeschäftsstelle wegen einer plötzlichen (übrigens völlig ungefährlichen) Belastung von über 10 000 Fasern pro Kubikmeter räumen – die benachbarte Bank für Gemeinwirtschaft hatte ein asbestbelastetes Bürogebäude abgerissen.
    Ein weiteres Beispiel ist das Verbot von DDT. Wo stehen die Kreuze für die Millionen zusätzlicher Toten durch Malaria, die ohne das weltweite DDT-Verbot noch heute leben könnten? Indem man die durch den

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