Die Angst im Nacken - Spindler, E: Angst im Nacken
ich hier bin … ich habe solche Angst, Jaye.“
Die blanke Wut stieg in Jaye auf, und sie ballte die Hände. „Ich hasse ihn“, sagte sie leise, aber heftig. „Für alles, was er uns angetan hat, und wegen Anna. Wenn ich hier rauskomme, wird er es büßen, das schwöre ich.“
„Sag das nicht, Jaye. Er hört vielleicht zu.“ Minnie klang verzagt. „Du machst ihn nur noch wütender. Er wird dir was tun.“
Am liebsten hätte Jaye geschrien, dass es ihr gleich sei. Sie wollte aus Leibeskräften brüllen, er solle kommen und sie holen, sie habe keine Angst vor ihm.
Aber sie musste an Minnie denken und an Anna. Sie durfte nichts tun, was die beiden noch mehr gefährdete.
„Minnie?“ Jaye presste sich noch enger an die Tür. „Weißt du, ob Anna … hat er …“ Die Frage, ob er Anna etwas getan hatte, blieb ihr im Halse stecken.
„Ich glaube, sie ist okay.“ Minnie machte eine Pause und lauschte offenbar, ob jemand kam. Als sie wieder sprach, klang es, als presse sie den Mund an die Tür. „Als er neulich abends kam, war er sehr aufgebracht. Etwas war schief gegangen. Es hatte mit Anna zu tun. Er murmelte vor sich hin. Er hat schlimme Sachen gesagt.“
Sie sprach nicht weiter, und Jaye legte eine Hand an die Tür. „Was, Minnie? Was hat er Schlimmes gesagt?“
Sie zögerte und antwortete dann mit bebender Stimme: „Er will uns wegbringen, Jaye. Ich weiß nicht, wann und wohin, aber es hat mit Anna zu tun. Er will ihr was antun.“
45. KAPITEL
Mittwoch, 31. Januar,
Revier des 7. Distrikts.
„He, Partner. Hast du ‘ne Minute?“
Quentin hob den Blick. Terry stand mit reuiger Miene am Eingang zum Spindraum der Männer. Seit ihrem Streit waren vierundzwanzig Stunden vergangen, und er war offenbar wieder zur Vernunft gekommen und hatte sich abgekühlt.
Ungerührt schlug Quentin seine Spindtür zu und setzte sich zu einem Kollegen auf die Bank. „Ich habe es im Augenblick ein bisschen eilig.“
Terry kam in den Raum und blieb vor ihm stehen. „Ich nehme dir nicht übel, dass du sauer bist.“
Quentin ignorierte ihn, beugte sich hinunter und band sich die Laufschuhe zu. „Ich gehe eine Runde laufen, Terry, entschuldige mich.“ Er stieg über die Bank und ging zur Tür.
„Es tut mir Leid.“ Quentin blieb stehen, ohne sich umzudrehen. „Was ich gesagt habe, war falsch.“
Quentin drehte sich um. „Nicht nur das. Es waren ausgemachte Gemeinheiten, die weder ich noch Penny verdient haben, das weißt du.“
„Ich weiß, ich …“ Terry senkte den Blick. „Ich weiß nicht, wie mir geschieht, Malone. Um mich herum geht alles in die Brüche, und ich weiß nicht, wie ich es aufhalten kann.“
Quentins Zorn verflog. „Du brauchst Hilfe, Terry. Du schaffst das nicht allein.“
„Du meinst einen Therapeuten?“
„Ja, das Department hat einen …“
„Kommt nicht in Frage.“ Terry sank auf die Bank. „Das wäre sofort überall herum. Ich will nicht, dass die Kollegen was von meinen Problemen mitkriegen.“
„Glaubst du, das tun sie nicht längst?“ Quentin ging zu ihm. „Denkst du, die sehen nicht, was mit dir los ist? Komm schon, Terry, so dumm bist du nicht.“
Terry ließ den Kopf in die Hände sinken. „Ich will keinen Mist mehr machen, Malone. Ich will niemandem mehr wehtun.“
„Such einen Therapeuten auf, Terry. Mach es. Lass dir helfen.“
Terry hob den Kopf und sah ihn an. „Wirst du mir helfen, Partner? Wenn ich das mache, hilfst du mir dann, Penny und die Kinder zurückzubekommen?“
Quentin hatte ernste Zweifel, dass Penny ihn zurücknehmen würde, gleichgültig, was er tat, doch das behielt er für sich.
„Ja, dann helfe ich dir.“
„Danke.“ Er nahm seine Brille ab und rieb sich die Augen.
Quentin bemerkte verwundert, dass Terry eine Brille trug. „Warum die Brille?“
„Ich habe die Kontaktlinsen zu lange getragen und bekam eine Augeninfektion. Der Optiker sagt, mindestens einen Monat pausieren mit Kontaktlinsen. Noch so’n Mist, den ich gebaut habe.“
Ich habe seine Augen gesehen, Malone, hat Anna gesagt. Sie waren orange. Farbige Kontaktlinsen. Natürlich!
Quentin verzichtete auf sein Lauftraining, kehrte zu seinem Spind zurück und riss die Tür auf. „Hast du im Moment was vor?“
Terry schüttelte den Kopf. „Warum? Was ist los?“
„Eine kleine Nachforschung. Mehr kann ich im Moment nicht sagen. Bist du trotzdem dabei?“
„Ich bin dabei, Partner.“
Zwanzig Minuten später waren sie in einem Brillengeschäft im New Orleans
Weitere Kostenlose Bücher