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Die Angst im Nacken - Spindler, E: Angst im Nacken

Die Angst im Nacken - Spindler, E: Angst im Nacken

Titel: Die Angst im Nacken - Spindler, E: Angst im Nacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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auf. Bitte! Wir müssen fliehen.“
    Jaye schlug die Augen auf und starrte Anna einen Moment entsetzt an. Mit dem Erkennen schwand ihre Angst, und ihre Augen füllten sich mit Tränen der Erleichterung.
    Anna lächelte schwach, die Augen feucht. „Ich muss dich hier rausbringen“, sagte sie leise, aber eindringlich. „Komm, zusammen schaffen wir das.“ Sie half ihr heraus.
    „Ich dachte, ich würde dich nie wiedersehen!“ schluchzte Jaye. „Es war so schrecklich, ich hatte solche Angst.“
    „Ich weiß, Liebes.“ Anna drückte sie kurz und strich ihr beruhigend über Haar und Rücken, um sich zu vergewissern, dass sie unverletzt war. „Ich hatte schreckliche Angst um dich. Ich wusste, dass du nicht weggelaufen warst.“
    „Ist die Polizei da? Haben sie …“
    „Keine Polizei. Ich bin allein.“
    Jaye riss die Augen auf. „Aber sie haben ihn doch geschnappt, oder?“
    „Nein.“ Anna drückte ihr die Hände. „Er drohte, dich umzubringen, wenn ich nicht allein komme oder die Polizei einschalte.“
    „Nein!“ stöhnte Jaye auf. „Er wird uns nicht entkommen lassen. Er hasst dich, Anna. Ich weiß nicht, warum, aber …“
    „Ich schon. Er ist der Mann, der mich vor dreiundzwanzig Jahren entführt hat. Er will zu Ende bringen, was er damals angefangen hat.“ Sie holte zittrig Atem. „Tut mir schrecklich Leid, dass du in diese Sache hineingezogen wurdest. Ich bringe dich hier raus.“
    Sie zog Jaye an der Hand. „Mein Wagen steht eine Meile von hier die Straße hinunter. Weiter unten ist eine Service Station. Wir können es schaffen, Jaye.“
    „Nicht ohne Minnie. Ich kann sie nicht allein lassen.“
    „Wo ist sie?“
    „Ich weiß nicht. Ich dachte … wir haben nicht miteinander gesprochen, seit er uns weggebracht hat.“
    „Sehen wir nach. Wenn sie hier ist, finden wir sie.“
    Doch auch in den anderen beiden Räumen der Hütte gab es kein Anzeichen, dass das Mädchen hier gewesen war.
    Jaye begann zu weinen. „Was hat er mit ihr gemacht, Anna? Ich kann nicht ohne sie gehen.“
    Von der Rückseite des Hauses kam das Geräusch eines Außenbordmotors. Anna packte Jaye bei den Schultern und sah ihr fest in die Augen. „Sie hat mit dieser Sache nichts zu tun, Jaye. Er wollte mich haben, und deshalb benutzte er dich als Köder. Aber Minnie ist schon lange bei ihm. Er hat sie irgendwo versteckt, doch ihr droht keine Gefahr. Wenn wir die Polizei alarmieren, wird man sie finden. Bitte“, drängte sie und packte fester zu, während das Motorengeräusch näher kam, „wir müssen fliehen. Wir können ihr nur helfen, wenn wir zur Polizei gehen.“
    Das Motorengeräusch verstummte. Gleich darauf hörte Anna Schritte auf dem Anlegesteg. Sie nahm Jaye bei der Hand, und sie sprinteten zur Tür hinaus und die Stufen hinunter. Jaye hatte Mühe mitzukommen und strauchelte. Anna fing sie auf.
    Ein hoher schriller Schrei durchdrang die Stille. Jaye blieb stehen und drehte sich zur Hütte um. „Minnie? Minnie!“
    „Lauf, Jaye!“ rief ein Mädchen. „Bleib nicht stehen. Lauf zur Straße! Die Polizei kommt, ich habe sie angerufen, ich …“
    Die Worte endeten abrupt, als habe man das Kind gewaltsam zum Schweigen gebracht. Mit einem leisen Aufschrei wollte Jaye zur Hütte laufen.
    Anna hielt sie am Arm zurück. „Jaye, nein! Du kannst nicht …“
    „Ich kann sie nicht zurücklassen!“ Sie riss sich von Anna los und lief weiter.
    Anna holte sie mühelos ein. „Ich gehe zurück. Nicht du, Jaye. Lauf zur Straße.“
    „Aber ich habe versprochen, sie nicht allein zu lassen!“ Tränen liefen Jaye über das Gesicht. „Wir haben uns versprochen, dass wir …“
    „Ich gehe. Ich werde verhindern, dass er ihr etwas tut. Er will mich, Jaye, nicht dich. Hol die Polizei. Es ist unsere einzige Chance.“
    Jaye zögerte einen Moment und nickte. Anna umarmte sie, Tränen in den Augen. „Ich hab dich lieb, Jaye. Sei vorsichtig. Versprich mir das.“
    Jaye drückte sie fest. „Ich verspreche es. Sei du auch vorsichtig.“
    Anna musste sich zwingen, sie loszulassen. „Geh“, sagte sie und gab ihr einen sanften Schubs. „Hol die Polizei.“
    Sobald sie sich trennten, ging Anna nach einem letzten Blick über die Schulter auf die Hütte zu. Sie betete, dass Jaye die Flucht gelang, Minnie gerettet wurde und sie selbst die Kraft hatte, das alles durchzustehen. Ihre Angst war fast nicht mehr zu ertragen.
    Mit heftigem Herzklopfen stieg sie die Stufen wieder hinauf, obwohl ihr Instinkt sie zur Flucht drängte. Da sie

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