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Die Angst im Nacken - Spindler, E: Angst im Nacken

Die Angst im Nacken - Spindler, E: Angst im Nacken

Titel: Die Angst im Nacken - Spindler, E: Angst im Nacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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gewesen sein dürfte, sich selbst mit Anna zu fotografieren. Wir könnten es mit einem Doppelgänger zu tun haben.“
    „Ein Szenario guter Zwilling, böser Zwilling?“
    „Ja, vielleicht.“
    „Ich mache mich gleich an die Arbeit. Hier ist Captain O’Shay für dich.“
    Seine Tante kam hörbar aufgeregt an den Apparat. „Es kam gerade ein Anruf für dich. Ein Mädchen, sie schluchzte und sagte, es sei ein Notfall, du müsstest ihr helfen, er würde Anna und Jaye etwas antun. Ich musste ihr versprechen, die Botschaft an dich weiterzuleiten.“
    In wachsender Sorge umfasste Quentin den Hörer fester. „Hat sie dir einen Namen genannt?“
    „Sie sagte, sie heiße Minnie. Klingt das vertraut?“
    Sie wusste, dass es so war. „Wo war sie?“
    „An einer Tankstelle in einem Bootshafen. Sie konnte nicht sagen, wo, aber sie gab uns die Nummer des Münzfernsprechers. Sie ist in Manchac, Malone.“
    „Manchac, Louisiana? Das Fischerdorf, Richtung Hammond?“
    „Genau das.“
    Er sah auf seine Uhr, schätzte Annas Ankunftszeit ab und seine eigene und lief zur Tür. „Hast du eine Ahnung, wie der Geschwindigkeitsrekord vom French Quarter nach Manchac steht?“
    „Keine, Malone, aber brich ihn.“

64. KAPITEL
    Mittwoch, 7. Februar,
    15 Uhr 15.
    Nachdem sie an fast einem Dutzend Orten weitere Anweisungen von Kurt erhalten hatte, erreichte Anna ihr Ziel – ein Anglercamp in Manchac, einem kleinen Ort, eine Stunde nördlich von New Orleans. Am Lake Maurepas gelegen, umgeben von Sümpfen, gab es hier vor allem Krabbenfischer und eine Reihe rustikaler Jagdund Anglercamps.
    Laut Anweisung hatte sie den Wagen am Ende einer Lehmpiste abgestellt, etwa eine Meile nach dem letzten Zeichen der Zivilisation, Smileys Service Station und Yachthafen. Ebenfalls laut Anweisung hatte sie den Schlüssel stecken lassen und war zu Fuß weitergegangen.
    Das ist es, dachte sie fröstelnd, das Ende der Fahnenstange. Nach dreiundzwanzig Jahren stehe ich meiner Vergangenheit gegenüber.
    Sie blickte zurück. Ihr Wagen war schon nicht mehr zu sehen. Tief durchatmend gestattete sie sich einen Moment Angst, aber nur kurz. Sie rieb sich die feuchten Handflächen an den Schenkeln. Kurt wollte sie in Angst versetzen und sie in Panik um Gnade flehen sehen. Sie war hier, um Jaye zu retten, das würde sie tun. Die Genugtuung, ihren Zusammenbruch zu erleben, verschaffte sie ihm nicht.
    Sie schaute sich um. Abgesehen vom Wasserweg, war die Straße die einzige Möglichkeit, in die Sümpfe und wieder hinaus zu gelangen. Abseits der Straße stand sie vermutlich knietief in Schlangen, Alligatoren und Gott weiß was sonst noch für Getier.
    Schaudernd rieb sie sich die Arme. Kurt hatte alle Vorkehrungen getroffen, dass sie ihm ausgeliefert war. Welche Garantie hatte sie überhaupt, dass er sein Wort hielt und Jaye gehen ließ, wenn sie zu ihm kam?
    Sie verstand plötzlich, wie qualvoll es für ihre Eltern damals gewesen war, die richtige Entscheidung zu treffen. Sie hatten sich nicht aus Angst um ihr Geld an die Polizei gewandt, sondern weil sie hofften, dass ihre Tochter so die größte Überlebenschance hatte.
    Diese Erkenntnis ließ eine kleine Wunde in ihrem Herzen heilen. Insgeheim hatte sie sich immer gefragt, ob ihren Eltern das Geld wichtiger gewesen war als die eigene Tochter.
    Mit Timmys Ermordung und dem Verlust des Fingers hatte sie erlebt, was geschah, wenn man sich Kurt widersetzte.
    Seinen Anweisungen zu folgen, bot Jaye die beste Überlebenschance. Mir bleibt keine andere Wahl. Mit dieser Überzeugung ging sie weiter. Bald erhob sich ein Gebäude vor ihr. Wie die meisten Hütten in den Sümpfen und Bayous war dieses auf Pfählen gebaut, sehr rustikal, mit einer provisorischen Veranda und Fliegendraht als Fenster.
    Beklommen stieg Anna die wackeligen Eingangsstufen hinauf zur Tür und schob sie vorsichtig auf. Der Raum war leer bis auf einen großen Karton in der Mitte.
    Ein sargähnlicher Karton. Lieber Gott, nein! Eine Hand vor dem Mund, trat sie zögernd näher, öffnete vorsichtig die Klappen und sah hinein.
    Jaye lag zusammengefaltet darin, geknebelt und an Händen und Füßen gefesselt. „Jaye!“ flüsterte sie. Ihre Freundin regte sich nicht. Anna beugte sich hinunter und berührte sie. Ihre Haut war warm. Ihre Brust hob und senkte sich in flacher Atmung. Gott sei Dank, sie lebt.
    Jaye bewegte sich leicht und stieß ein leises Stöhnen aus.
    „Jaye“, sagte Anna wieder, rüttelte sie und löste ihr Knebel und Fesselung. „Wach

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