Die Angst im Nacken - Spindler, E: Angst im Nacken
als Hintergrundgeräusch denn zur Unterhaltung. Er ging zum Gerät, schaltete es aus und drehte sich um.
Sein Lächeln erstarb. Auf dem Bett lag ein großer Umschlag. In die linke obere Ecke war sein Name geschrieben.
Erschrocken konnte er sich kaum überwinden, näher zu treten. Zögernd ging er zum Bett, nahm den Umschlag und öffnete ihn. Zum Vorschein kam ein acht mal zehn großes Schwarzweißfoto von Anna und ihm im Café du Monde. Die angehängte Notiz lautete kurz und bündig:
Ich wusste, dass sie dir gefällt.
Ich beobachte euch weiter.
Mit zitternder Hand schob er Foto und Notiz in den Umschlag zurück. Er sollte die Polizei und Anna anrufen.
Sein Kopf begann zu schmerzen, und er legte eine Hand an die Schläfe. Nein, wenn er die Behörden einschaltete, würden sie als Erstes eine Liste seiner Patienten verlangen, die er ihnen nicht geben konnte. Sie würden mit Anna reden wollen, die der Polizei nicht traute. Sie würde sich aufregen und Angst bekommen.
Ihr gemeinsames Frühstück war schön gewesen, der Kuss … erregend. Noch nie hatte er für eine Frau empfunden wie für Anna. Er wollte sie nicht verlieren.
Sie schien dasselbe für ihn zu empfinden.
Also, warum das hier? Und warum jetzt?
Erschöpft sank er auf sein Bett. Der Kopf tat ihm entsetzlich weh, der Schmerz brannte hinter den Augen. Er sollte ein paar von den Tabletten nehmen, die sein Arzt ihm verschrieben hatte. Er legte sich auf die Matratze und starrte gegen die Decke.
Wer tat so etwas? Und warum?
Stöhnend legte er einen Arm über die Augen. Wie war diese Person in sein Haus gelangt? Die Haustür war abgeschlossen gewesen. Und was war mit der Hintertür und den Fenstern? Er musste es überprüfen, obwohl es ihn überraschen würde, wenn sie offen wären. Das Leben in Atlanta hatte ihn zu einem Sicherheitsfanatiker gemacht.
Meine Schlüssel! Die waren vierundzwanzig Stunden verschwunden.
Ben setzte sich auf. Natürlich. Am Tag, als sie verschwunden waren, hatte er am Morgen das Haus aufgeschlossen und war dann hinübergegangen in seine Praxis. Dort hatte er sie wie jeden Morgen auf den Schreibtisch geworfen.
Als er sie später nehmen wollte, waren sie weg gewesen.
Um dann vierundzwanzig Stunden später wieder aufzutauchen. Er war regelrecht über sie gestolpert.
Offenbar hatte er sie nicht fallen lassen, wie er zunächst angenommen hatte, oder versehentlich vom Tisch gewischt. Der Einbrecher von heute, vermutlich derselbe, der zuvor das Päckchen für Anna hinterlassen hatte, musste sie ihm gestohlen haben. Dann hatte er Kopien angefertigt und sie zurückgebracht.
Die Umgebung verschwamm vor seinen Augen, ein Zeichen, dass sich sein Kopfschmerz von schlimm nach unerträglich entwickelte. Nicht bereit, dem Schmerz nachzugeben oder das Rätsel ungelöst zu lassen, schleppte er sich von Fenster zu Fenster und zur Hintertür. Er vergewisserte sich, dass alles abgeschlossen war und seine Theorie stimmte.
Alles war geschlossen. Tabletten in der Hand, ging er zum Telefon und rief den Schlüsseldienst an. Sobald der wieder fort war, würde er in seinem Terminkalender in der Praxis nachsehen, welche Patienten an dem Tag, als der Schlüssel verschwand, bei ihm waren und wer vierundzwanzig Stunden danach noch einmal kam. Dieser krankhafte Typ hatte ihn vielleicht dieses eine Mal überlistet, ein zweites Mal sollte ihm das nicht gelingen. Er würde dem Spuk ein Ende machen.
30. KAPITEL
Dienstag, 23. Januar,
1 Uhr nachts.
Ein leises Pochen weckte Jaye. Die tiefe Dunkelheit und die Stille ringsum verrieten, dass es mitten in der Nacht war. Es klopfte wieder, gefolgt vom Miauen einer Katze.
„Schsch, Tabby, ich glaube, sie schläft.“
Jaye krabbelte vom Bett und eilte zur Tür. „Nein“, flüsterte sie, sobald sie dort war. „Ich bin wach, geh nicht!“
Einen Moment lang ertönte kein Laut, plötzlich sagte das andere Mädchen: „Ich wollte nur hören, ob alles in Ordnung ist mit dir.“
„Ich bin okay, aber bitte geh nicht.“ Sie presste sich enger an die Tür. „Bleib und rede mit mir.“
„Ich weiß nicht.“ Die Stimme des Mädchens bebte. „Er wäre sehr böse, wenn er wüsste, dass ich hier bin.“
„Er wird es nicht erfahren“, beruhigte Jaye sie rasch. „Ich bin leise, das verspreche ich.“
Das Mädchen zögerte und gab nach. „Okay, aber wir müssen wirklich leise sein.“
Jaye ging vor der Katzenklappe in die Hocke. „Sag mir, wie du heißt?“
„Minnie. Und meine kleine Katze heißt Tabitha. Sie
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