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Die Angst im Nacken - Spindler, E: Angst im Nacken

Die Angst im Nacken - Spindler, E: Angst im Nacken

Titel: Die Angst im Nacken - Spindler, E: Angst im Nacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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Veranda ging. Er läutete, wartete und klopfte. Da sich niemand meldete, sah er zu Anna zurück und machte eine Geste, dass er hinter das Haus gehen werde.
    Sobald er ihrem Blick entschwunden war, kletterte sie aus dem Wagen. Sie wollte keinesfalls hier sitzen und abwarten. Jaye war vielleicht in dem Haus. Und wenn das so war, würde sie sie finden.
    Sie betrat die Veranda, deren Dielen knarrten, als sie zur Tür ging. Auch sie läutete, legte ein Ohr an die Tür und lauschte auf Geräusche.
    „Kann ich Ihnen helfen?“
    Mit einem kleinen Schreckenslaut fuhr Anna überrascht zurück und drehte sich in Richtung der Stimme. Eine mit Einkaufstüten beladene Frau kam den Weg herauf. Eine zarte Frau, mit kurzen dünnen grauen Haaren und Armen wie Zahnstochern, die unter der Last zu brechen schienen.
    Anna ging ihr entgegen. „Lassen Sie mich helfen.“ Sie nahm ihr einige Tüten ab und ließ der Frau den Vortritt zur Tür. Die Frau schloss auf und warf Anna aus verengten Augen einen argwöhnischen Blick zu. „Bin gleich wieder da. Gehen Sie nicht mit den Einkäufen weg!“
    Anna versprach es, und die Frau kehrte nach wenigen Augenblicken zurück, um ihre restlichen Tüten zu holen. Sie brachte sie ins Haus und kam im selben Moment zurück, als auch Malone wieder auf der Veranda erschien.
    „Hatte ich Ihnen nicht gesagt, Sie sollten im Auto bleiben?“ raunte er Anna zu.
    „Wer ist der denn?“ erkundigte sich die grauhaarige Frau gleichzeitig.
    Anna entschloss sich, Malone zu ignorieren, und antwortete nur ihr: „Polizei“, erklärte sie. „Wir suchen nach Ihrem Nachbarn, Adam Furst.“
    Die Frau schnaubte skeptisch. „Können Sie sich ausweisen?“
    Malone hielt ihr seine Marke hin, die sie ausgiebig prüfte, ehe sie ihren Blick wieder auf Anna richtete. „Es überrascht mich überhaupt nicht, dass die Polizei nach ihm sucht. Das war vielleicht ein komischer Typ. Ich hatte immer den Eindruck, dass er was plant.“
    „Hatte?“ fragte Malone. „Haben Sie den Eindruck jetzt nicht mehr?“
    „Er ist vor ein paar Wochen ausgezogen. Hat keinem was gesagt. Schuldet mir außerdem noch Miete.“
    „Sind Sie die Vermieterin?“
    „Ja, richtig. Das Haus ist das Einzige, was mein nichtsnutziger Ehemann nicht vertrunken hat.“ Sie bekreuzigte sich. „Jesus, Maria und Josef sei Dank dafür.“
    „Was war denn so komisch an ihm?“ fragte Anna und wollte sich nicht anmerken lassen, wie sehr sie an diesem Mann interessiert war.
    „Er kam und ging zu jeder Tages- und Nachtzeit. Meistens aber nachts. Manchmal habe ich ihn eine Woche und länger nicht gesehen. Er redete mit keinem und hatte nie Besuch. Die Vorhänge waren die ganze Zeit zu. Nicht dass ich einem meiner Mieter je nachspionieren würde.“
    „Natürlich nicht“, pflichtete Anna rasch bei und lächelte die Frau an.
    „Ein paarmal habe ich ihm ein Bier angeboten und versucht, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Der hat mich so kalt abgefertigt, dass ich Gänsehaut bekam.“
    „Wann ist er ausgezogen?“ fragte Malone. „Können Sie sich genau erinnern?“
    „Sicher.“ Die Frau nickte zur Bestätigung. „Am Tag, als ich seine Miete eintreiben oder ihn rauswerfen wollte. Am achtzehnten.“
    Der Tag, an dem Jaye verschwand.
    Anna spürte, wie sie blass wurde, und sah Malone an. Als er ihren Blick erwiderte, merkte sie, dass auch ihm die Bedeutung des Datums klar war.
    „Lebte er allein?“
    „Soweit ich weiß, ja.“
    „Er hatte kein Kind bei sich?“ Anna fügte hinzu: „Ein kleines Mädchen, vielleicht zehn, elf Jahre alt?“
    „Ich habe nie ein Kind bei ihm gesehen.“ Die Frau blickte versonnen zum Himmel hinauf und blinzelte gegen die Helligkeit. „Wenn ich so darüber nachdenke, war mir allerdings manchmal, als hörte ich ein Kind weinen. Spätnachts. Ich habe mir damals nichts weiter dabei gedacht. Sie wissen, wie weit Geräusche nachts getragen werden. Glauben Sie …“
    „Ich muss mir die Wohnung ansehen, Mrs. …“
    „Blanchard. Dorothy Blanchard. Aber die meisten Leute hier nennen mich Dottie.“
    Malone nickte. „Ich muss mir heute Nachmittag die Wohnung ansehen, Dottie, zusammen mit einigen Beamten.“
    Sie lächelte breit und entblößte einen Goldzahn. „Verdammt, werden Sie nach Fingerabdrücken suchen und so?“
    „Ja, Ma’am. Und so.“
    Malone begann zurückzugehen, und Anna folgte ihm. Sie hatte Mühe, Schritt zu halten.
    „Was hat Furst getan?“ rief Dottie ihnen nach. „Hat er jemand umgebracht? Eine Bank ausgeraubt?

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