Die Angst spielt mit
Kevin, dass sie bis zum Morgen warten mussten, um ihn bei der Durchsuchung von Parker Andersons Truhe zu beobachten.
“Mutter sagt, sie fühlt das Wetter und legt sich zeitig hin. Wir können morgen früh hinauskommen.”
Maggie ergriff die Hand ihres Vaters. “Es ist doch nichts Ernstes?”
Mildreds Augen funkelten. “Nichts Ernsteres als ein wilder Abend mit Gin Rummy.”
Harvey grinste. “Ich habe am Telefon Stimmen im Hintergrund gehört.”
“Wahrscheinlich ihre alten Freundinnen, die sie drängten, wieder zum Spielen zu kommen”, sagte Mildred leise lachend.
“Mutter glaubt, wir wüssten nicht, dass sie regelmäßig zum Kartenhai wird”, sagte Harvey auf Maggies und Kevins verwirrte Gesichter hin. “Als ich jung war, hielt sie mir Predigten gegen das Spielen und denkt, sie müsse noch immer als Vorbild dienen.”
Mildred hakte sich bei ihrem Mann unter. “Nun, Liebster, da du keine Pläne für den Abend hast, kannst du mich in diese neue Pizzeria auf der Elm Street ausführen.”
“Pizza?” Harvey war mehr für Fleisch und Kartoffeln.
Doch Mildred hatte sich bereits entschieden. Und für ihren Mann gleich mit dazu. “Ich weiß etwas, Maggie”, sagte sie fröhlich. “Wir nehmen die Jungs mit. Mike und Leif lieben Pizza.”
“Warum gehen wir nicht alle?”, schlug Harvey vor und deutete auf Maggie und Kevin.
“Du weißt doch, dass Maggie von Tomaten Ausschlag bekommt, Liebster”, erklärte Mildred hastig. “Vielleicht wollen sie und Kevin ein wenig Zeit für sich haben. Um … die Anmerkungen zu dem Stück zu diskutieren, die ich ihnen gegeben habe … beim Dinner.”
“Eines kann man meiner Mutter niemals vorwerfen – behutsames Vorgehen”, sagte Maggie mit einem breiten Lächeln. Sie saß Kevin in dem schwachen Kerzenschein des Escargot gegenüber, Thornhills Antwort auf das französische Café.
“Das macht mir nichts.” Kevin brach ein Stück von dem französischen Brot ab und warf ihr einen überraschend verschlagenen Blick zu. “Ich bin sogar froh, dass Ihre Mutter nicht behutsam war. Dieses Dinner hat mich vor einer von Daisys Cocktailpartys bewahrt, auf denen sich immer ein oder zwei infrage kommende junge Frauen befinden, die sie mir unbedingt vorstellen will.”
“Geht es darum, dass Sie ganz allgemein nicht infrage kommenden jungen Frauen vorgestellt werden wollen? Oder geht es speziell um Daisys infrage kommende junge Frauen?”
Kevin bestrich sein Brot mit Butter. “Ein wenig von beidem.” Er betrachtete das Brot und sah dann Maggie mit einem etwas verlegenen Lächeln in die Augen. “Nein, sehr viel von beidem.”
“Geht mir genauso”, sagte Maggie fest, stellte ihr Glas Chardonnay weg und bediente sich an dem Brot. “Warum glauben alle, dass eine geschiedene Frau nichts anderes will, als sich wieder zu verheiraten? Wenn ein Kind seine Hand auf einen heißen Herd legt, lernt es seine Lektion und macht es nicht wieder. Warum sollte eine erwachsene Frau dumm genug sein, sich zweimal an derselben Stelle zu verbrennen?” Sie tippte auf ihr Herz.
“Tut mir leid”, sagte Kevin ruhig.
Maggie lächelte sanft. “Warum? Sie waren nicht mein ungetreuer Ehemann.”
Kevin sah sie einen Moment verwirrt an. “Beziehen Sie sich auf Ihren echten Ehemann oder den im Stück?”
Maggie begegnete seinem Blick. “Es ist recht erstaunlich, wie ähnlich die beiden einander sind. Die Kunst spiegelt das wirkliche Leben wider.”
Die Kellnerin brachte ihr Essen – Ente à l’orange mit wildem Reis und Spargel.
Nachdem sie ein paar Minuten schweigend gegessen hatte, legte Maggie ihre Gabel weg. “Was halten Sie von dieser Nachricht, Kevin? Ich meine … es ist möglich, dass Michael mir einen Streich spielen wollte.”
“Diese Nachricht war irgendwie Angst einflößend, fast wie eine Warnung”, sagte Kevin langsam.
“Ja”, murmelte Maggie.
“Sie haben auch etwas Angsteinflößendes gefühlt?”
“Ja.”
“Das war nicht Michael”, sagte Kevin überzeugt. “Ich glaube, es war überhaupt kein Kind.”
“Aber wer dann?”
Kevin überlegte eine Weile. “Vielleicht jemand in dieser Stadt, der tatsächlich weiß, dass Julianna Merrill noch lebt, und der seit vierundvierzig Jahren mit einem schlechten Gewissen herumläuft.”
“Sie meinen den echten Kidnapper?”
“Nicht unbedingt”, meinte Kevin. “Wir haben noch immer keinen Beweis, dass der Farmer Higgins, der verurteilt wurde, nicht der echte Kidnapper war.”
“Ich verstehe, worauf Sie
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