Die Angune (German Edition)
ja?
Cornelia nickte zum Zeichen, dass sie verstanden hatte.
»Ein Hemdkleid ist ein Kleidungsstück das mit einer Tunika vergleichbar ist. Es wird bloß unter der Brust von einem Band oder Durchzug zusammengehalten und fällt ansonsten frei und ohne Taillierung.«
Jíntho'las Handbewegungen unterstrichen ihre Erkläru ngen.
»Ein Hemdkleid kann aber auch erst unterhalb der Brust beginnen, die dann frei bleibt.«
Cornelia riss die Augen auf und schaute Jíntho’la erstaunt in die Augen. Doch diese ließ sich nicht beirren.
»In diesem Fall soll ein durchsichtiger Überwurf aus Chiton oder Musselin einem gesitteten Auftreten Genüge tun.
»Soll das heißen, ihr lauft mit entblößter Brust herum?«
Jíntho’la verstand die Empörung nicht und fuhr unbeei ndruckt und höflich mit ihren Erklärungen fort.
»Für gewöhnlich nicht auf der Straße. Solche Kleider sind dann schöne, teure Kreationen, die auf Festen getragen we rden.«
Cornelia legte die Stirn in Falten und nickte kurz mit dem Kopf, so als ob sie verstanden hätte.
»Übrigens, wie Chitons und Hemdkleider getragen werden, hängt vom Alter der Frau ab. Mädchen und junge Frauen ziehen bei den Hemdkleidern mehrlagige Verarbeitungen in unterschiedlichen Farben vor. So wie ich.«
Bei den letzten Worten drehte sich die Frau einmal langsam herum, damit Cornelia das Kleid begutachten konnte.
Auf einmal bemerkte Cornelia, wie schön die junge Frau war. Sie trug ein bodenlanges Hemdkleid aus blassblauer Seide der von einer oder zwei Lagen aus weißem Chiffon umspielt wurde. Unter der Brust war der Rock von einem handbreiten Band aus pastellblauer Seide zusammengehalten. Die Brust selbst wurde von schneeweißen, leicht schimmernden Federn bedeckt, die sich als immer schmaler werdendes Band unter den Achseln hindurch zum Rücken hin erstreckten. Ein paar schmale Träger glitten hoch, und über die zarten Schultern hinweg.
»Das ergibt einen interessanten Effekt und lässt das Kleid farblich variieren. Reifere Frauen die schon einen Mann ins Bettlager mitnehmen, bevorzugen dagegen einlagige Kleider. So wie die Frau vorhin.«
Cornelia nickte nur kurz mit dem Kopf und schaute in die Richtung in der die halbnackte Weißelfe verschwunden war.
»Gleiches gilt für das Chiton.«, fuhr Jíntho’la fort. »Junge Dienerinnen sollten den Gürtel anziehen, damit sich die Rä nder des Chitons an der linken, offenen Seite überlappen und die Hüfte nicht sichtbar wird. Reifere Frauen, dagegen, tragen den Gürtel schon mal etwas lockerer, damit der Stoff verrutschen kann. So provozieren wir die Männer - wenn du verstehst was ich meine!«
Dabei drückte sie Cornelia ein Auge zu, die wieder nur kurz mit dem Kopf nickte und sagte:
»Ich verstehe. Mit anderen Worten, so wie die da herumläuft ist sie, naja ... ziemlich in Not, ... würde ich sagen.«
Da lachte Jíntho’la, die junge Weißelfe, wieder.
»Nein, so schlimm ist die Sache nicht. Aber sie ist stolz auf ihren Körper, und das zeigt sie auch. Und wenn sie einem Mann begegnet der ihr gefällt ...«
»... nimmt sie ihn in ihr Bettlager mit!«, fiel Cornelia der jungen Frau ins Wort.
»Nicht direkt. Nicht immer direkt! Aber späterhin, vielleicht!«
»Das heißt, ein solch ... freizügiges ... Benehmen ist hier die Regel?«
»Ja, sicher! Das ist ganz normal. Warum nicht?«
»Mich erstaunt nur, dass ihr eine - wie soll ich sagen - ziemlich entspannte Haltung zu manchen Dingen zu haben scheint.«
Jetzt war Jíntho’la erstaunt.
»Du etwa nicht?«
Cornelia kniff die Lippen zusammen und wägte den Kopf.
»Naja, also, ... nein! Wir führen unsere besten Körperteile nicht in aller Öffentlichkeit spazieren um anzubandeln. Bei uns versuchen die meisten schon, ihrem Partner ein Leben lang treu zu bleiben!«
»Was? 150 Sonnenumläufe mit einem einzigen Partner? Bei allen Göttern! Wie schrecklich!«
Die beiden Frauen schauten einander sprachlos an. Cornelia brach als erstes das Schweigen.
»Wie, 150 Sonnenumläufe?«
Wieder schwiegen beide, bevor Jíntho’la sagte.
»Wir werden im Durchschnitt 150 Sonnenumläufe alt! Alle! Elfen, Zwerge, alle halt!«
»150 Jahre? Ihr werdet 150 Jahre alt?«
»Sonnenumläufe heißt das! Nicht Iaar!«
»Na gut! Also, ihr werdet 150 Sonnenumläufe alt?«
»Nicht 'Ihr'! Wir werden ...«
Jíntho’la zeigte auf Cornelias spitze Elfenohren und unwillkürlich zuckte Cornelias Hand hoch.
»... 150 Sonnenumläufe alt!«
Wortlos glitten Cornelias Fingerspitzen über
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