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Die Angune (German Edition)

Die Angune (German Edition)

Titel: Die Angune (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Staedtgen
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nur die Straßen der Stadt mit kühlem Schatten. Überall hingen meterlange Hängepflanzen mit zum Teil knallbunten Blüten herab, und dämpften das grelle Sonnenlicht mit zahlreichen Farbschattierungen.
    Cornelia blieb stehen und konzentrierte sich auf ihre Geruchsnerven. Man konnte das viele Grünzeug sogar riechen. Der süßliche Duft von tropischen Blüten lag schwer in der schwülwarmen Luft. Es waren blühende Hängegärten im wahrsten Sinne des Wortes!
    Und immer wieder, und überall, begegnete Cornelia Wa sserflächen. Manchmal war es nur ein kleiner Platz mit einem Springbrunnen, ein andermal durchquerte sie einen kunstvoll gepflegten Park. Es war als würden überall zahlreiche kleine Flüsse sauber und geordnet durch die Stadt ziehen und Springbrunnen, Teiche und Weiher in großen und kleinen Anlagen speisen.
    Aber Cornelia bemerkte noch etwas anderes: draußen vor der Stadtmauer bewegte sich eine Vielzahl an Gestalten und Rassen, von denen sie manche nicht kannte. Zahlreiche Zwe rge hatte sie gesehen - so wie Melissinda Eisennagel vom Clan der Steinbrecher. Einige Elfen liefen herum, mit langen spitzen Ohren - wohl eher unbewusst strich Cornelia sich über ihre langen spitzen Ohren - und auch grünhäutige Kobolde wie der Händler Parzell vom Rosenberg. Die meisten von ihnen trugen Kleider aus grobem Woll- oder Leinenstoff, die in allen möglichen Braun- und Grautönen daherkamen.
    Hier aber - innerhalb der Stadtmauern, in diesen von protzigen Barockfassaden und farbenfrohen Kletterpflanzen eingerahmten Straßen und Gassen - bewegten sich fast nur Elfen. Große, schlanke Gestalten mit bleicher Haut und langen, spitzen Ohren. Vereinzelt traf Cornelia auf eine Sänfte. Ein einziges Mal begegnete sie einem Händler oder Kaufmann - ihm folgte eine ganze Heerschar von Trägern. Gelegentlich traf sie auch auf Soldaten und Soldatinnen. Und sie alle hatten eines gemeinsam: sie waren auf eigenen Füssen unterwegs. Keine Kutsche, kein Reiter und kein Karren! Und sie trugen alle - abgesehen von den Uniformierten - leichte, wallende Gewänder aus kostbaren, pastellfarbenen Stoffen, die in zahlreichen Fällen von goldenen Spangen zusammengehalten wurden.
    Die meisten dieser Passanten begutachteten ihrerseits Co rnelia im Vorbeigehen unumwunden und zum Teil herablassend. Denn niemand außer ihr hatte einen kupferroten Haarschopf.
    Und niemand außer ihr trug eine so abgehangene und fl eckige Kleidung!
    In diesem Moment wurde ihr gewahr, dass sie schmutzig war, und nach Schweiß roch. Und ihre Fingernägel hätten einem Totengräber zur Ehre gereicht.
    ›Ich muss ein Hotelzimmer finden!‹
    Aber Cornelia hatte keine Ahnung, weder in welchem Vie rtel sie sich befand, noch wo sie ein Hotel finden würde. Kurzerhand sprach sie einen Passanten an:
    »Entschuldigen Sie, bitte? Könnten Sie mir sagen wo ...«
    Doch der Passant ging einfach weiter, ohne Notiz von ihr zu nehmen. Nur seine Augen schwenkten für einen Moment zu ihr herüber, um gleich darauf wieder unbeteiligt in die Ferne zu starren.
    Verdutzt blickte Cornelia dem Mann nach. Wenn sie zu Hause in Rath jemanden auf der Straße ansprach, bekam sie von den Männer stets ein breites Lächeln: 'Sicher, wie kann ich Euch behilflich sein?'. Doch dieser Passant hatte ihr klar zu verstehen gegeben, dass sie Abschaum für ihn war.
    Beim nächsten erging es ihr nicht besser.
    »Ich hätte eine Frage!«, begann Cornelia, doch der Mann mit dem bleichgrauen Haar schaute nicht einmal zu ihr hi nüber. Im Gegenteil, er machte einen Bogen um Cornelia herum, um sie auf Distanz zu halten.
    Das gibt’s doch nicht!
    Zwei Weißelfen kamen zusammen die Straße entlang. Cornelia ging ihnen ein paar Schritte entgegen und hob den Zeigefinger, um die Aufmerksamkeit der Männer auf sich zu lenken. Doch die beiden teilten sich, und gingen weiträumig links und rechts an Cornelia vorbei.
    Cornelia atmete tief durch und stemmte die Fäuste in die Taille. Dunkle Gewitterwolken legten sich auf ihr Gesicht.
    Wieder kam ihr ein Weißelf entgegen, und Cornelia stellte sich ihm breitbeinig in den Weg.
    »Wo finde ich ein Hotel!« knurrte sie im Kommandoton und schaute den Mann unter ihren zusammengezogenen A ugenbrauen an.
    Der Weißelf blieb ruckartig stehen und hob leicht den Kopf um Cornelia von oben herab anzuschauen.
    »Los! Rede, du Sack!«, zischte Cornelia.
    »Ich weiß es nicht!«, antwortete der Mann mit kalter, em otionsloser Stimme. Doch seine Überheblichkeit war nicht groß genug, um

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