Die Angune (German Edition)
dreckig aussehenden Fremden - nicht gescheut. Und das fand Cornelia bemerkenswert.
»Cornelia Wandreiz, es war mir eine Ehre und eine Freude, deine Bekanntschaft gemacht zu haben, und ich wünsche dir alles Gute. Mögen die Götter stets über deine Schritte w achen.«
»Danke!«, antwortete die einsilbig gewordene Cornelia. Obwohl sie dieses Mädchen erst seit zwei Stunden kannte, machte der Abschiedsschmerz ihr zu schaffen. Sie nickte noch einmal kurz mit dem Kopf, und schaute der Weißelfe nach, als sie den Baderaum verließ.
Cornelia blieb nackt, alleine und niedergeschlagen zurück.
Sie war nicht enttäuscht darüber, dass die Weißelfe fortg egangen war. Wenn ihre Familie tatsächlich zu den führenden Familien dieser Stadt zählte, und sie sich deswegen nicht frei bewegen konnte, verstand Cornelia den Entschluss der Weißelfe.
Cornelias Enttäuschung war weitaus menschlicher. Sie war fremd in dieser Stadt, in diese m Land, in dieser Welt, und sie hätte vielleicht in Jíntho’la eine Freundin gefunden.
Ihr wurde plötzlich bewusst, dass die Einsamkeit in dieser fremden Welt sie wahrscheinlich nie ganz loslassen würde. Ihr fehlte die gewohnte Umgebung von zu Hause, ihre Freunde, Menschen, auf die Sie sich verlassen konnten, wenn Sie Hilfe brauchte.
Hilfe, helfen!
Plötzlich fiel ihr wieder die Zwergengemeinschaft aus den Bergen ein, und auch der Grund warum sie eigentlich in diese Stadt gekommen war. Sie wollte ... sie sollte Besorgungen erledigen.
Die Einkaufsliste für die Wintervorräte! Wo war die Liste? Und die Karte mit dem Treffpunkt?
Hastig kramte Cornelia in ihrem Brotsack herum. Beide Dokumente waren noch immer vorhanden und sie war sichtlich erleichtert. Die Zwerge würden zwischen dem 41. und 46. Tag im 3. Sternenhaus mit zwei Goldbeutel auf dem Hochplateau von Quât'ra auf Cornelias Rückkehr warten - etwa eine Tagesreise von Rinu'usala entfernt.
Cornelia schaute auf und ihre Augen verirrten sich ratlos in der Ferne. Wieviel Zeit war inzwischen vergangen? Sie hatte jedes Zeitgefühl verloren! Und wann war dieses 3. Sternenhaus? Sie verstand die Zeitrechnung in dieser Welt nicht! Sie musste unbedingt herausfinden, wann dieser 41. Tag im 3. Sternenhaus war. Heute Abend, in der Taverne am Goldbrunnen, würde sie sich alles erklären lassen.
Ihr wurde wieder bewusst, dass sie noch immer nackt auf einer Bank hockte. Hoffentlich musste sie nicht zu lange auf diese Frau mit den neuen Kleidern warten.
Kaum war der Gedanke ausformuliert, da öffnete Czouh die Tür. Eine Weißelfe betrat schweigend den Baderaum. Sie trug eine schmucklose Tunika aus hellbraunem Leinen, die sie als Angehörige der Dienerschaft auswies. Sie stellte eine große, lederne Umhängetasche auf den Boden, verbeugte sich als Zeichen ihrer Untergebenheit und verließ den Raum genauso wortlos, wie sie gekommen war.
Die von Jíntho’la versprochenen Kleider waren endlich eingetroffen!
Cornelia öffnete die Ledertasche, aber in dem Gewühl im Inneren konnte sie nichts erkennen. Deshalb kippte sie den Inhalt auf dem Boden aus. Heraus fiel ein Wirrwarr aus Leder und Stoff.
Schmale Streifen von grauem und schwarzem Leder waren zusammen mit goldfarbenem Draht zu dünnen , steifen Strängen geflochten worden, und dann in weiten Schlingen zu einem handbreiten Gürtel verarbeitet worden.
An dem Gürtel hingen zwei dublierte Stoffbahnen aus fe inem Batist herunter. Die Innenseiten waren einheitlich grau und die Außenseite pastellrot mit aufgestickten, kleinen Ornamenten. Cornelia hielt das Stück in die Höhe, drehte es hin und her und legte es probeweise an.
Es war ein Lendenschurz , nur ein schicker Lendenschurz. Die breitere, hintere Stoffbahn reichte nicht bis zu den Hüften, und der schmalere Vorderlappen bedeckte nicht einmal den Beckenknochen. Cornelia empfand das Stück als riskiert und wenig damenhaft. Die Farbkombination dagegen - pastellrot und grau - entsprach voll und ganz ihrem persönlichem Geschmack.
Ein kurzes Neckholder-Top war aus dem gleichen pastel lroten Batist genäht, und hatte einen leicht gewellten Saum, an dem ein graues Band aus hauchfeiner bestickter Tüllspitze befestigt war.
Als nächstes hob sie ein Paar graue Stiefel aus feinem, we ichem Leder vom Boden auf. Sie wurden auf der Wade geschnürt, hatten eine dünne, flache Ledersohle, und eine brodierte Stulpe aus pastellroter Wolle.
Cornelia drehte sich vor dem großen Spiegel des Bad eraums hin und her. Immer wieder schaute sie unsicher auf
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