Die Angune (German Edition)
Bündel mit den dreckigen Kleidern. Es fehlte!
Cornelia zögerte einen Moment was zu tun sei. Doch die alten Sachen waren ihr zu wichtig. So ging sie zur Taverne zurück, wo ihr der Wirt bestätigte, dass ihr Diener - Cornelia konnte sich beim Wort 'Diener' ein Schmunzeln nicht verkneifen - sowohl die Reisetasche und als auch das Bündel vorbeigebracht hätte. Er selbst - der Wirt - hatte die Sachen auf das Zimmer gebracht, das von 'arwen Moss' Jíntho’la bestellt worden war. Mehr könne er nicht dazu sagen. Sonst war niemand hier gewesen.
Cornelia konnte - wollte - es nicht dabei belassen. Die Klamotten waren ihre Lebensversicherung, der Garant, dass sie in die Berge und dann nach Hause zurückkehren konnte. Doch der Wirt war zu nichts zu bewegen. Er wand sich in Ausflüchten, wobei sein Blick immer wieder auf Cornelias Hüften hinunter ging. Dies raubte der guten Cornelia schlussendlich den letzten Nerv.
»Mir wurden wichtige Sache gestohlen!«, schnaubte sie. »Ich möchte jetzt den Direktor dieser Herberge sprechen! Sofort!«
Doch der Wirt wusste nicht was ein Direktor war.
»Wem gehört dieses Haus? Dir doch sicher nicht!«, setzte Cornelia dem Wirt zu.
Der Wirt erklärte, dass er das Haus vo n den Tuchverlegern gepachtet hätte, und dass von denen nie einer vorbeikam. Und während er noch redete, stellte er mit Unbehagen fest, wie die Fremde mit dem roten Haar den Kopf leicht neigte und ihn unter den zusammengezogenen Augenbrauen düster anfunkelte. Es war ein unangenehmer Blick, der aus der tiefsten Dunkelheit Ersohs zu entspringen schien.
»Hör gut zu, du Wichser!«, zischte die rothaarige Frau. »Sorg ' dafür, dass das Kleiderbündel wieder auftaucht, sonst wirst du am eigenen Körper erfahren wie unangenehm eine 'arwen Moss' werden kann, wenn man sie beklaut!«
Die Frau stampfte wütend hinaus, und dem Wirt wurde es unwohl. Er hatte Angst vor der Frau! Für einen Moment, einen klitzekleinen Moment, hatte er ein rotes Leuchten in ihren Augen gesehen.
19. Tag im 3. Sternenhaus des 5289. Sonnenumlaufs
Am Abend kam ein Bote bei Jíntho’la Valy'anna Barkarië vorbei, mit einer Nachricht von ihrem Großvater, sich bitte doch bei ihm zu melden. Und so bestellte sich das Weißelfen-Mädchen für den folgenden Morgen eine Kutsche und fuhr hinaus in die Hügel der Ma'akuney zum Anwesen ihres Großvaters.
Es lag in einer der schönsten Gegenden der Ma'akuney. Auf großen Wiesen von blauem Himmelsgras wuchsen gelbe Sonnenanbetersterne. Und Schirmlasturien spendeten Schatten im Sommer. Die dicken, hohen Mauern von Großvaters Haus umschlossen einen kleinen Garten und sorgten dafür, dass es im Haus immer angenehm frisch blieb.
»Jín! Bin ich froh, dich zu sehen. Wie geht es dir? Ist alles in Ordnung?«
»Mir geht es gut, Großvater.«
»Als ich vom Anschlag im Badehaus hörte, habe ich mir unendliche Vorwürfe gemacht. Es tut mir Leid, Mädchen! Es tut mir so leid!«
»Es ist ja nichts passiert!«, versuchte Jíntho’la den alten Meister der Schriften zu beruhigen.
»Das ist das Gute daran!«, antwortete Calaele'en Obra Barkarië. »Das Schlimme ist, dass ich die Vorzeichen nicht erkannt habe. Man hat uns gewarnt, und ich habe diese Warnungen nicht ernst genommen!«
»Mir ist der gleiche Fehler unterlaufen, Großvater. Und es wäre auch noch vielen anderen so gegangen. Wir gehören nun mal nicht zu dem Kreis von Leuten die sich in der Öffentlichkeit von Leibgarden beschützen lassen müssen.«
Und dann fügte sie hinzu.
»Nun, ja! Gehörten ... bis jetzt ... müsste ich wohl sagen.«
»Es ist eine erschreckende Erkenntnis, dass es Leute gibt, die uns nach dem Leben trachten. Und das bereitet mir So rgen. Und es macht mir Angst!«
»Wir werden dieses Problem schon meistern, Großvater. Wir müssen in Zukunft eben vorsichtiger sein.«
»Hm!«
Nach einer weiteren Pause fragte der alte Meister der Schriften.
»Jín, wie ist der Hautabzieher eigentlich umgekommen?«
»Er wurde von hinten getötet, ...«
Und dann fügte sie hinzu:
»... mit seinem eigenen Schwert!«
» Mit seinem eigenen Schwert? Weiß man schon wer es war?«
»Nein! Es wurde sonst niemand im Badehaus gesehen?«
»Keine Zeugen, die etwas gehört oder gesehen haben!«
»Nein! Nur die Frau mit der ich im Badehaus war. Cornelia aus dem Geschlecht Wandreiz. Aber sie weiß nichts. Sie lag vollkommen verstört am Boden, als wir sie gefunden haben.«
»Hm!«
»Großvater?«
»Ja!«
»Was sagt dir der Ausdruck 'Tuvum lilia
Weitere Kostenlose Bücher