Die Angune (German Edition)
darauf verzichten?«
»Nein, Jín! Es ist ein Befehl des Königs.«
»Seit wann bist du dem König bedingungslos ergeben?«, hakte Jíntho’la nach.
»Jíntho’la, die Elfische Gemeinschaft ist in Gefahr! Und vielleicht finde ich in Rassagard eine neue Information die mir erlauben wird, mich der Lösung des Rätsels etwas zu nähern.«
»Aber wir müssen jetzt davon ausgehen, dass in Rassagard ein Haz auf dich wartet.«
Jíntho’la zeigte mit dem Finger auf eine kleine Schriftrolle die auf dem Arbeitspult ihres Großvaters lag. Das Stück Pergament war offensichtlich aus einer Landkarte herausgeschnitten worden und zeigte die Gegend um Rassagard. Im Bereich der Festung waren mit grobem zittrigem Strich drei Hände eingezeichnet worden die im Winkel von jeweils 60°Grand angeordnet waren. Und darin stach ein Messer - auch mit zittriger Hand gezeichnet. Die Triskele der drei Hände war das Familienwappen der Barkarië!
Ihr Großvater blickte kurz auf das kleine Pergament.
»Dessen bin ich mir bewusst, Jín. Und es ist auch nicht so, dass ich unser Glück allzu stark strapazieren möchte. Aber ich habe doch das Gefühl, dass uns die Götter nicht im Stich werden lassen.«
»Großvater!«
Der alte Meister der Schriften fing sich eine Schelte seiner Enkelin ein.
»Ja?«, fragte er schelmisch.
»Ach, ... nichts !«
Jíntho’la wusste, dass ihr Großvater nicht viel vom Göttertum hielt. Wer glauben muss, der weiß nichts, behaupt ete er stets. Denn das einzige auf das er vertraute, war sein Verstand und sein Wissen. Und wenn er sich jetzt hinter den Göttern versteckte, dann nur, weil er nicht sagen wollte, was er vorhatte.
Die beiden schauten sich wortlos an. Als der alte Meister der Schriften gutmütig lächelte, schüttelte Jíntho’la entmutigt den Kopf.
»Pass auf dich auf, Großvater! Ja?«
»Versprochen!«
Noch am späten Abend war Calaele'en Obra Barkarië in die Liberey des Ältestenrates in Rinu'usala zurückgekehrt.
›Wir grüßen die, die den Feuersturm reitet! ‹
Was hatte es mit dieser geheimnisvollen Frau auf sich, die von den Gnomen mit so viel Respekt gegrüßt wurde.
Jíntho'la hatte die heilige Sprache der Urahnen erwähnt, und hier fand Calaele'en relativ schnell eine erste Spur in einer philosophischen Betrachtung über Naturerscheinungen. Es war bloß eine grobe Federzeichnung im Kapitel über Feuerstürme. Sie zeigte eine nackte Frau die auf einem Raubvogel flog, dessen Schwanz- und Flügelfedern in Flammen standen und einen feurigen Schweif bildeten.
Unter der Abbildung stand der Name "Tazh'eel".
In einer Abhandlung über himmlische Strukturen und transzendente Mächte fand er dann auch einen Abschnitt über Tazh'eel. Die rothaarige Sonnenmaid war eine der zahlreichen unehelichen Kinder von Auror.
Ein Bastard mit roten Haaren?
Calaele'en blickte kurz auf und dachte an die neue Bekanntschaft seiner Nichte.
›Elfisch, bis auf das rote Haar.‹, hatte seine Nichte die Frau beschrieben.
Auror war die Personifizierung von Aurora, der großen Sonne. Er galt als der mächtigste aller Götter und der letzte der Weltenriesen. Und seine aus einem Seitensprung entstandene Tochter Tazh'eel hatte den Rang einer Daimonia. Und als Zeichen ihrer Macht wurde sie gerne zusammen mit einem Feuervogel dargestellt.
Wir grüßen die, die den Feuersturm reitet!
Wir grüßen die, die den Feuervogel reitet?
Die Frau die mit seiner Nichte ins Bad der 4.000 Säulen g egangen war, sollte eine Daimonia sein?
›Sie lag vollkommen verstört am Boden, als wir sie gefu nden haben.‹
Das waren Jíntho’las Worte gewesen. Eine Daimonia göt tlicher Abstammung, die verängstigt und aufgelöst auf dem Boden kauert!?
Eine wenig daimonische Haltung, wie Calaele'en fand.
Für ihn ergaben die Worte der Gnome keinen Sinn. Geister und Daimones waren bloß psychische Konstrukte, noumenale Wesen die erdacht wurden um geheimnisvolle und unverständliche Vorgänge zu erklären. Für ihn standen diese transzendenten Gestalten in keinem Bezug zur Realität. Und falls doch, dann würden sie sich ganz bestimmt nicht so schnell einschüchtern lassen und sich zitternd auf dem Boden zusammenkrümmen!
Aber der Meister der Schriften war auch klug genug, um Worte der Gnome nicht gänzlich unbeachtet zu lassen, denn die seltenen und meistens rätselhaften Hinweise dieser geheimnisvollen Kreaturen hatten allzu oft einen wahren Kern.
Und deshalb rüttelte das Gesagte doch etwas an seiner Überzeugung.
Kapitel
Weitere Kostenlose Bücher