Die Angune (German Edition)
Liste schnell überflogen hatte, sah sie sich die einzelnen Posten nochmals genauer an.
300 Malter Hafer
175 Malter Roggen
170 Malter Schwarzhafer
2 Malter Hopfen
1 Kufe Salz
140 Zöpfe Knoblauch
130 Säcke Zwiebeln
85 Säcke Bohnen
4.000 Pfd. gepökeltes Schweinefleisch
2.400 Pfd. Kochspeck
300 Rauchgänse
1150 Fässer Talg
Ein paar Kräuter und Gewürze
Etwas Jutefasergarn und Leinenstoff
Einige Büffel-, Rinder- und Ziegenhäute
Sie stockte, als sie beim Schweinefleisch las, dass die Zwe rge 4.000 Pfund wünschten.
Zwei Tonnen Schweinefleisch! Und über eine Tonne Speck!
Ob sich Melissinda Eisennagel da nicht vertan hatte?
Und was war ein Malter? Und eine Kufe Salz? Und dann noch 300 Gänse!
Cornelia musste lächeln. In Gedanken sah sie sich schon hinter einem Haufen aufgeregt schnatternder Gänse hinterherlaufen.
Rauchgänse! Wie die wohl aussahen? Die weiße Hausgans kannte sie. Schneegänse und Kanadagänse hatte sie schon im Fernsehen gesehen. Die Graugans war durch den Forscher Konrad Lorenz berühmt geworden.
Aber Rauchgänse?
Cornelia faltete den Zettel wieder zusammen und stopfte ihn zurück in ihre kleine Geldbörse.
Bevor sie etwas einkaufen konnte, musste sie zuerst die Geschäftsstraße dieser Stadt finden. Mit der Ausrede, dass sie fremd sei, wandte sich Cornelia kurzerhand an eine Passantin und bat um Auskunft. Dabei erfuhr sie, dass die meisten Handwerker, Händler und Wanderarbeiter draußen vor den Toren in der Vorstadt wohnten.
Und so verließ sie die Stadtmauern - durch das gleiche Tor, durch das sie gestern hereingekommen war.
Die Einfallstraße, die aus der Stadt hinaus führte, war breit und mit glatten Steinen gepflastert. Doch schon auf den ersten Metern der Gassen, die links und rechts in die sogenannte Vorstadt hineinführten, gab es keine Pflastersteine mehr, so ndern nur noch festgetretenen Dreck.
Cornelia war sich nicht sicher. Sie ging auf der breiten Ei nfallstraße zweimal auf und ab und spähte überall in die Gassen der Vorstadt hinein. Für sie hatte diese sogenannte Vorstadt eine ziemlich erschreckende Ähnlichkeit mit einem verwahrlosten Slum.
Am äußeren Rand, weit weg von der Stadtmauer, hatten Neuankömmlinge und fahrende Händler ihre Zelte aufg eschlagen, oder kleine Bretterverschläge zusammengenagelt. Es war ein Durcheinander ohne erkennbare Struktur. Die Wege die in die Zeltstadt hineinführten, bogen manchmal schon nach dem ersten oder zweiten Zelt scharf ab und verschwanden im Labyrinth der Planen und Bretter.
In vorderster Reihe dieser Zeltstadt erkannte Cornelia e inen Scherenschleifer mit seinem einräderigen Gestell und einen Kesselflicker. Mehrere Buckelkrämer hatten den Inhalt ihrer Kraxen am Straßenrand ausgebreitet und verscherbelten Kleinkram, von der Nähnadel bis zum Zauberöl. Dazwischen flitzten halbnackte Kinder hin und her.
Instinktiv drückte Cornelia die Hand auf ihren kleinen Geldbeutel, um zu überprüfen ob er noch da war, und en tschied, nicht in die Zeltstadt hineinzugehen. Ihr waren die schmalen Wege in der unübersichtlichen Zeltstadt nicht geheuer. Sie tröstete sich mit der Ausrede, dass sie eh keine von Melissindas Waren dort finden würde.
Sie ging wieder in Richtung Stadtmauer zurück. Je mehr sie sich dem Stadttor näherte, desto zahlreicher wurden kleine und größere Holzhäuschen in der Vorstadt, und die Zeltpl anen verschwanden allmählich.
Im hintersten Teil der Vorstadt, der an der Stadtmauer lag, gab es letzten Endes dann auch keine Holzhäuschen mehr. Hier drängten sich zwei und dreigeschossige Steinbauten ane inander.
Cornelia wollte mit ihrer Suche nach Lebensmittelhändler in diesem Teil der Vorstadt beginnen. Die Gassen zwischen den Steinhäusern sahen zwar nicht viel vertrauenswürdiger aus, waren aber bei weitem besser als die weiter draußen liegende Zeltstadt, die eher an ein Flüchtlingslager erinnerte, als an e inen geschäftigen Ort.
Auf der großen Einfallstraße ging es ruhig zu. Die Breite der Straße gewährte den wenigen Passanten, die durch das Haupttor ein- und ausgingen, genügend Platz, um an einander vorbei zu kommen. Dies änderte sich schlagartig als Cornelia in die schmalen Gassen des Steinhausviertels abbog.
Sie waren voller Leben, und je tiefer sich Cornelia in das Viertel hineinwagte, umso mehr Leute kreuzten ihren Weg. Es waren nicht nur Leute aus der Stadt, die zum Einkaufen hierher kamen. Weitaus zahlreicher waren die Boten und Träger, die aus irgendeinem
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