Die Angune (German Edition)
erkennen.«
»Ah, ja! Ich verstehe! Deshalb war die Polizei am Sonntag so schnell bei mir.«
»Darüber hinaus würde ich aber nicht viel auf seine Äußerungen geben und der Polizei vertrauen. Du weißt, wie es bei uns ist, oben auf den Kuppen. Man ist über jede Abwechslung äußerst dankbar. Da wird jede Kleinigkeit riesig aufgebauscht um das Ganze etwas interessanter zu gestalten. Und kleine, ausschmückende Details sollen die eigene Rolle im Geschehenen wichtiger erscheinen lassen. So wiederholt z. B. Oma Treukauf immer wieder die Umstände warum die alte Riedhmeyer verrückt wurde. In jeder Generation würde das schönste Mädchen der Gegend als Strafe für seine Eitelkeit mit dem Fluch des Ansenbachs belegt.«
»Der Fluch des Ansenbachs? Was ist das denn für ein Schwachsinn! Lebst du bei den Steinzeitmenschen dort oben?«
»Nein, sicher nicht.«, lachte Andreas. »Dafür kennen diese Geldschlangen die Immobilienpreise zu gut. Und was diesen Fluch betrifft, so habe ich wirklich keine Ahnung worum es geht. Etwas das mit den Mächten des Bösen ...«
Mit Zeigefinger und Mittelfinger jeder Hand zeichnete Andreas zwei Gänsefüßchen in die Luft
»... zusammenhängen soll. Hirngespinste die sich einsame Menschen eben ausdenken. Ich kenne die Schlucht ziemlich gut weil es ein schöner Ort zum Wandern ist. Aber außer einigen verwitterten Felszeichnungen, die anscheinend Petroglyphen aus prähistorischer Zeit sein sollen, gibt es dort nichts.«
»Petroglyphen!?«
»Ja, diese Felsritzereien, weißt du!«
»Ich weiß was Petroglyphen sind. Wie sehen die denn aus?«
»Keine Ahnung! Die Dinger sind so verwittert, dass wirklich nur ein Archäologe etwas darin erkennen kann. Aber wie gesagt - alles nur Hirngespinste.«
Andreas bemerkte, dass Cornelia einen Moment in die Le ere starrte. Etwas beschäftigte sie.
»Davon mal abgesehen, was verschafft mir die Ehre für diese Einladung?«, fragte Andreas mit der Absicht jetzt das Thema zu ändern.
»Wie bitte?«
»Du brauchst wieder eine neue Kreditlinie, oder?«
»Ach, ja, richtig.«
Und so wechselte das Gespräch über ins Geschäftliche. Bei Benaria hatte man eine Akte über Hannes & Blau zusamme ngestellt, über die Perspektiven und Hintergründe, sowie über die geplante Vorgehensweise. Cornelia überreichte Andreas einen kleinen Ringbinder, und er versprach, dass die Analysten bei 'Canadian Capital' die Akte durchschauen würden.
Um 14.30 Uhr trennte man sich und jeder ging in sein Büro zurück.
Als Cornelia um 19.30 Uhr zu Hause ankam, ging sie sofort in die Küche zu ihrer Krimskrams-Schublade und fischte das Amulett heraus. Wäre es möglich, dass dieses Amulett etwas mit den Petroglyphen in der Ansbacher Schlucht zu tun hatten?
Im Internet fand sie heraus, dass Petroglyphen zu den älte sten Kulturäußerungen der Menschheit gehörten. Sie stammten aus einer geheimnisvollen Urzeit die sich noch immer den Geschichtsforschern und Wissenschaftlern entzog.
Petroglyphen hatten für die Gemeinschaft die sie herstel lten, eine hohe kulturelle und religiöse Bedeutung. Gemäß den möglichen Herstellungstechniken die im Internet vorgestellt wurden, war Cornelias Amulett graviert worden, d.h. durch das Einritzen von dünnen Linien waren graphische, abstrakte Darstellungen entstanden.
Manchmal wurden diese Felsritzungen mit Erdpigmenten gefärbt, wobei rote, weiße, schwarze und orangefarbene Töne vorherrschten. Cornelias Amulett aber war mit einer blau-grünen Pigmentierung eingefärbt worden. Blaue und grüne Farbpigmente aus - z. B. Lapislazuli oder Azurit - wurden aber erst in der Antike benutzt, also nach der Periode der Felsritzereien.
Damit war klar, dass ihr Amulett nicht echt war. Vielleicht hatte der Künstler oder Artist die verwitterten Petroglyphen entlang des Ansenbachs als Vorbild genommen um das Am ulett herzustellen. Leider war im Internet über diese angeblichen Petroglyphen in der Ansenbacher Schlucht nichts zu finden.
Cornelia beschloss, am Sonntag - falls das Wetter gut war - bis ins Silbergebirge zu fahren und nach diesen Petroglyphen zu suchen.
In dieser Nacht träumte Cornelia zum dritten Mal von di esem großen, grauen Wolf mit den gelben Augen und wachte schweißgebadet auf.
Am Mittwoch kaufte sich Cornelia in einer Buchhandlung eine topographische Karte im Maßstab 1:20.000. Die ganze Gegend um die Ansenbacher Schlucht war grün eingezeichnet, d.h. es war ein Waldgebiet. Und kurz bevor sich die orangefa rbenen Linien der
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