Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust
Namen im ersten Kästchen. »Auch ›Mac‹ oder ›Brady Mac‹ genannt. Verwaltungschef der Landesregierung. Aufgewachsen auf der North-Side. Er war Vorsitzender einer Gewerkschaft und hat dann für die Stadtverwaltung unter Snow gearbeitet. Ist ihm danach ins Büro des Vizegouverneurs gefolgt. Hatte immer einen gut bezahlten Posten, aber es ist sehr schwer festzustellen, was genau er für sein Geld gemacht hat. Er ist für die Außenkontakte zuständig. Er sorgt dafür, dass der Apparat läuft ›wie geschmiert‹.«
Ich war mir nicht sicher, was das bedeuten sollte. Moody schien meine fragende Miene zu bemerken.
»Spendengalas. Jobs für Mitstreiter. Nebendeals für Spender. Recherchen über die Opposition. Im Grunde macht er dasselbe wie Cimino, nur hat Cimino eigenes Vermögen. Brady Mac dagegen ist kein Finanzier. Sie werden vermutlich viel mit ihm zu tun haben. Besonders da Cimino sich momentan etwas bedeckt hält.«
»Verstanden.«
»Der Nächste auf der Liste: William Peshke. Auch ›Pesh‹ genannt. Sein Titel ist ›Persönlicher Berater des Gouverneurs‹. Wobei das einfach nur einen Vorwand darstellt, ihm ein sechsstelliges Gehalt auf Kosten des Steuerzahlers zu verschaffen. Er ist für die Wahlkampfstrategie zuständig. Er kennt den Gouverneur seit dem College. Und eigentlich wollte er die Kampagne leiten. Er versteht sich nicht allzu gut mit Madison Koehler, aber der Gouverneur mag ihn.
Zwischen Pesh und Koehler gibt es offenbar Revierstreitigkeiten. «
»Okay.«
Nach Brady McAleer und William Peshke kamen drei Namen, die mir vertraut waren. Greg Connolly, der inzwischen verstorben war. Charlie Cimino. Und Hector Almundo.
Moody verweilte nur kurz bei Connollys Namen. »Bei allem Respekt für den Toten, aber so wie wir das sehen, war Greg nur ein Trittbrettfahrer. Er trug nicht viel Eigenes zu dem Ganzen bei. Er leitete die Kommission, befolgte aber im Wesentlichen nur Anweisungen von oben. Kommen wir zu Charlie – auch wenn im Moment von seiner Seite wohl nicht mit viel zu rechnen ist, richtig?«
»Richtig«, bestätigte ich. »Aber man kann nie wissen. Ich bin mir nicht sicher, ob er sich beherrschen kann. Vielleicht drängt es ihn schon bald wieder aufs Spielfeld.«
»Da denken wir ähnlich«, bestätigte Moody. »In jedem Fall wird er immer dicht am Hauptgeschehen bleiben wollen. Denn wenn man zu lange abtaucht, vergessen sie einen, und das weiß er.«
Dieser Annahme stimmte ich voll und ganz zu. Charlie betrachtete mich als einen von seinen Jungs; deshalb war es ihm auch so wichtig, dass ich im Brennpunkt des Geschehens war, wenn er es schon nicht sein konnte.
Ich blickte auf den letzten Namen. Hector Almundo.
»Sie und ich sind geteilter Meinung, was diesen Mann betrifft«, konstatierte Moody.
Da war ich mir gar nicht so sicher. Meine Sicht auf Hector Almundo unterschied sich vermutlich kaum von der des FBI. So waren ihre Vorwürfe, Hector habe bei den Schutzgelderpressungen der Columbus Street Cannibals die Fäden
gezogen, höchstwahrscheinlich zutreffend. In Wahrheit war ich mir sogar ziemlich sicher, dass Hector seine eigene Mutter erpressen würde, wenn er einen Vorteil daraus ziehen konnte.
»Warum gehört er zum inneren Zirkel?«, fragte ich. Ich hatte meine eigene Meinung dazu. Aber ich wollte Moodys Theorie hören.
Er schüttelte den Kopf. »Ein Latino, der Latinowähler anziehen soll, vermutlich. Politik ist nicht mein Geschäft«, fügte er hinzu, in einem Tonfall, den er sonst wahrscheinlich für bestialische Serienkiller reserviert hatte.
»Wir wissen es nicht«, erklärte Lee Tucker. »Chris’ Einschätzung trifft’s wohl ziemlich genau. Wahrscheinlich mobilisiert er in seiner Gemeinde die Wähler. Er ist nicht gerade der Hellste in diesem Verein.«
»Er hat sicher einen guten politischen Instinkt«, sagte Moody. »Aber warum der Gouverneur ihn braucht? Völlig unklar.«
»Wieso braucht Snow überhaupt Unterstützung bei den Latinowählern?«, fragte ich. »Ich dachte, die sind ohnehin ein verlässlicher demokratischer Wählerblock.«
Moody zuckte mit den Achseln. »Kann ich Ihnen nicht sagen. Aber selbst wenn das zutreffen sollte, sind da ja noch die Vorwahlen.«
Richtig. Das war ein guter Punkt. Carlton Snow musste erst die Vorwahlen gewinnen. Der Staatsekretär, ein Demokrat namens Willie Bryant, war ebenfalls nominiert. Er hatte Geld und sein Name besaß einen gewissen Bekanntheitsgrad. Andererseits hatte ihn niemand je »Gouverneur« genannt.
»Wissen
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