Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust
weiteren Mitarbeiter verlieren.«
Mit dem Mitarbeiter war ich gemeint. Toll, dass er in mir einen rein statistischen Posten auf seiner Inventarliste sah und kein, sagen wir mal, lebendes, atmendes menschliches Wesen.
»Ich hab nichts in der Hand gegen diese Leute«, schloss er und zeichnete dabei mit dem Finger einen Kreis auf den Tisch. »Weder gegen den Gouverneur, noch gegen sonst jemanden. Da ist nur dieses Gefühl – das ich allerdings für ziemlich zuverlässig halte –, dass Charlie Cimino und Greg Connolly das alles niemals ohne Wissen des Gouverneurs durchgezogen hätten.« Er blickte zu mir auf. »Glauben Sie, Cimino würde einen Deal mit uns schließen?«
»Nein«, erwiderte ich. »Vielleicht irgendwann mal. Ich meine, die meisten tun das irgendwann, richtig? Aber zunächst wird er Sie zum Teufel schicken. Also müssen Sie ihn verhaften
und es öffentlich machen, wodurch alle anderen gewarnt sind und auf Tauchstation gehen. Später, wenn er irgendwann die Anklageschrift sieht und die Monate zählt, die er im Knast verbringen muss, dann kooperiert er vielleicht und beschuldigt den Gouverneur. Aber dann haben Sie keinerlei Aufzeichnungen auf Band, nichts als Ciminos Wort gegen das des Gouverneurs. Und der würde einen Anwalt wie mich anheuern und argumentieren, Cimino und Connolly hätten sich selbst durch Nebenaufträge bereichert und dabei auf die Gunst des Gouverneurs spekuliert, jedoch ohne dessen Wissen. Der Gouverneur würde die klassische Ich-wusste-vonnichts-Strategie nutzen. Und selbst wenn der Richter ihm das nicht abkauft, weil es sich um seinen direkten Untergebenen handelte, hat die Verteidigung hier ein starkes Argument. Das Wort eines Cimino, mit seinen kriminellen Machenschaften und zwanzig Jahren Haft in Aussicht, stünde gegen das Wort eines hohen Staatsdieners ohne jegliche Vorstrafen. Und deshalb, Christopher, brauchen Sie mich.«
Ich erzählte Moody nichts, was er nicht bereits auf zwanzig verschiedene Arten durchdacht hätte. »Das heißt aber immer noch nicht, dass es eine gute Idee ist, wenn Sie sich da reinwagen.«
»Einer aus diesem Kreis hat Greg Connollys Tod befohlen«, sagte ich. »Er hätte auch meinen befohlen – hätte ich sie nicht davon überzeugen können, dass ich sauber bin. Und Leuten, die mich umbringen wollen, bringe ich grundsätzlich nur wenig Sympathie entgegen.«
Moody schien immer noch nicht restlos überzeugt, aber offensichtlich war er entschlossen, mit unserem Plan fortzufahren. Denn meine Analyse traf ins Schwarze. Er hatte keine anderen Optionen. Ich war seine beste und möglicherweise
seine einzige Chance, an die Leute über Cimino heranzukommen.
»Aber sobald es zu gefährlich wird, geben Sie uns Bescheid«, sagte er. »Kein Leichtsinn.«
»Sie werden als Erster davon erfahren.«
Moody kam zu mir herüber und streckte mir die Hand entgegen. Eine Geste, die normalerweise gute, freundschaftliche Beziehungen ausdrückt, daher war ich mir nicht sicher, wie ich reagieren sollte. Ich beschloss, sie zu schütteln.
»Passen Sie auf sich auf«, sagte er.
65
Der erste Tag in meinem neuen Job begann mit einer nervtötenden Prozedur: Ich musste Formulare von jeder nur erdenklichen Farbe ausfüllen. Man hatte mir ein Büro zugewiesen, in Standard-Regierungsgröße und mit Standard-Regierungsausstattung. Nachdem ich dem Staat eine Stunde lang Informationen gegeben hatte, die ich ihm bereits gegeben hatte, als ich bei der BBK unterschrieb, war ich reif für einen Drink.
»Da ist er ja.« Hector Almundo kam durch die Tür marschiert, ein strahlendes Lächeln im Gesicht. Seit dem Prozess sah Hector bei unseren Begegnungen von Mal zu Mal besser aus. Seine Wiederauferstehung war offensichtlich in vollem Gange. Er war zurück im Siegerteam, kletterte die Karriereleiter hinauf.
Und wie üblich verlieh seine Kleidung diesem Umstand
Ausdruck. Er trug einen teuren kaffeefarbenen Anzug, eine orangefarbene Krawatte und dazu die unverzichtbare Krawattennadel, die er selbst während des Prozesses getragen hatte, als ich ihm empfohlen hatte, sich etwas dezenter zu kleiden. Doch Hector hatte keinen blassen Schimmer, wie man sich dezent kleidete. Ich meinerseits trug den üblichen dunklen Anzug, weißes Hemd, konservative Krawatte. Zugegebenermaßen alles ziemlich teuer, aber nicht protzig. Ich trug keine Krawattennadeln, Einstecktücher oder französischen Manschetten – nichts Außergewöhnliches, wenn man mal von dem raffinierten Miniaturrekorder in der Innentasche
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