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Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Titel: Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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meines Jacketts absah.
    Nachdem wir uns die Hände geschüttelt hatten, setzte er sich neben mich. »Sie kommen genau zum richtigen Zeitpunkt«, sagte er. »Großes ist im Gange. Wir werden Sie brauchen. «
    Weil mir nichts Besseres einfiel, fragte ich: »Wie geht’s Ihnen so?«
    Hector bewegte den Kopf in alle möglichen Richtungen, und demonstrierte damit Sorge und Aufregung. »Die Sache mit Greg. Haben Sie davon gehört?«
    »Ja, hab’s gehört.« Was eine Untertreibung war.
    »Das hat uns alle für ein paar Tage ziemlich in Aufregung versetzt.«
    Ich hatte keine Ahnung, ob er die Wahrheit über Gregs Tod kannte. Sicher streute Charlie Cimino derartige Informationen nicht allzu großzügig. Aber meine Hypothese besagte, dass irgendjemand über ihm in die Sache eingeweiht war. Hector stand nicht wirklich »über« Charlie, zumindest meines Wissens nach. Aber im Grunde konnte ich das nicht mit Sicherheit sagen. Und deswegen war ich hier.

    »Aber wir dürfen trotzdem nicht nachlassen, verstehen Sie?«, fuhr Hector fort. »Willie Bryant hat beachtliche Erfolge erzielt. Er könnte uns im Süden des Staats Schaden zufügen. Inzwischen sammelt auch er beachtliche Spenden. Er hatte einen langsamen Start, aber er nimmt Fahrt auf. Klar, wir fühlen uns alle schrecklich wegen Greg, aber wir müssen am Ball bleiben. Bryant wird jedenfalls keine Rücksicht auf uns nehmen.«
    Bis gestern Abend, als ich über ihn im Internet recherchiert hatte, hatte ich nicht mal gewusst, wie Staatssekretär Willie Bryant überhaupt aussah. Vor seinen zwei Amtszeiten als Staatssekretär war er Repräsentant eines Wahlbezirks gewesen, der direkt an den unseres letzten Gouverneurs Langdon Trotter grenzte. Er sah sogar ein bisschen wie Trotter aus, mit seinem sympathisch-verwitterten Naturburschenlook, was vermutlich keine Rolle spielen sollte, es aber offensichtlich tat. Politisch gesehen gehörte er in die Kategorie konservativer Demokrat, was bedeutete, dass er Schusswaffen ebenso sehr schätzte wie Prozessanwälte.
    Ich hatte online ein paar Meinungsumfragen studiert, und Carlton Snow hatte offensichtlich die Nase knapp vor Willie Bryant, siebenunddreißig Prozent gegenüber neunundzwanzig Prozent, bei einer breiten Schicht noch unentschlossener Wähler.
    Eine junge Frau erschien im Türrahmen und klopfte leise an. »Entschuldigen Sie. Mr. Kolarich, die Stabschefin möchte Sie gerne sprechen.«
    »Ich bringe ihn hin«, sagte Hector.
    Die Stabschefin residierte am Ende meines Flurs. Die Menschen, die aus Madison Koehlers Büro ein- und ausgingen, während wir geduldig draußen warteten, hätten eine kleine
Versammlungshalle füllen können. Die meisten ihrer Besucher waren jung, frisch und ehrgeizig. Ich beneidete sie – nicht, weil ich selbst keinen Ehrgeiz besessen hätte, sondern weil ich einst in einem viel größeren Maß darüber verfügt hatte. Er war zusammen mit meiner Frau und meiner Tochter über die Klippe gegangen. Doch inzwischen kannte ich immerhin wieder so etwas Ähnliches wie Ehrgeiz – ich hatte eine Mission zu erfüllen, allerdings nicht, um persönlich voranzukommen. Was mir wiederum erlaubte, eine gewisse Distanz zu dem Geschehen um mich herum einzunehmen, die mir womöglich von Nutzen war.
    Der Assistent vor Madisons Büro rief mich auf. »Die Chefin hat jetzt Zeit für Sie.«
    Die Chefin? Das sollte wohl ein Witz sein.
    Hector erhob sich mit mir. »Sie lässt sich gerne Chefin nennen«, flüsterte er.
    Madison Koehler hatte ein geräumiges Eckbüro mit einem Konferenztisch an einem Ende und Fenstern auf die Nord-und Ostseite unseres Geschäftsbezirks am anderen. Sie thronte hinter einem Stahltisch, den sie hoffentlich selbst mitgebracht hatte; denn für den Fall, dass der Steuerzahler dafür berappt hatte, würde ich wohl einen geharnischten Brief an meinen Staatssenator schreiben müssen. Oder an meinen Gouverneur. Oder an Charlie Cimino.
    Ihr Schreibtisch war mit Unterlagen überhäuft, aber alles war tadellos aufgeräumt und säuberlich kategorisiert; die Stapel türmten sich wie mit dem Lineal gezogen. Ich glaube, ich werde bis ans Ende meines Lebens nicht verstehen, wie Menschen eine solche Ordnung halten können.
    »Wie geht’s Ihnen, Chefin?«, rief Hector.
    »Gut … gut.« Sie blickte von dem Dokument auf, dem sie
sich gerade widmete; sie trug diese Brille, mit der ich sie zuletzt gesehen hatte, als sie auf einem Hotelbett lag, nur mit meinem Hemd und ihrem Höschen bekleidet. »Jason«, sagte

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