Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust
Problem«, sagte Norm. »Das bleibt garantiert unter uns.«
»Ich glaube, aus irgendeinem Grund hat es ihm dort nicht gefallen, wo er gearbeitet hat. Also kommt er zu uns, zeigt uns diesen Wisch und will sich als Informant zur Verfügung stellen. Er erzählt uns, dass mit diesem Auftrag möglicherweise was faul ist. Allerdings hat er uns nichts davon erzählt, dass ein externer Anwalt die ganze Sache analysiert und abgesegnet hat.« Er nickte in meine Richtung. »Ein Anwalt, der hier bei uns einen ziemlich guten Ruf hat, auch wenn ein paar Leute sauer über den Ausgang eines bestimmten Prozesses sind.«
Für meinen Geschmack trug er ein bisschen dick auf. Andererseits bezeugte er meine Glaubwürdigkeit, indem er auf Hectors Prozess Bezug nahm. Mein Wort galt beim FBI etwas, das wollte er Norm Hudzik vermitteln, und das würde natürlich genauso an Charlie weitergeleitet. Es würde mich in seinen Augen noch wertvoller machen.
»Wie auch immer«, sagte Ridgeway, »dieser Connolly fühlt sich als was Besseres. Er will unbedingt ein Aufzeichnungsgerät bei sich tragen und das ganze System zum Einsturz bringen. In der Zwischenzeit«, er nickte mir zu, da ich vermutlich bereits davon gehört hatte, »geht Mr. Sittenwächter allerdings gerne mal auf dem Heimweg von der Arbeit beim Seagram Hill vorbei und lässt sich für fünf Dollar einen runterholen. Und dort wird er dann überfallen und umgebracht.«
Norm, der natürlich über Connollys Abgang bestens informiert war, heuchelte Erstaunen.
»Also«, sagte Ridgeway, »nicht, dass wir je davon ausgegangen wären, dass an der Sache was dran ist – aber nach Connollys Tod musste ich dem natürlich nachgehen. Was ich hiermit erledigt habe. Tut mir leid, dass ich Sie eigens herbemühen musste. Sie können das Memo behalten, wenn Sie wollen. Ich brauche es nicht mehr.«
Norm Hudzik kaufte uns die ganze Geschichte ab. Er lachte sein dröhnendes Lachen, kaum dass wir das Federal Building verlassen hatten. »Ridgeway ist in Ordnung, wie ich Ihnen schon gesagt habe. Die haben gar nichts, mein Junge. Dieses Memo, das Sie geschrieben haben, hat es endgültig besiegelt, falls es je einen Zweifel gegeben hat. Wollen Sie es Charlie erzählen, oder soll ich es tun? Das wird ihn ziemlich aufheitern.«
»Er wird es sicher von Ihnen hören wollen«, sagte ich.
»Einverstanden.« Hudzik stimmte eifrig zu. Jeder überbringt gerne gute Nachrichten. Außerdem würde es Hudzik die Gelegenheit bieten, das Ganze etwas auszuschmücken, sich selbst in seiner Version als den großen Helden hinzustellen. »Sie haben echt Mumm, wissen Sie das? ›Ich kümmere mich sehr wohl um solche Kleinigkeiten wie die anwaltliche Schweigpflicht.‹ Große Klasse.« Er schlug mir auf die Schulter. »Machen Sie’s gut, mein Junge.«
Zurück in meiner Kanzlei fuhr ich als Erstes hinunter in Suite 410. Ich öffnete die Tür und fand Lee Tucker an seinem Schreibtisch. Offensichtlich hatte er bereits mit Brian Ridgeway gesprochen. Er hatte ein breites Lächeln im Gesicht.
»Sie haben es gekauft«, sagte ich. »Ich bin drin.«
»Ridgeway meint, Sie haben sich wie ein Arschloch benommen. «
»Ist mir nicht weiter schwergefallen.«
Tucker trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte und schüttelte den Kopf. »Nun, wir werden sehen, was Mr. Cimino dazu sagt.«
Wir mussten nicht lange warten. Noch am selben Abend traf ich Charlie zum Dinner. Er war wie ein kleiner Junge, ganz hibbelig vor Erleichterung. So wie er es jetzt sah, war der Mord an Greg Connolly als zufälliger Raubmord in einem üblen Teil der Stadt ad acta gelegt worden. Und der Korruptionsverdacht, der von Greg Connolly aufgebracht worden war, war vom Tisch. Er würde heute Nacht gut schlafen.
Wozu auch ein paar Flaschen Dreihundert-Dollar-Cabernet beitragen würden.
»Sie haben echten Mumm bewiesen, hat Norm erzählt. Sie sollen dem Staatsanwalt ganz schön den Marsch geblasen haben. « Charlie zwinkerte mir zu. »Ich könnte richtig Gefallen an Ihnen finden, mein Junge.«
Ich beschloss, so wenig wie möglich zu sagen, andernfalls hätte ich mich in meinem leichten Rausch vielleicht noch verplappert. Es fiel mir zunehmend schwer, die verschiedenen Ebenen von Täuschung und Verstellung auseinanderzuhalten. Der Mann, mit dem ich hier Steaks und teueren Cabernet genoss, war ein Killer. Und jetzt fühlte er sich erleichtert wegen einer inszenierten Vernehmung durch einen US-Staatsanwalt, bei dem mein gefälschtes Memorandum, mit dem ein Betrug
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