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Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Titel: Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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jetzt keinerlei Gewissensbisse mehr wegen meiner Tätigkeit. Einer oder mehrere Mitarbeiter des Gouverneurs – wenn nicht gar der Gouverneur selbst – hatten Morde befohlen, um ihre Verbrechen zu decken. Sie hatten definitiv verdient, was ihnen jetzt blühte.
    Als ich nach Hause kam, wäre ich am liebsten gleich wieder geflüchtet. Es gab Tage, da machte mich die Leere in diesen Räumen so rasend, dass ich einfach nicht in diesem Haus bleiben wollte. Seit dem Tod von Talia und Emily hatte ich bereits einige Nächte in einem Hotel verbracht, einfach um an einem anderen Ort zu schlafen.
    Ich betrachtete Talias Bild auf dem Bücherregal im Wohnzimmer. Ein Foto aus Collegezeiten. Es war ein Ausschnitt aus einem größeren Foto, auf dem Talia einen Löffel Schokoladeneis verweigerte, den ich ihr im Spaß anbot, nachdem sie bereits die Hälfte davon auf ihrem T-Shirt verkleckert hatte. Sie fand das lustig und mein Angebot eines weiteren Löffels
sogar noch lustiger. Sie drehte sich von dem Löffel weg und schloss die Augen, mit einem spitzbübischen Grinsen im Gesicht. Ich hatte ihr Gesicht ausgeschnitten und vergrößert. Ich liebte diesen Ausdruck. Er zeigte Talias Wesen: sorglos, sich selbst nicht allzu wichtig nehmend und …
    Und wunderschön.
    »Ich würde alles darum geben«, sagte ich.
    Ich rief Shauna an, mit der ich in den letzten Wochen nicht allzu viel Zeit verbracht hatte. Wobei ich mir nicht sicher war, ob sich die wachsende Distanz zwischen uns meinem zunehmenden Engagement in dieser verfluchten Affäre verdankte oder ihrem zunehmenden Engagement in der Beziehung zu ihrem neuen Verehrer.
    »Hallo, Fremder«, sagte sie. Im Hintergrund war Musik zu hören – die Counting Crows, eine ihrer Lieblingsbands – und die Stimme eines Mannes.
    »Wollte nur mal hören, was so läuft«, sagte ich.
    »Du wirst es kaum glauben, aber wir waren gerade bowlen. Hat Riesenspaß gemacht. Willst du … willst du vorbeikommen? Roger brennt darauf, dich kennenzulernen.«
    Ich leitete das Rückzugsmanöver ein – zu müde, harter Tag morgen, wollte nur kurz hallo sagen. Das Letzte, was ich jetzt sein wollte, war das fünfte Rad am Wagen.
    Roger musste etwas Lustiges gesagt haben, denn ich hörte Shauna lachen. Sie klang gut. Sie klang glücklich. Und aus irgendeinem Grund, den ich nicht genauer bestimmen konnte, machte mich das unglücklich.
    Ich beendete das Gespräch, legte etwas Musik auf, vorwiegend aus Collegetagen, das meiste davon düster und schwermütig. Mit dem Telefon in der Hand schlief ich ein. Ich erwachte, als es klingelte.

    »Hallo?«, sagte ich, die Reste eines Traums aus meinem Kopf vertreibend. Ich hatte die Details vergessen, sobald ich die Augen öffnete. Irgendetwas mit exotischen Tänzerinnen und einer Autowaschanlage.
    »Hallo, Jason?«
    »Mrs. Ramirez.«
    »Essie.«
    »Richtig, Essie. Wie geht es Ihnen? Alles in Ordnung?«
    »Ich hätte mich schon früher melden sollen. Aber mein Ältester hatte Probleme mit dem Einschlafen heute Abend. Ich hoffe, es ist nicht zu spät?«
    »Überhaupt nicht.«
    »Ich wollte mich bei Ihnen bedanken. Noch mal. Ich hab den Job bekommen.«
    »Bei Paul?«
    »Ja, bei Mr. Riley. Er scheint ein netter Mann zu sein.«
    »Er ist der Beste.«
    »Ich habe keine Ahnung, was man als Anwaltsgehilfin tut. Ich hab ihm das auch gesagt.«
    Das hatte sie bestimmt. Essie war ehrlich und direkt. Das war etwas, das ich sehr an ihr mochte. Und es war nicht das Einzige.
    »Sie lernen schnell. Paul hätte Sie nicht eingestellt, wenn er nicht an Ihre Fähigkeiten glauben würde.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher, Jason.«
    »Ich habe ihn lediglich darum gebeten, ein Gespräch mit Ihnen zu führen und Ihnen eine Chance zu geben. Damit hab ich Ihnen nur geholfen, einen Fuß in die Tür zu kriegen. Den Job haben Sie sich selbst geholt. Pfadfinderehrenwort.«
    Sie lachte. »Waren Sie Pfadfinder?«
    »Nö. Aber ich hab gehört, die sind ziemlich ehrenwert.«

    »Ich möchte Sie in den nächsten Tagen gerne zum Dinner einladen. Ich bezahle. Kein Widerspruch möglich.«
    »Das ist wirklich nicht nötig.«
    »Ich weiß, dass es nicht nötig ist. Ich möchte es aber gern.«
    Mir kam der Gedanke, dass Essie seit dem Tod ihres Mannes vermutlich auch nicht sonderlich viel Spaß gehabt hatte. Wenn mir danach war, konnte ich wenigstens in einem Nachtclub abstürzen, mit Shauna abhängen oder eine ausschweifende Nacht mit Madison Koehler verbringen. Essie dagegen war mit ihren zwei Kindern zuhause

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