Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust
unsere Leute auf diesen Posten, können sie aber nicht in Bezirke verlagern, in denen sich keine Veteranen bewerben. Oder angenommen, andere Bewerber haben bereits Einstellungsgespräche geführt und Tests gemacht. Wie gehen wir dann vor? Wie kriegen wir unsere Jungs da rein?«
Gordon zuckte mit den Achseln. Entweder er wusste es wirklich nicht, oder er weigerte sich, uns zu helfen. Auf seiner gerunzelten Stirn bildete sich ein glänzender Schweißfilm. Die beiden Vorgesetzten, die ihm hier gegenübersaßen, verlangten von ihm, dass er das Recht beugte und brach. Gordon war vielleicht ein bisschen verklemmt, aber er schien eine ehrliche Haut zu sein.
»Gibt es keine Jobs, die keine Bewerbungsformalitäten erfordern? «, fragte ich.
»Nein«, sagte Gordon. »Abgesehen von Praktika natürlich.«
»Praktika. Sie meinen für Collegestudenten und so.«
Gordon nickte.
»Wie definiert das Gesetz einen ›Praktikanten‹?«, fragte ich.
»Gar nicht.«
»Jeder, den wir als Praktikant bezeichnen, ist also einer?«
»Nun ja – ich schätze schon. Klar.«
»Und ein Praktikant kann seinen Job auf unbeschränkte Zeit behalten?«
»Ich … also, ich denke schon. Ja.«
Ich sah zu Mac. Er schien mir noch zu folgen.
»Und wir können einem Praktikant bezahlen, was immer wir wollen?«, fragte ich.
»Ja.«
»Wenn wir also einen Job in einen Praktikumsplatz verwandeln, können wir einstellen, wen immer wir wollen, und können ihm zahlen, was immer wir wollen?«
Gordon beugte sich vor. »Aber diese Posten sind keine Praktikumsstellen, Mr. Kolarich. Hier, schauen Sie.« Er deutete auf die Liste. »Verwaltungsfachmann für das Erziehungsministerium. Das ist keine Praktikumsstelle.«
»Vielleicht ist es jetzt eine«, erwiderte ich. »Ich meine, wenn wir das sagen, ist es möglicherweise eine, oder?«
Gordon sah drein, als hätte er eine Kakerlake verschluckt. Als er schließlich Macs Büro verließ, hatte er große Schweißflecken unter den Achselhöhlen und vermutlich über drei Liter Wasser verloren.
»Was für ein Arschloch, dieser Kerl«, sagte Mac zu mir. »Hat er vergessen, für wen er arbeitet?«
»Er erledigt nur seinen Job«, sagte ich.
»Ja, wir werden erleben, wie lang er den noch hat.«
»Sie werden Gordon nicht feuern.«
Mac schaute mich an. Ich konnte förmlich beobachten, wie er im Geist sein Diagramm durchging: Er oben, ich mehrere Stufen darunter. »Und warum sollte ich ihn nicht feuern?«
»Weil ich es gesagt habe. Wenn Sie ihn feuern, feuern Sie mich.« Ich breitete die Hände aus. »Wollen Sie mich feuern, Mac? Dann nur zu. Ich regle diese Sache für Sie, aber Sie werden diesen Gordon nicht entlassen. Auf keinen Fall.«
Mit diesen Worten verließ ich das Büro. Wie es aussah, konnte ich Brady MacAleer wohl zu denjenigen zählen, deren Vertrauen ich gewonnen hatte. Ich fragte mich, wie lange
ich es wohl durchhalten würde, im Verein mit diesen Arschlöchern durch diesen Sumpf zu waten.
Eine Stunde später suchte ich Gordon in seinem Büro auf. Als er mich sah, verspannte sich sofort sein ganzer Körper. Es hätte mich nicht gewundert, wenn er sich außerdem in die Hosen gepinkelt hätte. Glücklicherweise saß er hinter seinem Schreibtisch.
»Hören Sie, Gordon«, sagte ich. »Ich verstehe, dass Ihnen unsere Unterhaltung Kopfzerbrechen bereitet. Deshalb will ich, dass Sie Folgendes tun. Schreiben Sie ein Memo, in dem Sie erklären, dass wir nicht wissentlich die Gesetze zur Bevorzugung von Veteranen umgehen dürfen. Ich will, dass Sie das schriftlich fixieren und mir geben, und zwar nur mir.«
Er starrte mich an wie ein Reh im Scheinwerferkegel. »Und Mr. MacAleer feuert mich.«
»Nein. Das wird nicht passieren. Er wird dieses Memo nie zu Gesicht bekommen. Nur ich. Sie müssen sich absichern.«
Gordon holte tief Luft und nickte langsam. »Wird er … ich meine, wird er das wirklich tun? Die Jobs verlagern und Praktikumsplätze schaffen?«
»Keine Ahnung. Vielleicht. Aber es wird nicht Ihre Entscheidung sein. Und Sie sollen später beweisen können, dass es auch nicht Ihre Idee war. Denn das war es nicht. Okay?«
Er war natürlich völlig verwirrt. Er kannte mich nicht. Und derartige Machenschaften waren ganz offensichtlich nicht seine Sache. Er war ein Bürokrat, aber ein ehrlicher.
»Früher war das hier nicht so«, sagte er.
»Ich weiß.« Ich klatschte kurz an den Türrahmen und ging dann zurück in mein Büro.
70
Den Rest des Tages und den gesamten Abend verbrachte ich damit, die
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