Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Titel: Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
Vom Netzwerk:
angebunden.
    »Klingt gut«, sagte ich, und wir beendeten das Gespräch.
    Essie ließ mich an ihren toten Ehemann Ernesto denken. Ernesto ließ mich an seinen Kumpel Scarface denken. Und Scarface ließ mich an den Mann denken, der Adalbert Wozniak getötet hatte und möglicherweise auch Ernesto: Frederico Hurtado. Kiko.
    Ich zog mir Mantel und Handschuhe an. Ich trug immer noch meinen Anzug, was mir möglicherweise von Nutzen sein konnte. Dann fuhr ich hinunter zur Southwest-Side. Die Temperaturen lagen knapp über dem Gefrierpunkt, und es war dunkel, daher war auf den Straßen kaum etwas los. Es gab ein paar Bars in dieser Gegend, die gut zu laufen schienen, doch es war kein angesagtes Viertel, noch nicht. Nach wie vor war es eine von Mexikanern dominierte und eher arme Wohngegend. Die Apartmenthäuser waren klein und standen dicht gedrängt, es gab fast keine Gärten oder Zufahrtsgassen auf den Rückseiten der Häuser. Die Autos waren entlang der Straße geparkt, die meisten davon trugen deutliche Spuren des Gebrauchs und der kaputten, von Schlaglöchern gesprenkelten Straßen.

    Als ich weiter in Richtung Süden kam, wurde es ein wenig ansehnlicher. Einfamilienhäuser lösten die eng aneinandergereihten Apartmenthäuser ab, einige davon hatten sogar umzäunte Gärten. Ich hielt nach den Hausnummern Ausschau und fand ohne Probleme Kikos Haus. Es war nichts wirklich Spektakuläres. Ein Grundstück von etwa zweitausend Quadratmetern Größe, so wie bei den anderen Häusern hier; zwei Stockwerke, teils Ziegelmauern, teils mit Holz verkleidet. So lebten diese Typen, ganz nach dem Vorbild der alten Mafiosi in dieser Gegend – Heime, die von außen bescheiden wirkten, aber innen vollgestopft waren mit luxuriöser Ausstattung und teurem technischem Schnickschnack.
    Ich fuhr ein paarmal um den Block. Dann schritt ich zweimal die Gasse hinter dem Haus ab. Damit hatte ich einen ziemlich guten Eindruck gewonnen. Ich wusste jetzt, wie ich vorgehen würde – wenn ich mich denn dazu entschließen sollte. Und es war ein großes fettes Wenn. Mir diesen Kerl vorzuknöpfen, stand nicht ganz oben auf meiner Prioritätenliste. Kiko zum Feind zu haben war in meinen Augen etwa so attraktiv, wie ohne Fallschirm aus einem Flugzeug zu springen. Aber mir blieb nicht viel Zeit, bis das FBI sich Charlie Cimino und Konsorten schnappen würde. Und wenn das geschah, war es zu spät.
    Also – nicht heute Nacht. Aber vielleicht schon bald.

69
    Am nächsten Morgen um neun traf ich Brady MacAleer in seinem Büro. Es war nicht leicht, den Titel auf seiner Tür – Leitender Regierungsdirektor — mit diesem stumpfnasigen, leicht unterbelichteten Finsterling zusammenzubringen. Sein Hemd passte ihm nicht sonderlich gut und die Krawatte schien nur ein lästiges Anhängsel für ihn zu sein. Wie beim letzten Mal waren seine Augen blutunterlaufen und zusammengekniffen; sie blickten immer noch unfreundlich.
    »Charlie meint, Sie sind brauchbar«, informierte er mich. Er sagte das so, als wären wir uns noch nie begegnet und als hätten wir nicht gestern Abend beim Dinner die Dinge offen besprochen. Außerdem sagte er es so, als wäre das letzte Urteil über mich noch nicht gesprochen.
    »Ich dagegen, ich kenne Sie noch nicht«, fuhr er fort. »Verstehen Sie, was ich damit sagen will?«
    »Ich denke schon. Sie kennen mich noch nicht.«
    »Und ich traue niemandem, den ich nicht kenne. Verstehen Sie, was ich damit sagen will?«
    Nun hatte er schon zwei Drittel eines logischen Dreisatzes beisammen. Wenn ich noch ein bisschen wartete …
    »Also vertraue ich Ihnen nicht«, sagte er.
    »Ich bin froh, dass wir das klären konnten«, erwiderte ich.
    Ich hatte nicht gedacht, dass seine Augen noch schmaler werden konnten, aber ich hatte mich getäuscht. Vermutlich hatte er den unbestimmten Eindruck, beleidigt worden zu sein. Manche Menschen sind eben sehr zart besaitet.
    So fesselnd diese Unterhaltung auch war, Mac unterbrach sie kurz, um mich über die Bürohierarchie zu belehren. Er
hob eine Hand horizontal auf Augenhöhe. »Das ist der Gouverneur«, erklärte er. Er senkte die Hand eine Stufe. »Das ist Queen Madison.« Er senkte die Hand erneut. »Das bin ich.« Und wieder senkte er die Hand — diesmal erheblich tiefer, bis sie knapp über dem Tisch schwebte. »Und das sind Sie«, sagte er.
    »Das ist ziemlich weit unten«, bemerkte ich.
    »Ja, und dabei wird es auch bleiben.« Und dann, als Zugabe, wiederholte er die ganze idiotische Geschichte noch einmal.

Weitere Kostenlose Bücher