Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust
einschlägigen Gesetze zu studieren, besonders die Verordnungen zur Bevorzugung von Veteranen. Am nächsten Morgen traf ich mich mit Brady Mac und Madison Koehler in ihrem Büro. »Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht«, verkündete ich.
Madison rieb sich die Augen. »Die gute zuerst«, sagte sie. Ich hätte genau andersherum entschieden.
»Die gute Nachricht ist: Drei der Behörden, die wir brauchen – Öffentliche Verkehrsmittel, Erziehung und Strafvollzug — , haben Zweigstellen in zumindest einem Bezirk, in dem sich keine Veteranen bewerben. Also können wir diese Leute in diesen Bezirken anheuern und brauchen uns nicht um die Veteranen kümmern.«
»In welchen Bezirken?«, fragte sie.
»Zwei in Norfolk County und einer in Summit County.«
»Aber die liegen ganz im Süden des Bundesstaats«, entgegnete sie. »Und Rick Harmonings Leute leben hier oben. Das läuft nicht.«
»Wir heuern sie dort unten an und versetzen sie kurz darauf nach hierher. Dann haben sie die Stelle bereits, und wir brauchen uns keine Gedanken mehr über die Bevorzugung von Veteranen zu machen. Eine Versetzung zählt in dem Zusammenhang nicht.«
Sie blickte erst mich an, dann Mac und nickte schließlich. »Okay, also bei drei von fünf Behörden kriegen wir unsere Leute unter, indem wir die Jobs in Bezirke verlagern, in denen keine Veteranen auf der Warteliste stehen.«
»Richtig. Und indem wir sie anschließend zurückversetzen, sobald sie den Job in der Tasche haben.«
Sie machte wieder diese rollende Bewegung mit der Hand, damit ich fortfuhr. »Was ist mit den anderen beiden?«
»Bei den beiden anderen Behörden – Wirtschaft und Öffentliches Gesundheitswesen — haben wir schlechte Karten«, erklärte ich. »Aber wir können diese Leute als Praktikanten einstellen.«
»Praktikanten? Das wird nicht funktionieren. Diese Leute wollen keine Mindestlohnverträge. Die wollen eine volle Stelle mit entsprechendem Gehalt und Vergünstigungen.«
»Es wird funktionieren«, sagte ich. »Wir stellen sie als Praktikanten ein und zwar zu dem Gehalt, das sie für eine volle Stelle bekommen würden. Wir können das. Niemand kann uns daran hindern. Wir dürfen ihnen zahlen, was immer wir wollen. Und laut Gesetz können wir einem Praktikanten eine volle Stelle geben, sobald er die sechsmonatige Probezeit erfolgreich absolviert hat. Auch in diesem Fall kommt das Gesetz zur Bevorzugung von Veteranen nicht zur Anwendung.«
Madison dachte darüber nach. »Sie kriegen also gleich das volle Gehalt und nach sechs Monaten werden sie verbeamtet mit allen staatlichen Vergünstigungen?«
»Exakt«, bestätigte ich.
Das schien für sie in Ordnung zu sein. »Und die schlechte Nachricht?«
»Die schlechte Nachricht ist, dass alles, worüber wir gerade gesprochen haben, illegal ist. Wir dürfen nichts dergleichen tun. Das Gesetz besagt, wir müssen bei allen zu besetzenden Stellen Veteranen bevorzugen. Es heißt dort ausdrücklich, wir müssen ›alle angemessenen Maßnahmen‹ ergreifen, um Veteranen zu ihrem gesetzlich garantierten Vorrang zu verhelfen.
Wir jedoch tun das genaue Gegenteil. Wir ergreifen alle erdenklichen Maßnahmen, um die Verordnungen zur Bevorzugung von Veteranen zu umgehen.«
Madison legte den Stift beiseite, mit dem sie herumgespielt hatte, und lehnte sich in ihrem Sessel zurück. »Davon will ich nichts hören.«
Natürlich wollte sie nichts davon hören. Aber es war entscheidend, dass ich diese Dinge erwähnte. Es musste klar sein, dass ich wissentlich an der Planung illegaler Machenschaften beteiligt war. Andernfalls hätte die Ausnahmeregelung zur anwaltlichen Schweigepflicht nicht gegriffen, und unser Gespräch wäre als Beweismittel möglicherweise unzulässig gewesen. Außerdem machte es den Fall wasserdicht, sollte die Jury diese Aufzeichnungen zu hören bekommen. Nun konnte Madison nicht mehr argumentieren, sie habe lediglich auf Rat ihres Anwalts gehandelt; denn dieser hatte sie bereits im Vorfeld darauf hingewiesen, dass ihr Vorhaben illegal war.
Es war einer der zahlreichen Momente, in denen ich kurz Bestandsaufnahme machte. Mittlerweile war ich ziemlich gut darin, andere aufs Glatteis zu führen. Und was für eine tolle Fähigkeit: Ich öffnete Menschen Türen, und wenn sie hindurchgingen, erwartete sie eine Anklage der Bundesstaatsanwaltschaft. Ich schickte reihenweise Menschen ins Gefängnis. Ich war eine geladene Waffe.
»Es ist mein Job, Sie darüber zu informieren«, antwortete ich Madison. »Ich
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