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Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Titel: Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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vermisst. Aber, hey«, kehrte er zu seinem Thema zurück, »was ist mit diesem Kram, von dem Sie eben gesprochen haben?«
    Er kippte den Rest seines Scotchs und starrte mich an.
    »Hören Sie, Hector, die erzählen mir diese Dinge vertraulich. Und ich tu einfach nur, was man mir sagt.«
    »Geheimnisse vor mir? Wer hat Sie hier eingeführt, Herr Anwalt? Haben Sie das schon vergessen?«
    Zum Teil sprach der Alkohol aus ihm, und Hector hatte jede Menge davon genossen. Gleichzeitig offenbart man unter Alkoholeinfluss häufig seine wahren Gefühle und inneren Unsicherheiten. Hector wollte wieder ganz oben mitmischen und betrachtete jedes Geheimnis, das man vor ihm hatte, als Zeichen der Respektlosigkeit.
    »Ich erledige einfach nur, was man mir aufträgt«, wiederholte ich. Natürlich musste das wie eine faule Ausrede klingen, besonders wenn es aus meinem Mund kam. Ich spielte gerne den Querkopf, und Hector wusste das nur zu gut.
    Hector breitete seine Handflächen aus, als wollte er sich mir offenbaren. »Glauben Sie, ich bin nur irgendein Handlanger? Wissen Sie, dass ich eines Tages der erste Latino-Vizegouverneur sein werde?«
    Ich ließ mich zurückfallen. »Sie werden tatsächlich zur Wahl für das Amt des Vizegouverneurs antreten?«
    »Ich werde nicht zur Wahl antreten.« Verächtlich wandte er
den Blick ab. »Mickey Diedman wird Ersatzgouverneur, und wenn Barack oder Hillary Präsident werden, dann verschafft Carl Mickey einen Sitz am Bundesgerichtshof und ernennt mich zu seinem Nachfolger.«
    All das war völlig neu für mich. Da ich mich in letzter Zeit etwas mehr um Politik kümmerte, war mir natürlich bekannt, dass ein Staatsanwalt aus dem Süden, Michael Diedman, sich als Demokrat um das Amt des Vizegouverneurs bewarb und dabei eine klare Favoritenrolle hatte. Aber es war ein gewaltiger Sprung vom Bezirksstaatsanwalt zum Bundesrichter. Hatte auch hier irgendein Deal stattgefunden?
    »Wow, das ist großartig«, sagte ich, weil Hector in seinem Stolz gekränkt schien und er das vermutlich hören wollte.
    »Ja, dann sagen Sie das mal all diesen Arschlöchern da drinnen. Madison, Peshke, Mac – sind die vielleicht jemals für irgendwas gewählt worden? Nein, dafür haben die gar nicht die Eier. Die halten sich immer hübsch im Hintergrund, während wir an die Front marschieren und die Schläge einstecken. Und dann schauen sie auf mich herab, als wäre ich irgendein tapsiger Hundewelpe, dem man den Kopf tätscheln muss.« Er rutschte in seinem Sitz hin und her und redete sich langsam in Rage. »Auf wen, glauben Sie, hört Carl mehr als auf jeden anderen? Die denken, ich wäre nur eine unbedeutende kleine Nummer, aber auf wen hört Carl am meisten, hm? Wer sagt ihm, was zu tun ist?«
    »Sie«, folgerte ich.
    »Ich. Ganz genau, Scheiße verdammt.« Er klopfte sich auf die Brust. »Haben Sie mich heute Abend gesehen? Glauben Sie etwa, ich kann einem Publikum nicht ebenso einheizen wie er? Ich werde der erste Latino-Vizegouverneur, und danach werde ich der erste Latino-Gouverneur. Die glauben,
ich bin nur irgendein braunes Gesicht, mit dem sie sich vor den Mexikanern schmücken können? Blödsinn. Ich scheiß auf die. Ich scheiß auf sie alle.«
    »Hector …«
    »Sehen Sie, wie man mir für meine Dienste an der Allgemeinheit gedankt hat? Die haben mich angeklagt, verdammt, das war der Dank. Dabei hab ich nichts anderes gemacht als alle anderen auch. Aber ich, ein Latinopolitiker? Nein, der darf natürlich nicht an der Macht bleiben. Den müssen sie fertigmachen.«
    Mit zitternder Hand nahm er einen weiteren großen Schluck von seinem frischen Drink. Ich hatte diese Klage über Benachteiligungen wegen seiner Hautfarbe schon häufiger von Hector gehört. Allerdings hatte ich meine Zweifel; beim FBI herrschte bei der Jagd auf Politiker ziemliche Gleichberechtigung. Aber natürlich war ich ein weißer, katholischer Junge und hatte nie in seiner Haut gesteckt. Abgesehen davon war Verfolgungswahn ein klassisches Symptom, wenn einem die Bundesbehörden auf den Fersen waren, egal, ob sie einen Grund dafür hatten oder nicht. Irgendwann drehte es sich nämlich gar nicht mehr darum, was man getan hatte, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen; es drehte sich einzig und allein darum, wie entschlossen sie waren, einem irgendetwas nachzuweisen.
    »Joey Espinoza hat Sie reingelegt«, wiederholte ich, um ihn weiter aufzustacheln, denn ich witterte eine Offenbarung.
    »Joey Espinoza.« Er verschüttete etwas von seinem Drink, als

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