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Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Titel: Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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zugeschnürt. Ich brachte den Satz nicht zu Ende. Mein Herz begann wie wild zu pochen, meine Instinkte drohten meinen Verstand zu überrennen.
    Ich stellte mir selbst eine einfache Frage und bildete mir ein, die Antwort darauf zu kennen.
    »Sind Sie noch dran?«, fragte Hector. »Hallo?«
    Ich stützte mich schwer auf den Küchentisch und fügte in meinem Kopf die Bruchstücke zusammen.
    Hector sagte: »Ich habe Carl versichert, wenn irgendjemand ein Geheimnis bewahren kann, dann sind Sie das. Und ich täusche mich doch nicht in Ihnen, Jason? Jason. Ich liege doch nicht falsch in diesem Punkt?«
    Ich konnte nicht sprechen, oder zumindest konnte ich mich nicht auf das konzentrieren, was Hector sagte. Mein
Verstand arbeitete auf Hochtouren, versuchte eine Geschichte zu rekonstruieren, die Fakten zusammenzufügen.
    »Lassen Sie uns gleich morgen früh miteinander sprechen. Einverstanden? Klingt das wie ein Plan? Wir können im Apple Jacks zusammen frühstücken. Carl wird sich Ihnen wegen dieser Sache erkenntlich zeigen, dafür werde ich sorgen. Okay?«
    Ich antwortete nicht. Stattdessen legte ich auf, marschierte in der Küche auf und ab und fragte mich: Was wäre, wenn? Manches erschien noch nicht unbedingt logisch, aber mein Bauchgefühl verriet mir, dass ich das mit mehr Informationen ausgleichen konnte.
    Ich betrachtete die Sache aus verschiedenen Blickwinkeln, klopfte alles gründlich ab, suchte nach Gegenargumenten – trotzdem landete ich immer wieder bei derselben Schlussfolgerung. Mir fehlten noch ein paar Fakten, aber auch ohne sie wusste ich: Es konnte gar nicht anders sein. Ich war mir absolut sicher.
    Meine Sinne arbeiteten wie in Zeitlupe, während sich mein Verstand bündelte und sich auf einen einzigen brennend heißen Punkt konzentrierte. Mein ganzer Körper zitterte vor Wut.
    Was haben Sie vor, wenn Sie die Wahrheit herausgefunden haben?, hatte Essie Ramirez mich gefragt.
    Was willst du tun, wenn du rausgefunden hast, wer Ernestos Mörder ist?, hatte Lightner gefragt. Willst du den Betrefenden töten?
    Ich fühlte, wie alles in mir zusammenbrach. Die Mauern, die ich aufgetürmt hatte, stürzten ein wie ein Kartenhaus. Das war in der Tat gar keine schlechte Analogie. Vielleicht hatte ich mir nur eingeredet, dass ich darüber hinwegkommen könnte. An irgendeinem Punkt dachte ich, ich hätte es
geschafft. Ich dachte, ich hätte einen Schritt ins Leben getan. So, als könnte ich irgendwann hinter mir lassen, was mit meiner Frau und meiner Tochter geschehen war. Ich hatte mir eingeredet, das Gefühl der Schuld würde nachlassen, es würde zwar eine Narbe bleiben, doch sie würde mit jedem Tag ein wenig verblassen.
    Jetzt erlebte ich einen Rückfall. Und es war mir egal. Es fühlte sich so herrlich vertraut an: die selbstdestruktive Wut, die Bitterkeit. Das bist du. Der Kerl, der sich auf dem Schulhof mit doppelt so großen Typen angelegt hat. Der Kerl, der sein Stipendium an der State und seine Football-Karriere vermasselt hat, nur um seinem Teamcaptain zu beweisen, was für ein harter Bursche er war. Der das Verlangen verspürte, zuzuschlagen und andere zu verletzen; auch wenn er genau wusste, dass er anschließend mehr als das Doppelte einstecken muss. Er wollte diesen Schmerz, er hat ihn gesucht.
    Das bist du.
    Ich stürmte nach oben in mein Schlafzimmer. Im Kleiderschrank, auf dem obersten Fach, fand ich meine alte Dienstmarke der Bezirksstaatsanwaltschaft. Irgendwann hatte ich mal gedacht, ich hätte sie verloren und hatte Ersatz beantragt. Ich hatte einen ordentlichen Preis für die Ersatzmarke bezahlt – das Gehalt einer ganzen Woche –, denn die Staatsanwaltschaft verstand keinen Spaß mit Dienstmarken, die ihren Weg in die Öffentlichkeit fanden. Als ich die verloren geglaubte Marke später wiederfand und den Ersatz bereits in meiner Brieftasche trug, hielt ich es für mein gutes Recht, das teuer bezahlte Original zu behalten. Was ich auch tat, selbst als ich später aus der Staatsanwaltschaft ausschied und meine Ersatzmarke zurückgab.
    Außerdem besaß ich eine Waffe, mit der ich mich auskannte
– wenn auch nur bedingt. Ich hatte zwar ein Grundtraining absolviert und sogar einen Nachmittag auf dem Schießplatz des FBI verbracht – eine Art Sondervergünstigung für uns schlecht bezahlte, hart arbeitende Staatsanwälte –, aber inzwischen hatte ich das Ding vier Jahre nicht mehr angerührt und bezweifelte ernsthaft, ob ich aus einem Meter Entfernung einen Berg treffen konnte.
    Abgesehen

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