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Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Titel: Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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ich, »ich mache Ihnen keine Vorwürfe deswegen. Sie konnten schließlich nicht wissen, dass ich auf Ernestos Anruf wartete.« Ich musste all meine Willenskraft aufbieten, um mich zu beherrschen und an den größeren Zusammenhang zu denken. Keine leichte Aufgabe. Einatmen, ausatmen.

    Hector hob das Kinn. Er blickte über meine Schulter, kratzte sich an der Wange, räusperte sich. Reine Verzögerungstaktik. Nervöse Reaktionen. Er nickte dem Kellner zu, der ihm Kaffee nachschenkte. »Das Timing war nicht perfekt«, sagte er, als der Kellner verschwunden war. »Aber ich hatte keine andere Wahl. Ich dachte an meine persönliche Agenda, Jason. Wie Sie sich vielleicht erinnern, ging es bei diesem Prozess um mein Leben. Und dann kamen Sie daher, auf Ihrem Ein-Mann-Kreuzzug, und wollten diesen Kerl finden und ihn zum Reden bringen. Es waren nur noch wenige Tage bis zum Ende des Prozesses, und Sie waren dabei, mitten in ein Wespennest zu stochern.«
    Ich sah ihn an. Er hatte Probleme, meinen Blick zu erwidern. Das war nichts, an was er sich gerne erinnerte. Aber auch für mich war es nicht unbedingt ein Heidenspaß.
    »Also, ja, es tut mir leid – okay?« Das allein war für jemanden wie Hector bereits ein ziemliches Eingeständnis, und ich hörte einen leicht verärgerten Unterton heraus. »Klar, ich hätte mir natürlich auch ein günstigeres Timing gewünscht, wegen Ihrer Frau und all dem. Aber was hätte ich tun sollen? Ich durfte nicht zulassen, dass dieser Ramirez die Klappe aufreißt. Er war eine Bedrohung, und ich hab getan, was ich tun musste. Mir blieb keine andere Wahl.«
    Da waren sie, die faulen Ausreden, die Hector nachts schlafen ließen: Ich hatte ihm keine andere Wahl gelassen. Ernesto Ramirez war meine Schuld, nicht seine. Daher war Hectors konsequente Reaktion – Ernesto umbringen zu lassen – natürlich ebenso wenig seine Schuld. Und der Umstand, dass ich genau zu diesem Zeitpunkt in meinem Büro auf Ernesto gewartet hatte, anstatt mit meiner Familie aufs Land zu fahren? Nun, ich selbst musste zugeben, dass ich ihm das schlecht
anlasten konnte. Die letzte Seite dieses Kapitels hatte ich gestern Nacht endgültig umgeblättert, und ich würde nicht mehr zu einem früheren Teil der Story zurückgehen.
    Trotzdem hatte Hectors schlechtes Gewissen ihn dazu getrieben, mit mir Kontakt aufzunehmen und mir etwas anzubieten, das Einzige, was ein Kerl wie er mir anbieten konnte — einen Job in der Regierungsbürokratie. Worin durchaus eine gewisse Ironie lag. Hätte Hector mich nicht zum Lunch eingeladen und mir eine lukrative Arbeit für die Administration des Gouverneurs schmackhaft gemacht, hätte ich nie den Weg in die Bau- und Beschaffungskommission und in den inneren Zirkel des Gouverneurs gefunden. Einmal in seinem Leben tat Hector etwas in guter Absicht, und prompt würde es ihn zu Fall bringen.
    Und dieses eine Mal, wo er etwas offen und ehrlich zugab, würde der letzte Nagel zu seinem Sarg sein. Hector Almundo hatte sich soeben auf Band zu dem Mord an Ernesto Ramirez bekannt.
    Ein Eingeständnis hatte ich, eins stand noch aus.

87
    Meine Hände waren inzwischen nicht mehr ganz so ruhig. Ich dachte an meine Familie und an Essie Ramirez und ihre beiden Kinder. Ich dachte an den F-Bird in meiner Tasche, auf dem sich Hectors Geständnis befand. Das Aufzeichnungsgerät war eine geladene Waffe. Aber ich musste konzentriert
bleiben. Ich durfte das jetzt nicht vermasseln. Ich brauchte immer noch Greg Connolly. Und dies war meine letzte Chance.
    »Mir geht es nicht darum, Ihnen ein schlechtes Gewissen zu machen wegen dem, was passiert ist«, sagte ich. »Mir geht es darum, dass Sie rücksichtslos vorgegangen sind. Wir hätten Ernesto Ramirez auch auf andere Art neutralisieren können, wenn Sie mir davon erzählt hätten. Himmel, Sie hätten ihn doch nicht gleich umbringen lassen müssen.«
    Bei dem entscheidenden Wort verzog Hector das Gesicht. Es gefiel ihm nicht, dass ich das so deutlich aussprach.
    »Sie haben leicht reden«, sagte er. »Ihnen drohte ja auch keine lebenslange Haftstrafe.«
    »Ich weiß, Hector, aber betrachten Sie die Konsequenzen. Sie vertuschen den Mord an Adalbert Wozniak, indem sie Ernesto Ramirez töten. Und dann müssen Sie die Sache mit Ernesto Ramirez vertuschen, indem sie Greg Connolly beseitigen. Wegen Wozniak kann man Ihnen aufgrund des Freispruchs vermutlich nichts mehr anhaben – bleiben aber immer noch zwei Morde. Und einer der Ermordeten war der beste Freund und Ratgeber des

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