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Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Titel: Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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bei mir lag.

89
    Ich begab mich nicht nach unten in den Presseraum des State Buildings, um dort gegen elf Uhr dreißig die Pressekonferenz zu verfolgen. Mir war die Vorstellung unerträglich, den obersten Bossen der Arbeiter- und der Angestelltengewerkschaften dabei zusehen zu müssen, wie sie ihre Unterstützung für Carlton Snow verkündeten. Das Ereignis wurde live im Internet übertragen, also schaltete ich widerstrebend den Computer ein und hörte mit halbem Ohr zu, während ich ein paar persönliche Habseligkeiten zusammenpackte, die ich mit in dieses Büro gebracht hatte.
    Rick Harmoning pries Carlton Snows leidenschaftliches Engagement für die Arbeiter. Leider vergaß er dabei zu erwähnen, dass der Gouverneur Ricks gesamter Familie ebenso wie seinem Freundeskreis Verwaltungsjobs auf Kosten von Veteranen und besser Qualifizierten verschafft hatte. Gary Gardner erwähnte den Einsatz des Gouverneurs für Angestelltenrechte, verlor aber kein Wort über die baldige Berufung seines Schwagers an den Obersten Gerichtshof des Bundesstaats.
    Es gelang mir nicht mal mehr, richtig wütend zu werden; ich war einfach nur benommen, weil ich dem Ganzen schon zu lange ausgesetzt war. Und ich fühlte mich unerträglich müde und ausgebrannt. Ich hatte erledigt, weswegen ich angetreten war. Ich hatte Ernestos Mörder aufgespürt und vor wenigen Stunden beim Frühstück sein Geständnis aufgezeichnet. Sein Mitverschwörer Charlie Cimino saß bereits ziemlich in der Tinte wegen seiner Rolle in dieser Nacht – das meiste davon war auf meinem F-Bird festgehalten worden – sowie
aufgrund zahlloser weiterer Vergehen, die Charlie und ich in den Monaten zuvor begangen hatten.
    Zumindest in dieser Hinsicht war die Welt wieder in Ordnung. Dementsprechend schwer fiel es mir, die Motivation aufrechtzuerhalten. Ohne wirkliches Interesse lauschte ich den Plattitüden, mit denen sich der Gouverneur und die beiden Gewerkschaftsbosse gegenseitig überhäuften. Ich entfernte die beiden AA-Batterien aus meinem Ghettoblaster, steckte sie in mein Jackett, wickelte das Kabel mehrfach um die Anlage und verstaute sie dann in der Sporttasche, die ich mitgebracht hatte. Abgesehen von der Stereoanlage hatte ich nur noch ein paar meiner eigenen Schreibutensilien mit in dieses Büro gebracht – ich hasste die billigen Stifte, die die Regierung einem zur Verfügung stellte – sowie eine übergroße Kaffeetasse, die ich vor ein paar Jahren beim Fiesta Bowl gekauft hatte, als Talia und ich über Weihnachten in Arizona waren. Ich blickte mich um und erwog, die Heftklammermaschine zu klauen, die besser war als die in meinem eigenen Büro, entschied mich aber dagegen. Allerdings beschloss ich, dass mir der Steuerzahler aufgrund meiner wertvollen Dienste an der Allgemeinheit zumindest ein paar Gummibänder schuldete; also steckte ich welche in meine Hosentasche und erklärte uns damit für quitt.
    Nachdem ich meinen Ghettoblaster und meine Stifte sicher in der Sporttasche verstaut hatte, schob ich sie unter meinen Schreibtisch. Andernfalls wäre vielleicht jemandem aufgefallen, dass ich mein Büro räumte, und er hätte sich womöglich gefragt, was für Gründe ich dafür haben mochte.
    Nun blieb mir noch der Rest des Tages für meine Erledigungen. Zumindest dachte ich das. Heute Abend war Antwain Otis’ Hinrichtung angesetzt, und ich hoffte, zuvor noch
ein Gespräch mit dem Gouverneur darüber führen zu können. Ich machte mir keine großen Hoffnungen, was das Ergebnis betraf, aber ich wollte nichts unversucht lassen. Ich wollte dafür sorgen, dass Carlton Snow einen Augenblick lang wirklich über die Angelegenheit nachdachte, und nicht nur so tat. Wenigstens das hatte Antwain Otis verdient.
    Und dann war da noch das FBI. Moody war so wild auf den Gouverneur, dass der Mann vermutlich sein letzter Gedanke beim Einschlafen und sein erster beim Aufwachen war. Und wie bei Leuten in Moodys Position so üblich, wollte er seinen Kopf auf einem Silbertablett. Natürlich hätte er die Leute des Gouverneurs umdrehen und dafür sorgen können, dass sie gegen ihren Boss aussagten; aber ein Geständnis war immer noch der beste Weg, einen Fall zu gewinnen. Daher wollte er, dass Snow sich auf dem F-Bird selbst belastete.
    »Ich bin jetzt bereit für Fragen«, hörte ich den Gouverneur auf einmal sagen. Ich drehte mich zum Monitor, denn das war eine der seltenen Gelegenheiten, bei denen sie dem Gouverneur erlaubten, persönlich zu den Reportern zu sprechen.
    »Herr

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