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Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Titel: Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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wollen Sie was dazu sagen?«
    Charlie zuckte mit den Schultern. »Klingt tatsächlich nach einem Verlustgeschäft. Ich habe keine Einwände gegen irgendwas, das hier vorgebracht wurde.«
    »Okay, okay.« Der Gouverneur holte tief Luft und stieß einen langen Seufzer aus. Ganz offensichtlich hatte er all das schon einmal gehört. Er wollte lediglich eine Rückversicherung, eine Bestätigung der Entscheidung, die er bereits gefällt hatte. »Das ist alles für heute Abend, danke. Ich brauche jetzt etwas Zeit alleine.«
    Normalerweise hätte eine solche Aufforderung eine prompte Reaktion zur Folge gehabt — sicher, Herr Gouverneur, bis morgen dann, in alter Frische –, aber heute schienen alle zu zögern. Doch schließlich erhob sich Madison, und die anderen taten es ihr nach.
    »Jason«, sagte der Gouverneur. »Ich möchte Sie bitten, noch zu bleiben.«

91
    Der Gouverneur holte sich eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank und bot mir ebenfalls eine an, die ich dankend ablehnte. Er hielt Abstand zu mir und dem schwarzen Telefon, offenbar zog er die Sicherheit des großen Panoramafensters vor.
    »Bevor Lang Trotter Justizminister wurde, hat er mir mal erzählt, dass man sich zu keiner Zeit mehr wie ein Gouverneur fühlt, als wenn man das schwarze Telefon hat. Er hatte zwei in seiner Amtszeit. Zwei Hinrichtungen. Er hat gesagt, diese Nächte vergisst man nie. Jetzt weiß ich, was er damit gemeint hat.« Er blickte auf die Uhr. »Dieser Mann wird in einer Stunde und fünfundvierzig Minuten sterben.«
    »Wird er das?«, fragte ich.
    Er schaute mich kurz an, brach den Augenkontakt aber sofort wieder ab. Als wir beide das letzte Mal allein gewesen waren, war es nicht so gut gelaufen, und die Erinnerung an den gestrigen Abend war noch frisch. Bisher war er noch nicht darauf eingegangen und hatte die Aufgabe lieber an Hector delegiert, was völlig in Ordnung für mich war.
    »Wird er das?«, wiederholte ich.
    Erneut warf mir der Gouverneur über die Schulter einen Blick zu und neigte dabei leicht den Kopf zur Seite, gerade genug, um mir zu demonstrieren, was er von meiner Naivität hielt. »Ich habe den Abzug nicht gedrückt. Ich habe ihn nicht angeklagt. Ich habe nicht Recht über ihn gesprochen und ihn zur Todesstrafe verurteilt. Menschen, die viel mehr über Antwain Otis und seine Verbrechen wissen als ich, haben das getan.«

    »Das ist wahr.«
    »Ich bin nur eine Art Sicherheitsventil. Ich bin da für den Fall, dass nach dem Prozess Zweifel entstehen, ob alles seine Richtigkeit hatte. Und hier hatte alles seine Richtigkeit. Ein fairer Prozess. Keine Zweifel an seiner Schuld.«
    Das Ganze bereitete ihm mehr Kopfzerbrechen, als ich geahnt hatte. Ich hatte bereits begonnen, ihn als kalten, seelenlosen Politiker abzustempeln.
    »Warum bin ich dann hier?«, fragte ich.
    Er lächelte, lachte dann sogar leise. »Richtig.«
    »Politik ist nicht mein Geschäft, Herr Gouverneur. Sie haben Leute, die sich darum kümmern, und die haben Ihnen erklärt, wie sie darüber denken. Und ich muss sagen, ich kann ihnen nicht widersprechen. Jedenfalls was den politischen Aspekt betrifft.«
    Er trank aus seiner Flasche und trat unruhig auf der Stelle. Das Ganze war offensichtlich nicht leicht für ihn, und das, obwohl seine Entscheidung bereits festzustehen schien.
    »Wissen Sie, wie man mich in der Regierungshauptstadt nennt?«, fragte er. »Vermutlich nicht, oder?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Der ›Zufallsgouverneur‹. In deren Augen dürfte ich gar nicht in diesem Amt sitzen. Ich bin keiner von ihnen. Ich bin nicht etabliert. Sie wollen mich nicht. Sie wollen einen aus ihren Reihen. Sie wollen Willie, weil sie Willie kennen. Er macht dort unten seit zwanzig Jahren Politik. Und ich rede jetzt von den Demokraten, nicht nur von den Republikanern. Niemand dort will mich.«
    Das war neu für mich. Ich hatte mich nie für Hauptstadtpolitik interessiert – und war mir immer sicher gewesen, dass ich da nichts verpasst hatte.

    »Aber wissen Sie, was ich bin? Ob zufällig oder nicht, ich bin der Gouverneur. Und ich bin der einzige Demokrat, der diese Wahl gewinnen kann. Willie schafft es nicht. Ich meine, wir hatten in den letzten fünfunddreißig Jahren nur zwei demokratische Gouverneure in diesem Staat. Die Menschen hier wollen Republikaner als Gouverneure. Der einzige Demokrat mit Chancen auf den Sieg ist der mit dem Amtsbonus, und das bin ich. Ich habe den Amtsbonus, weil mich alle ›Herr Gouverneur‹ nennen.«
    Er deutete auf das

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