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Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Titel: Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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aufzeichnete. Hey, nur der Fairness halber: Ich hatte ihm gegenüber nie behauptet, ich hätte den F-Bird in den Fluss geworfen. Moody hatte es einfach unterstellt. Oder darf man etwa keine alten AA-Batterien, umwickelt mit ein paar staatseigenen Gummibändern wegwerfen, wenn einem danach ist. Klar, meine Finger hatten die Gummibänder verdeckt, als ich sie ihm gezeigt hatte, damit das Ding aus der Entfernung wie der FeeBee aussah. Aber wer hatte gesagt, dass ich fair spielen musste?
    Während dieser kurzen Zeitspanne hatte Moody vermutlich der Gedanke durchzuckt, mir den FeeBee einfach zu entreißen. Aber Tucker war bereits in Sichtweite und hätte den Vorgang genau mitbekommen. Außerdem war Moody immer noch so weit entfernt, dass er sich auf mich hätte stürzen und mit mir ringen müssen.
    »Soll ich den F-Bird Lee aushändigen?«, fragte ich ihn. Ich konnte mir das Lächeln kaum verkneifen.
    »Lassen Sie dieses beschissene Ding verschwinden«, fauchte er leise. Er wandte sich um, als Lee Tucker sich näherte.
    »Sie sind der Boss«, erwiderte ich.
    »Hey. Wie geht’s?« Tucker hatte das Büro ohne Mantel verlassen,
was er jetzt ganz offensichtlich bereute. »Was … was liegt an?«
    »Sie werden es nicht für möglich halten«, erklärte Moody. »Jason hat mir den Bird ausgehändigt und dabei ist er uns runtergefallen.«
    Ich schlüpfte zwischen den beiden hindurch und begann in Richtung Norden zu laufen.
    »Das soll wohl … Er ist durchs Gitter gefallen? In den Fluss?«
    »Verrückte Geschichte. Ein blöder Zufall.«
    Bevor ich die andere Seite der Brücke erreichte, rief Chris Moody mir hinterher.
    »Jason. Ehrlich, ich möchte Ihnen danken für alles, was Sie für uns getan haben. Sie haben sehr wertvolle Dienste geleistet. «
    Ich drehte mich nicht um. Ich verlangsamte auch nicht meine Schritte. Ja, ich lächelte nicht einmal, bis ich ein Taxi bestiegen hatte.

94
    Am nächsten Morgen um Viertel nach elf wurde ich ins Büro des Gouverneurs bestellt. Ich hatte an diesem Morgen ausgeschlafen und war erst gegen zehn im State Building eingetroffen. Der Gouverneur war vom Frühstücksgebet zum Frauenhaus zur Unterzeichnung einer Gesetzesvorlage geeilt und war nun kurz in seinem Büro, bevor er zu einer Spendenveranstaltung
und einem Rundflug im Süden des Staates aufbrechen wollte.
    Ich hatte die letzte Stunde damit verbracht, die Titelseite der Zeitung zu studieren sowie die aktuellen Folgeberichte online. Die dramatische Begnadigung des verurteilten Doppelmörders Antwain Otis in der so genannten »elften Stunde« war die Nachricht des Tages. Wobei »elfte Stunde« eine Untertreibung war; Gouverneur Snow hatte den Anruf vier Minuten vor Mitternacht getätigt. Die Entscheidung hatte die vorhersehbare Mischung aus Jubel und Empörung ausgelöst. Antwains Mutter und Onkel wurden mit den Worten zitiert, Gottes Hand habe Antwain Otis berührt; Anthony Newberry hingegen erklärte, man hätte seine Familie ein letztes Mal zum Opfer gemacht.
    Auf meinem Weg zum Büro des Gouverneurs starrten mir einige Personen wütend hinterher. Madison erdolchte mich förmlich mit Blicken; Brady MacAleer sonderte irgendetwas für meine Ohren Bestimmtes ab, der dramatische Straferlass hätte »der Botschaft extrem geschadet«, die wir gestern mit Bekanntgabe der Gewerkschaftsunterstützung ausgesandt hatten, und hätte uns »im Süden vermutlich zwei Prozent gekostet«. Ich erhaschte einen Blick auf den Gouverneur, der einen frischen, entspannten Eindruck machte und hinter dem Walnussschreibtisch in seinem Ledersessel saß, während Peshke auf ihn einredete.
    »Guten Morgen«, sagte Madison, und in ihrer Stimme lag genug Eis, um die Titanic zum Sinken zu bringen.
    Ich reagierte mit einem einfachen Nicken. Dann blickte ich mich im Raum um. Madison, Hector und Brady waren alle im Büro des Gouverneurs versammelt. Nur Charlie fehlte.
    »Jason, kommen Sie, kommen nur Sie herein.« Der Gouverneur
winkte mir. Er unterzeichnete gerade ein Dokument und reichte es mir. Es war die offizielle Berufung von Richter George Henry Ippolito an den Obersten Gerichtshof des Bundesstaats.
    »Wie Sie sehen, kann ich doch ab und zu was Gutes tun«, sagte er und zwinkerte mir zu. »Okay, was liegt als Nächstes an?«
    Ich drehte mich zu Madison, das Dokument in der Hand. »Ich reiche es ein«, erklärte ich. Ich war mir nicht ganz sicher gewesen, ob sie mir diese Aufgabe überlassen würden, aber es war durchaus naheliegend.
    Einen kurzen Moment zögerte

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