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Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Titel: Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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er gut, wegen der reinigenden Wirkung der frischen, kühlen Luft, des Schweißes und des Adrenalins.
    Essie Ramirez wartete vor meiner Haustür. Sie trug wieder diese wattierte blaue Jacke, diesmal jedoch keine Mütze. Ihr seidiges Haar war zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden.
    Als sie mich entdeckte, entspannte sich ihr Ausdruck, jedoch ohne ein Lächeln.
    Drinnen half ich ihr aus der Jacke und roch ihr Shampoo, als ihr Pferdeschwanz meine Lippen streifte.
    Sie drehte sich zu mir um. Sie trug ein blaues Kostüm, nichts extravagantes, aber sehr figurbetont. Und sie hatte wirklich eine tolle Figur.
    Sie blickte mir direkt in die Augen. Dann legte sie eine Hand an meine Wange. Ein elektrischer Stromstoß durchzuckte mich.
    »Ich bin bereit«, flüsterte sie.
    Auch wenn ich äußerlich reglos verharrte, sah es in mir ganz anders aus. Ich fühlte, wie sich in meinem Inneren eine Schleuse öffnete, doch ich wusste nicht, wohin damit.
    Die fragenden, dunklen Augen wurden ein wenig schmal. »Aber Sie sind es nicht. Sie wissen noch nicht, wohin Ihr Weg Sie führt, Jason Kolarich.«
    Ich legte meine Hand auf ihre. Sie hatte recht: Ich hatte nicht die geringste Vorstellung.
    »Ich hab meinen Kindern heute erzählt, dass man den Mann gefangen hat, der ihren Vater getötet hat. Und ich habe ihnen erklärt, dass man dabei auch eine Menge andere Leute erwischt hat, die sehr schlimme Dinge verbrochen haben.«
    In ihren Augen glitzerten Tränen, aber ihre Stimme war fest und entschlossen. Sie war eine verdammt starke Frau.
    »Etwas Gutes ist daraus erwachsen«, sagte sie. »Nichts geschieht umsonst.«
    Ich hielt den Atem an. Ich wusste nicht, was ich sagen oder denken sollte.
    Ihre Hand löste sich von meiner Wange. Sie nickte, als sei etwas beschlossen worden. Dann nahm sie ihre Jacke und ging.

Abschlussplädoyer
    »Wir sind hier so weit fertig, Mr. Kolarich. Sehen wir uns dann drüben?«
    »Klar. Vielen Dank«, erwiderte ich.
    Ich blickte durchs Fenster meines leeren Stadthauses auf den Umzugswagen, der am Straßenrand parkte. Die Heckklappe schloss sich gerade, und all meine Besitztümer wurden fünf Blocks weiter südlich verfrachtet. Das Einzige, was ich noch mehr hasste als packen, war auspacken; daher blickte ich den nächsten Wochen mit nicht allzu viel Vorfreude entgegen.
    Bald war Thanksgiving, irgendwann würde Weihnachten folgen, doch ich freute mich auf die Festtage 2008 kein bisschen mehr als 2007, als ich meine Arbeit für Charlie Cimino und die anderen begonnen hatte. Die Verhaftungen schienen mir inzwischen viel länger zurückzuliegen als sieben Monate. Manchmal kam es mir so vor, als hätte ich völlig mein Zeitgefühl verloren. In vieler Hinsicht fühlte es sich sogar so an, als hätte das Ganze nie stattgefunden.
    Doch es hatte stattgefunden. Vor drei Tage hatte Edgar Trotter die Wahl zum Gouverneur gewonnen und dabei Staatssekretär Willie Bryant in einem Kopf-an-Kopf-Rennen geschlagen. Die meisten Menschen waren davon ausgegangen, dass es dank Barack Obama ein demokratisches Jahr werden
würde, doch der Skandal hatte den Demokraten zu sehr geschadet. Allgemein hieß es: Wir hatten achtzehn Monate lang einen demokratischen Gouverneur, und bereits in dieser kurzen Zeit haben er und seine Leute es geschafft, einen sensationellen Skandal hinzulegen.
    Natürlich hatte Gouverneur Carlton Snow die Vorwahlen verloren, nachdem eine Woche vor dem Urnengang der Skandal aufgeflogen war. Ich hatte die Details nicht wirklich mitverfolgt, aber ich erinnerte mich an einen wahren Erdrutsch. Viele waren überrascht, dass Snow überhaupt noch antrat, aber die Wahlzettel waren ja schon gedruckt, etc. pp. – und natürlich bestritt er jede Schuld.
    Auch die Anklage gegen den Gouverneur vor ein paar Wochen hatte Willie Bryant wohl kaum geholfen. Wie sich herausstellte, hatten alle aus dem Umfeld von Snow gegen ihn ausgesagt. Zu meiner Überraschung hatte Charlie Anfang April als einer der Ersten mit dem FBI gemeinsame Sache gemacht; allerdings hat er sich dabei, soweit ich wusste, nicht des Mordes für schuldig bekannt, sondern lediglich der Erpressungen, die er und ich eingefädelt hatten. Im Mai schloss dann Hector Almundo einen Deal – auch er, ohne sich zu dem Mord zu bekennen, jedoch bereit auszusagen, der Gouverneur hätte von bestimmten kriminellen Machenschaften gewusst. Im Sommer packten dann schließlich auch Madison Koehler und Brady MacAleer aus. Irgendwann verlor ich den Überblick über die genaue Reihenfolge,

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