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Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Titel: Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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»Komisch, wie lange ich gebraucht haben, um auch nur seine Schubladen auszuräumen. Man will das nicht tun, es hat etwas … Endgültiges, schätze ich.«
    Ich wusste genau, wovon sie sprach. Talias Kleider hingen immer noch in unserem gemeinsamen Schrank. Emilys Kinderzimmer war im gleichen Zustand wie an dem Tag, als sie mit ihrer Mutter das Haus verließ, um ihre Oma und ihren Opa zu besuchen.
    »Das hier hab ich in einem Buch gefunden, das er gerade gelesen hat.« Sie zog eine Visitenkarte heraus, und ich erkannte über den Schreibtisch hinweg die Typografie des Schriftzugs. Es war eine Geschäftskarte von Shaker, Riley und Flemming. Sie reichte sie mir. »Ihre Karte. Drehen Sie sie um.«
    Auf die Rückseite meiner Karte hatte jemand mit schwarzer Tinte eine Art kleines Diagramm geschrieben:
    ABW → BBK → VA → CC?
    »Wissen Sie, was das bedeutet?«, fragte sie.
    Ich legte die Karte hin und stieß einen Seufzer aus. Ich wollte das nicht. Ich wollte keine Geheimnisse. Ich wollte nicht zurück in die Vergangenheit. Eine Tür, die ich zu schließen versucht hatte, öffnete sich wieder, ein Riss in der Mauer der Zeit; nur strömte kein helles Sonnenlicht herein, sondern eine hässliche, tödliche Kälte. Ich wollte nicht an Ernesto Ramirez
denken, weil es Erinnerungen an meine Frau und meine Tochter weckte.
    »ABW ist der Name von Adalbert Wozniaks Firma«, brachte ich hervor. »Ich habe keine Ahnung, was der Rest bedeutet. «
    »Adal…? Wer ist das? War er ein Freund meines Mannes?«
    »Ihrem Mann zufolge war er das nicht unbedingt.« Ich setzte sie kurz über Bert Wozniak ins Bild; erzählte ihr, dass ich in seinem Mordfall ermittelt und ihr Mann vermutlich Informationen darüber besessen hatte. »Aber ich habe nie herausgefunden, was er wusste«, erklärte ich.
    »Also wissen wir gar nichts«, sagte sie bitter. Eine weitere Sackgasse.
    Sie drohte sichtlich die Fassung zu verlieren. Sie war eine stolze Frau. Ebenso stolz, wie Ernesto es gewesen war. Sie hatten gut zueinandergepasst. Ernesto hatte ein paar harte Schicksalsschläge gemeistert und für sich, Essie und ihre beiden Kinder ein gutes Leben aufgebaut. Irgendwie war er auf belastende Informationen gestoßen, ohne Zweifel etwas ziemlich Gefährliches, und er war ganz bestimmt nicht der Erste, der in so einem Fall lieber den Mund hielt. Wobei er wohl vor allem auch an seine Familie gedacht hatte.
    Aber Essie Ramirez lag falsch. Ich wusste immerhin zwei Dinge.
    Ich wusste, dass ich die Schuld am Tod ihres Mannes trug.
    Und ich wusste, dass ich denjenigen finden würde, der ihn auf dem Gewissen hatte.

12
    Ich glaube nicht an ein vorbestimmtes Schicksal, denn das würde mehr Vertrauen in ein höheres Wesen voraussetzen, als ich in der letzten Zeit aufzubringen imstande bin. Ich bin zwar als gottesfürchtiger Katholik aufgewachsen, trage jedoch einen tief eingewurzelten Skeptizismus in mir, der nur kurz abgemildert wurde, als ich Talia kennenlernte und wir Emily Jane bekamen. Aber auch wenn ich nicht an eine Vorsehung glaube, so ist doch für mich immer eine höhere Ordnung mit im Spiel. Ich denke, wir sind ein gigantisches biologisches Experiment, in dem Aktionen zwangsläufig Reaktionen hervorrufen, die wir allzu oft dem bloßen Zufall zuschreiben.
    War es also ein göttlicher Fingerzeig, dass mich noch am gleichen Tag, an dem ich mit Essie Ramirez gesprochen hatte, der Ex-Senator Hector Almundo anrief? Vermutlich war es mehr eine glückliche Fügung. Schließlich war es nicht das erste Mal, dass er Kontakt zu mir aufnahm. Er hatte auf der Beerdigung im Juni vorbeigeschaut. Er hatte nach dem Freispruch angerufen, auch wenn mein Handy bei den Fischen am Grund der Schlucht neben der County Road 11 lag. Und er hatte mir eine Karte geschickt, als ich meine Anwaltstätigkeit in meinem eigenen Büro wieder aufnahm.
    Immerhin hätte ihm eine lebenslange Haftstrafe gedroht, wäre er in allen Punkten schuldig gesprochen worden. Stattdessen war er ein freier Mann, wie beschädigt seine politische Karriere auch sein mochte. Man hatte ihn gezwungen, seine Kandidatur für das Justizministerium zurückzuziehen, und er hatte sich auch nicht um eine Wiederwahl in den Senat bemüht, da bei den demokratischen Vorwahlen im März, als er
gerade auf seinen Prozess wartete, ein äußerst aussichtsreicher Widersacher aufgestellt worden war.
    Aber das war Schnee von gestern. Hector Almundo hatte dem FBI und den Bundesanklägern getrotzt und gewonnen, und das machte ihn zu einer

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