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Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Titel: Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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Schwierigkeiten gestellt haben. »Höchstwahrscheinlich gehen die Cops von einer Gang-Schießerei aus«, folgerte ich. »Aber in der Zone könnten sowohl die Cannibals wie die Lords dahinterstecken. Es könnte eine ungeplante Gewalttat gewesen sein, sich aber ebenso gut um einen gezielten Mord handeln, da Ihr Ehemann versucht hat, den Gangs den Nachwuchs abspenstig zu machen. Unmöglich, die Hintergründe zu ermitteln, und fast ausgeschlossen, irgendeinen Zeugen aufzutreiben, der zugibt, etwas gesehen zu haben.«
    Ihre Augenbrauen hoben sich unmerklich. »Das trifft es ziemlich genau.«
    »Aber Sie glauben, dass die Cops falschliegen.«
    Sie schwieg eine Weile. Nein, natürlich hatte sie die Schlussfolgerungen der Cops nicht akzeptiert. Schon allein deswegen, weil Angehörige niemals akzeptieren, dass der Mord an einem geliebten Menschen unaufgeklärt bleibt. Das Verbrechen ist alles, was ihnen von ihrem Partner oder ihrem Kind bleibt; und zu wissen, dass der geliebte Mensch ermordet wurde
und niemand dafür bezahlen wird, ist wie mit einem fehlenden Körperteil herumzulaufen.
    Der andere Grund, warum Esmeralda Ramirez den Cops ihre Theorie nicht abkaufte, war ich.
    »Ich wusste, irgendwas stimmt nicht«, erklärte sie mir. »Nur wusste ich nicht, was. Er hat einen Anwalt erwähnt. Ich hab nicht verstanden, warum. Ich hab ihn gefragt, ob er in Konflikt mit dem Gesetz geraten ist oder so was. Er hat gesagt: ›Nicht so, wie du denkst‹. Er hat von einem Anwalt geredet, aber nicht von einem, der ihn vertreten hat. Nur jemand, der was von ihm wissen wollte. Ein Anwalt, der hartnäckig war.«
    Ich wollte sie nicht unterbrechen, aber als klar war, dass sie geendet hatte, sagte ich: »Und er wollte nicht mit diesem Anwalt sprechen. Mit mir.«
    Sie nickte. Ihre Augen wanderten zur Decke, sie öffnete den Mund, hielt aber wieder inne.
    »Trauen Sie sich ruhig, Mrs. Ramirez. Fragen Sie einfach.«
    »Sie können Essie zu mir sagen.« Sie dachte einen Moment lang nach. »Sie haben mit ihm gesprochen und ihn dann eine Weile lang in Ruhe gelassen. Und dann, nach einer gewissen Zeit, sind Sie wiedergekommen. Ist das richtig?«
    Ich überlegte einen Moment, aber sie hatte recht. Etwa einen Monat vor dem Prozess hatte ich ziemlich hart an Ernesto hingearbeitet. Dann ließ ich ihm etwas Luft, ein paar Wochen, bevor ich ihn wieder anrief, woraufhin er mir mitteilte, ich sollte mich verpissen. Anschließend ließ ich die Sache ein paar Monate ruhen, ehe ich kurz vor Ende des Prozesses einen letzten Anlauf unternahm und ihm die Daumenschrauben ansetzte.
    Sie sagte: »Was auch immer Sie getan haben, es hat wohl gewirkt. Am Anfang zumindest.«

    »Als ich ihn das erste Mal ansprach.«
    »Ja. Er wollte mir nicht viel darüber erzählen. Er war immer so um mich besorgt. Er wollte uns beschützen.« Ihre Augen wurden feucht, aber sie behielt das Kinn oben, und ihre Stimme blieb kraftvoll. Sie räusperte sich. »Ich denke, Sie haben ihn davon überzeugt, über das zu reden, was er wusste.«
    »Aber er hat es nicht getan.«
    »Offensichtlich nicht. Ich erinnere mich, wie er eines Tages nach Hause kam – er war sehr aufgeregt.«
    »Verängstigt?«
    Sie neigte den Kopf zur Seite. »Mehr aufgeregt als verängstigt. Irgendwie – decepcionó. Ich weiß nicht, wie man …
    »Enttäuscht«, übersetzte ich.
    Sie nickte. »Danke. Er hat zu mir gesagt: ›La verdad no importa‹. Die Wahrheit spielt keine Rolle. Er meinte, die Sache ist es nicht wert, um dafür ins Gefängnis zu gehen. Und dass er weder mit mir noch mit dem Anwalt oder sonst wem darüber diskutieren will. Das war alles. Er hat nie wieder darüber geredet, erst ein paar Tage bevor … bevor …«
    Bevor ich zurückkehrte, ihn belästigte, ihm nachstellte.
    »Und was hat er dann gesagt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wenig. Nur dass der Anwalt wieder aufgetaucht ist und er ihm nichts sagen will. Oder es nicht kann«, verbesserte sie sich. »Er hat gemeint, er kann Ihnen nichts sagen.«
    Ich fuhr mir mit der Hand übers Gesicht. Ich konnte nicht fassen, was geschehen war.
    »Ich habe versucht, mit der Polizei darüber zu sprechen, nachdem man ihn ermordet hatte. Aber ich hatte keine Ahnung, was ich ihnen sagen sollte. Sie haben mich immer wieder
nach Details gefragt, aber ich wusste ja nichts. Ich hatte nicht mal Ihren Namen.«
    Das warf eine Frage auf, die ich mir noch gar nicht gestellt hatte. »Und wie sind Sie auf meinen Namen gekommen?«
    Sie nickte und griff in ihre Handtasche.

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