Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust
unglaublich. Wir können sicher Hunderttausend für den Gouverneur rausschlagen und für uns auch was.« Er blickte zu mir rüber und bemerkte meine skeptische Miene. »Was?«
»Charlie, wir können nicht einfach einen uns genehmen Investmentbanker rauspicken. Ich meine, da gibt es alle möglichen Vorschriften in den Statuten der Kommission zu beachten. Wir haben da ziemlich strenge Vorgaben.«
»Was erzählen Sie da? Wir können uns nicht einfach jemanden rauspicken? Können Sie da juristisch nicht irgendwas drehen?«
Ich seufzte. »Erstens kann ich da nichts Wasserdichtes stricken. Und zweitens ist das ein Riesenhaufen Geld; wenn da nur das Geringste schiefläuft, stehen wir voll im Rampenlicht der Öffentlichkeit. Jeder größere Finanzmakler ist hinter dieser Art Geld her. Die werden uns nicht einfach das Feld überlassen.«
Charlie verfiel in Schweigen. Er schien, als wollte er das Lenkrad in seinen Fäusten zerquetschen.
»Ich hab eine bessere Idee«, sagte ich.
Er blickte zu mir herüber.
»Hören Sie zu«, fuhr ich fort, »so, wie Sie das im Moment betreiben, ist es ein mühsames Geschäft. Mühsam und riskant. Sie müssen die ganzen Pensionsverträge durchkämmen,
die demnächst wirksam werden; Sie müssen Investmentbanker auftreiben, die im Austausch gegen die erhaltenen Aufträge für Gouverneur Snows Kampagne spenden und dabei vielleicht sogar ein kleines Nebengeschäft für Sie oder mich lockermachen. Also müssen Sie eine Menge Zeit auf Leute verschwenden, die am Ende vielleicht doch nein sagen. Ja, Sie laufen sogar Gefahr, dass einer von denen nicht nur nein sagt, sondern einem Reporter oder sogar dem FBI was davon erzählt. Und selbst wenn keiner plaudert, kommt vielleicht irgendein Bieter daher, der findet, er sollte den Auftrag kriegen und nicht der, den Sie ausgewählt haben, und dann haben wir einen Prozess am Hals. Womit sich wiederum das Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit auf unsere Aktivitäten richtet. Außerdem hätte es zur Folge, dass dann ein paar Leute unter Eid aussagen müssen. Sehe ich das so weit richtig, Charlie?«
Cimino hatte die ganze Zeit über genickt. »Das fasst es ziemlich gut zusammen.«
»Also, im günstigsten Fall ist es ineffizient. Und im schlimmsten Fall riskant. Mit Ineffizienz kann ich leben, aber nicht mit dem Risiko.«
»Okay, dann haben Sie also eine bessere Idee.«
»Hab ich. Lassen Sie uns bei den schon laufenden Verträgen bleiben.«
»Den laufenden.« Er blickte mich an. »Verträge, die schon abgeschlossen wurden?«
»Richtig. Statt überall nach Leuten zu suchen, die für neue Aufträge bieten, nehmen wir uns einfach alte Kunden vor – Leute, die bereits prima auf Kosten des Staates leben.«
»Und warum sollte uns irgendjemand auch nur einen Cent zahlen, wenn er bereits einen Vertrag mit den Staat hat?«
»Weil er ihn behalten will.«
Cimino schwieg einen Augenblick lang mit zusammengekniffenen Augen. »Sie wollen ihn behalten.«
»Das Prinzip bleibt dasselbe, Charlie. Wir machen ihnen klar, dass weitere Zahlungen fällig sind. Aber anstatt Ihnen dafür einen Vertrag mit dem Staat anzubieten, drohen wir ihnen damit, den bestehenden Vertrag zu kassieren, wenn sie nicht zahlen.«
»Hm.« Cimino ließ sich das durch den Kopf gehen. »Peitsche anstatt Zuckerbrot.«
»Ganz genau«, bestätigte ich. »Jeder Kontrakt enthält irgendeine Art von Beendigungsklausel. Und der Staat hat immer einen Grund, einen Auftragsnehmer zu feuern. Wir werden etwas finden, womit wir ihnen drohen können. Und jetzt kommt das Beste daran, Charlie: Alles bleibt unterhalb des Radars. Es gibt keine aufgebrachten Bieter, die wegen eines entgangenen Auftrags klagen. Keine zähen Verhandlungen über die Zahlungsbedingungen. Keine Bieter, die leer ausgehen. Die Leute, die wir ansprechen, haben bereits Aufträge. Verdammt, wir brauchen dazu nicht mal die BBK. Wir verringern die Zahl der Mitspieler auf Sie und mich.«
»Okay«, sagte Cimino zögernd. »Und wenn die sich weigern? «
»Manche tun das vielleicht. Aber die meisten werden es nicht wagen. Es ist ihre Existenzgrundlage. Sie haben einen staatlichen Auftrag, der vermutlich Hunderttausende, wenn nicht gar Millionen wert ist. Da werden sie eine Dreißigtausend-Dollar-Spende nicht ablehnen. Und selbst wenn sie sich weigern – sie werden deswegen nicht zum FBI rennen. Warum sollten sie den neuen Gouverneur verärgern und ihren lukrativen Auftrag gefährden wollen?«
Cimino dachte immer noch nach, aber ich konnte
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