Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust
Namen erwähnt. Irgendjemand, der seine Lektion offensichtlich nicht lernen wollte. Ich hab den Kerl gerade gegoogelt, und wie sich herausstellte, hat sein Leben eines Tages eine üble Wende genommen.«
»Aha. Wie war der Name?« Tucker zog ein kleines Notizbuch aus der Gesäßtasche.
»Richard Baroni. Immobilienentwickler. Sein Büro wurde 1995 abgefackelt, und er wäre beinahe mit draufgegangen. Vermutlich ist irgendein Deal zwischen den beiden geplatzt.«
Tucker machte sich eine Notiz. Ich starrte auf mein Sandwich und die krossen Röstis. Sie waren genauso, wie ich sie mochte, aber der Appetit war mir plötzlich vergangen. Ich
schob das Essen mit der Gabel in der Box hin und her, nahm ein paar Bissen, aber es schmeckte nach gar nichts. Tucker dagegen verschlang sein Essen mit Heißhunger.
»Sie haben also den Test bestanden«, sagte er, während er sich den Mund abwischte.
Ja, für den Augenblick hatte ich ihn wohl bestanden. Aber ich hatte das Gefühl, dass es jederzeit zu weiteren überraschenden Überprüfungen kommen konnte.
»Erzählen Sie mir was über seinen Wagen. Ist Ihnen irgendwas Ungewöhnliches im Innern aufgefallen? Ein merkwürdiger Gegenstand am Armaturenbrett oder etwas in der Art? Vielleicht eine gesondert angebrachte Uhr …«
»Ein Lufterfrischer«, erinnerte ich mich plötzlich. »Wir sitzen in diesem mit allen Schikanen ausgestatteten Porsche 911 mit wunderschönem Lederinterieur, und am Rückspiegel baumelt dieser billige Wunderbaum …«
»Okay.« Tucker nickte. »Das ist ein Detektor. Er spürt Übertragungssignale auf.«
»Großartig.« Ich schob mein Essen beiseite. »Ganz toll.«
»Es bedeutet einfach nur, dass wir keine Funkmikros benutzen können, Jason. Was Sie tragen, ist ein simpler Aufzeichnungsmechanismus. Ein winziger Rekorder. Sie senden keinerlei Signale an uns. Und kein Detektor der Welt kann einen Rekorder erkennen. Diese Dinger reagieren ausschließlich auf Funksignale.« Er schüttelte den Kopf. »Damit wissen wir jedenfalls, dass das keine Option ist.«
»Außerdem wissen wir«, sagte ich, »dass er weiß, dass er beobachtet wird.«
»Nein.« Tucker spitzte die Lippen. »Er weiß, dass er ein korrupter Drecksack ist. Und korrupte Drecksäcke sind grundsätzlich paranoid.«
»Womit wir schon zwei von der Sorte wären.« Ich winkte mit der Hand. »Ich meine, dieser Kerl bringt mich ohne Vorwarnung irgendwohin, ich muss sämtliche Kleider abgeben, alles, was ich bei mir trage, und es in einem Spind verstauen, den er anschließend durchsuchen lässt. Das kann jederzeit wieder passieren, Lee. Oder er kommt einfach zu mir und tastet mich ab.«
»Also müssen wir vorsichtig sein.«
»Ich seh schon, dieses FBI-Training in Quantico hat sich echt bezahlt gemacht, Lee.«
Ich erhob mich. Offensichtlich wollte dieser FBI-Agent nicht zur Kenntnis nehmen, dass ich zu diesem Zeitpunkt längst aufgeflogen wäre, hätte ich nicht auf meine innere Stimme gehört. Ciminos Mann hätte meinen Rekorder gefunden, und ich würde zum gegenwärtigen Zeitpunkt bereits mit einem Betonklotz am Fuß zwanzig Meter tief unter Wasser treiben.
Als ich ihn darauf hinwies, entgegnete Tucker schlicht: »Machen Sie doch nicht so ein Drama draus. Sie sind bei diesem Kerl aggressiv vorgeprescht – entgegen meinen Rat –, da ist es nur natürlich, wenn er Sie überprüfen lässt.«
»Wenn es so natürlich ist, warum haben Sie dann nicht daran gedacht?«
Tucker schob einen Zahnstocher im Mund herum. Wobei es ihm offensichtlich weniger um das Entfernen von Speiseresten ging als um den lässigen Eindruck. »Jason, glauben Sie, Sie erzählen mir was Neues? Ich hätte Sie heute nie und nimmer mit einem Rekorder dort aufkreuzen lassen. Ich war nur neugierig, ob Sie von selbst draufkommen. Und Hut ab, Sie waren so clever.« Er gluckste, dann griff er in eine Tasche zu seinen Füßen und zog mit großer Geste eine CD heraus.
Er schob sie in einen Laptop am Rand seines Schreibtischs. »Von gestern Nachmittag.«
»Hallo?« Es war Greg Connolly, der sich am Telefon meldete.
»Greg, hier ist Charlie.«
»Hey, Charlie. Hör mal, ich hab mit Hector gesprochen. Er meint, der Junge ist goldrichtig. Er hasst das FBI leidenschaftlich, weil die seinen Vater hinter Gitter gebracht haben. Und er meint, der Junge scheißt sich vor gar nichts.«
»Okay.« Cimino schien irgendwas in seinen Bart zu murmeln. »Ich meine, hör zu, ich kann so jemanden gut gebrauchen. Schon klar. Aber ich kenn diesen Kerl
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