Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Titel: Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
Vom Netzwerk:
hatte.
    Als es an der Tür läutete, hob ich mein Gesicht aus dem Kopfkissen. Draußen vor dem Fenster war es dunkel, also war es sicher schon später Nachmittag. Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich geschlafen hatte, und ob es überhaupt ein richtiger Schlaf gewesen war. Ich ging zum Spiegel. Mein Haar stand in alle Richtungen ab, meine Augen waren geschwollen,
und ein Kissenabdruck verlief quer über mein ganzes Gesicht. Was ich jedoch wieder wettmachte durch mein modisch verknittertes T-Shirt und eine fransig abgeschnittene Trainingshose. Es klingelte erneut, und dann hörte ich mein Handy in Emilys Zimmer summen, wo ich es am Boden hatte liegen lassen. Wie auch immer. Jedenfalls war der Anrufer offensichtlich identisch mit der ungeduldigen Person vor der Haustür, und binnen einer Sekunde konnte ich die Zahl der infrage kommenden Personen auf eine reduzieren.
    Doch ich lag falsch. Es war nicht Shauna. Es war Charlie.
    »Himmel, Junge«, sagte er, als ich die Tür öffnete. »Hab ich Sie aufgeweckt?«
    Er trug einen teuren, kaffeefarbenen Mantel und dazu einen cremefarbenen Schal. Womit er ein klein wenig eleganter gekleidet war als ich.
    »Ich hab mir gerade selbst eine Pediküre verpasst.«
    Er verzog keine Miene. Shauna an seiner Stelle hätte gelacht. »Fröhliche Weihnachten«, sagte er stattdessen und überreichte mir ein Paket in silbernem Geschenkpapier. Eine Schuhschachtel.
    Ich schüttelte sie. »Ich hab aber gar nichts für Sie. Wollen Sie reinkommen?«
    »Nein. Meine Frau wartet im Wagen.« Er nickte mir zu. »Los. Machen Sie auf.«
    Was ich auch tat. Es war tatsächlich eine Schuhschachtel. Aber sie enthielt keine Schuhe.
    Es war Bargeld. Bündel von frischen, sauberen Hundert-Dollar-Scheinen in Banderolen. Insgesamt fünftausend Dollar.
    »Charlie … ich … ich …«
    »Sie machen Ihre Sache gut, Junge. Das ist ein Dankeschön. 2008 wird ein richtig gutes Jahr für uns.«

    »Charlie …«
    »Kaufen Sie Ihrer Freundin was«, sagte er. »Shauna, richtig? Die, mit der Sie letzte Woche im Kino waren.«
    Unsere Blicke trafen sich. Das war keine zufällige Bemerkung. Er wollte mir zeigen, wie gut er informiert war.
    »Stehen Sie sich sehr nahe? Verraten Sie sich gegenseitig Geheimnisse? So was in der Art?«
    »Charlie«, sagte ich, »lassen Sie mich etwa beschatten?«
    Er räusperte sich abfällig, als wäre eine solche Vermutung maßlos übertrieben. »Ich schütze nur meine Investition.«
    »Tun Sie das nicht«, sagte ich.
    »Was erzählen Sie ihr über uns?«, wollte er wissen.
    »Gar nichts. Ich erzähle ihr nicht das Geringste.«
    »Sind Sie da sicher?«
    »Ich bin mir sicher, dass Sie besser sofort damit aufhören, mich zu überwachen, Charlie.«
    »Hören Sie zu, mein Junge.« Er sprach aus dem Mundwinkel. »Ich weiß, sie ist eine scharfe Braut, und natürlich wollen Sie ihr beweisen, was für ein toller Hecht Sie sind. Aber ich sag Ihnen was: Frauen kommen und gehen. Was heute noch ein Geheimnis zwischen Ihnen beiden ist, plaudert sie schon morgen bei all ihren Freundinnen aus. Und wer weiß? Vielleicht geht Ihre Beziehung in die Brüche? Und dann ruft sie vielleicht einen Reporter an oder einen Cop.«
    »Charlie, ich will nicht, dass Sie …«
    Er winkte ab. »Sie wollen mich paranoid, mein Junge. Sie brauchen mich so. Und ich will, dass Sie ebenso denken. Sorgen Sie dafür, dass Shauna nichts von dem mitkriegt, was zwischen Ihnen und mir abläuft. Machen Sie sie nicht zum Risikofaktor.«
    Er klopfte mir auf die Schulter. »Aber hey, warum so ernst?
Eigentlich wollte ich Ihnen nur Ihr Geschenk bringen. Sie haben es sich verdient. Und dort, wo es herkommt, gibt es noch viel mehr zu holen.«
    Er wandte sich zum Gehen.
    »Kommen Sie nicht in Shaunas Nähe, Charlie«, sagte ich.
    Er winkte mir zu, während er zu seinem Wagen ging.
    »Kein Problem, solange Sie mir keinen Grund dazu geben«, erwiderte er.

38
    Das Wetter draußen war prachtvoll, aber meine Stimmung war grauenhaft. Erster Weihnachtsfeiertag. Die Luft war frisch und frostig. Gelegentlich brach die Sonne durch und brachte die dünne Schneedecke zum Glitzern. Alles in allem ein schöner Tag, was mich irgendwie ankotzte. Ich machte einen langen Lauf durch die stillen Straßen der Nachbarschaft. Als ich zurückkam, ausgepumpt und verschwitzt, wusste ich nicht, was ich mit dem Rest des Tages anfangen sollte.
    Also stieg ich in meinen Wagen und fuhr durch die Gegend. Talia und ich hatten das an Wochenenden oft gemacht. Wir waren durch

Weitere Kostenlose Bücher