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Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Titel: Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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hat er mir dann gedroht. Aber diesmal nicht.«
    Mir war klar, worauf das Ganze hinauslief.
    »Das waren Sie, oder?«, fragte sie. »Er wollte es mir nicht sagen. Er meinte, er hätte schwören müssen, es geheim zu halten.«
    Zuerst überlegte ich, ob ich es abstreiten sollte, verzichtete dann aber darauf.
    »Warum haben Sie das getan?«, fragte sie.
    Ich zuckte mit den Achseln »Ich hab in meiner früheren Anwaltsfirma eine Menge Geld verdient. Ich wusste nicht, wofür ich es ausgeben soll.«

    Das war nur zum Teil richtig. Inzwischen wurde das Geld aus der Zeit von Shaker und Riley langsam knapp. Aber es traf zu, dass ich nichts hatte, wofür ich es ausgeben konnte.
    »Und?«, sagte sie.
    »Nichts weiter.«
    »Sie fühlen sich verantwortlich für Ernesto«, stellte sie fest. »Und deshalb auch für seine Familie.«
    Ich erwiderte nichts.
    »Also haben Sie seiner Familie die Miete für ein Jahr bezahlt und fühlen sich jetzt besser.«
    »Ein wenig, ja.«
    »Warum machen Sie ein Geheimnis daraus?«
    »Weil Sie es sonst nicht angenommen hätten.«
    Dem konnte sie nicht widersprechen. »Ich kann es Ihnen nicht zurückzahlen. Zumindest im Moment nicht.«
    »Ist auch nicht nötig. Es ist ein Geschenk.«
    Sie überlegte. »Also gut. Ich akzeptiere es, weil meine Kinder ein Dach über dem Kopf brauchen. Es war eine sehr nette Geste. Danke.« Dann holte sie tief Luft. »Aber ich bin kein Sozialfall. Und Sie sind nicht verantwortlich für den Tod meines Mannes. Seine Mörder sind es.«
    »Und ich werde sie finden.«
    »Ich habe Sie nicht darum gebeten.«
    »Ich weiß.«
    »Wenn sie ihn getötet haben, dann könnte Ihnen dabei dasselbe zustoßen.«
    »Dann werde ich wohl vorsichtig sein müssen.«
    Ihre Augen wurden schmal. Offensichtlich spürte sie meine Entschlossenheit. »Aber Sie müssen das nicht für mich tun.«
    »Wie wär’s, wenn ich es für Ernesto tue?«
    Die Erwähnung seines Namens schien sie innerlich zu bewegen.
Ich hatte nicht vorgehabt, sie aufzuregen. Aber was immer es gewesen war, es ging schnell vorüber; sie schüttelte es mit einer raschen Kopfbewegung ab. »Er hätte nicht gewollt, dass Ihnen wegen ihm etwas zustößt.«
    Aber er wurde wegen mir getötet. Er hatte alles verloren, weil ich ihn verfolgt hatte.
    Essie Ramirez ließ die Arme sinken und kam die Stufen herab auf mich zu. Ich war mir nicht ganz sicher, was sie vorhatte, trotzdem trottete ich um den Wagen herum zum Gehsteig. Sie legte ihre Hände auf meine Arme, hob sich auf die Zehenspitzen und küsste mich auf die Wange. »Sie sind ein guter Mensch«, sagte sie. »Bleiben Sie so.« Dann ging sie wieder nach drinnen und ließ mich in der eisigen Kälte zurück, umweht vom fruchtigen Geruch ihres Shampoos und einem merkwürdigen Gefühl in der Brust.

39
    Am zweiten Weihnachtsfeiertag wurde ich ins Büro der US-Staatsanwaltschaft zitiert. Was ungewöhnlich war bei diesem Stand der Ermittlungen. Ich hätte ein geheimes Treffen erwartet in irgendeinem Diner oder in den Räumen, die sie in meinem Bürogebäude angemietet hatten – Suite 410. Doch diesmal nicht. Sie wollten mich auf ihrem Territorium haben.
    Vermutlich war keine freundliche Diskussion geplant.
    Dieser Eindruck bestätigte sich, als ich Lee Tuckers Miene bemerkte, der mich am Aufzug abholte. Er grüßte zwar,
blickte mir dabei aber nicht in die Augen, und seine ganze Haltung strahlte unterdrückten Ärger aus. Die Büros waren größtenteils verwaist. Ein freier Tag für die meisten hier, vermutlich sogar für die gesamte Belegschaft.
    Allerdings nicht für Lee Tucker. Und auch nicht für Christopher Moody, der mit einem übellaunigen Gesichtsausdruck im Konferenzraum hockte.
    Tucker trug Jeans und ein Sweatshirt, womit er nicht allzu sehr von seinem üblichen Look abwich. Doch Moody hatte ich noch nie zuvor ohne Anzug gesehen. Er trug ein Button-down-Hemd und Khakihosen. Darin wirkte er fast menschlich.
    »Warum die langen Gesichter?«, begann ich. »Haben Sie zu Weihnachten nicht das bekommen, was Sie sich gewünscht haben?« Ich schnappte mir einen Stuhl und schwang die Füße auf den Tisch. Sie hatten mich hierherbestellt, auf eigenen Grund und Boden, um Macht zu demonstrieren. Ich wollte ihnen etwas die Luft rauslassen.
    »Komisch«, fuhr ich nach längerem Schweigen fort, »ich dachte eigentlich, Sie würden ein Loblied auf mich anstimmen. Ich habe Ihr Leben wesentlich einfacher gemacht. Ich habe …«
    »Was zum Teufel haben Sie sich dabei gedacht, Jason?« Lee Tucker war

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