Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust
mein Führungsbeamter, also würde er das Gespräch leiten. Er hatte sich noch nicht gesetzt und marschierte wütend auf und ab. »Diese plötzliche unabgesprochene Änderung des Vorgehens bei Cimino?«
Er meinte meine neue Idee, die ich Cimino vorgeschlagen und die dieser bereitwillig akzeptiert hatte. Wir würden uns nicht nach neuen Firmen umschauen, die Aufträge über die BBK beziehen wollten. Stattdessen würden wir die Firmen
ausquetschen, die bereits staatliche Aufträge in der Tasche hatten und sie behalten wollten. Höhere Erfolgsgarantie, niedrigeres Risiko und insgesamt viel effizienter.
Ich breitete die Hände aus. »Es ist ein eleganterer Weg, um Unternehmen Geld für Wahlkampfspenden abzuknöpfen.«
»Es ist ein anderer Weg«, entgegnete Tucker. »Ein ganz anderer Weg. Einer, der die BBK ausschließt.«
Das war nicht zu bestreiten.
»Wir bauen diesen Fall so auf, wie wir das wünschen«, erklärte Tucker. »Nicht wie Sie es wollen.«
Ich hielt seinem Blick stand und schüttelte langsam den Kopf. »Wir arbeiten auf die Art nur effektiver, Lee. Cimino wird noch mehr Verbrechen begehen. Mehr Punkte auf der Anklageschrift.«
»Aber Sie umgehen dabei die Kommission«, erwiderte er. »Die BBK bleibt außen vor. Und wir wollen all diese Typen. Alle fünf. Greg Connolly und den kompletten Verein. Sie aber machen daraus eine Zwei-Mann-Operation. Jetzt ist es die Charlie-und-Jason-Show.«
Ich lachte. »Sie sollten sich mal selbst hören«, sagte ich. »Sie sind enttäuscht, weil nicht mehr Leute in Verbrechen verwickelt werden. Als wäre das Ziel, am Ende so viele Skalps wie möglich vorweisen zu können. Das ist Ihr eigentliches Problem, wissen Sie das?«
»Ach, jetzt bin also ich derjenige, der hier ein Problem hat?« Tucker brauchte einen Moment, bis er sich wieder unter Kontrolle hatte. Er zog das Image des coolen FBI-Agenten vor. Es passte auch besser zu seiner Persönlichkeit. Er fand kein Vergnügen daran, mich hier vortanzen zu lassen. Es war nicht seine Art. Außerdem implizierte es, dass er seinen Informanten nicht richtig unter Kontrolle hatte. »Sie wissen nicht
alles, und Sie müssen es auch gar nicht wissen. Sie sind nur ein Teil einer Operation, Kolarich. Verstanden? Nur ein Teil. Deshalb sagen wir Ihnen, was Sie tun sollen und wie Sie es tun sollen. Damit alles sinnvoll ineinandergreift.« Er ließ sich in einen Stuhl fallen und starrte an die Decke. »Ich meine, zuerst preschen Sie los und überrumpeln Cimino …«
»Was funktioniert hat.«
»… und jetzt ändern Sie die komplette Marschroute …«
»Was ebenfalls funktionieren wird.«
Tucker musterte mich eingehend, während er mit der Zunge von innen seine Wange ausbeulte. Schließlich zog er seine Tabaksdose heraus und schob sich ein Stück Kautabak in den Mund.
Tucker war kein cholerischer Typ. Er war eher von der ruhigen Sorte. Zudem war ich sein »Projekt«, er musste mich führen. Offensichtlich hatte er bereits einkalkuliert, dass ich ein bisschen schwieriger zu zähmen war als die meisten anderen Menschen in einer solchen Lage, und er konnte sich seine Informanten schließlich nicht aussuchen. Trotzdem war er stinksauer. Und ich wusste nicht genau warum.
Von der anderen Seite des Raums aus durchbohrte Christopher Moody mich mit Blicken. Er versuchte mich einzuschüchtern. Vermutlich hatte er vergessen, wie der Almundo -Fall ausgegangen war.
Tucker sagte: »Sie vermasseln die ganze Sache, mein Freund, im Ernst. Sie ändern ohne Absprache den Kurs, wozu Sie keinerlei Berechtigung haben. Wollen Sie sich in noch größere Schwierigkeiten bringen, als Sie ohnehin schon sind?«
Darauf folgte ein langes Schweigen. Es traf zu: Ich hatte die Anzahl der Mitspieler verringert und auf Cimino und mich beschränkt. Womöglich würden irgendwann noch andere
miteinbezogen, aber zumindest im Moment handelte es sich um eine Zwei-Mann-Operation.
»Sie haben unsere Nachforschungen behindert«, fuhr Tucker fort. »Sie haben uns die Tür vor der Nase zugeschlagen. «
»Sie haben sich der Strafvereitlung schuldig gemacht.« Nun ergriff der große Christopher Moody doch noch das Wort. Er sagte es kühl und nüchtern, um mich weiter einzuschüchtern. »Wir haben Sie instruiert, als Anwalt für die BBK zu arbeiten, aber jetzt haben Sie die Kommission einfach ausgeschlossen. Sie sind der Anwalt der BBK und nicht der von Charlie Cimino. Cimino ist nicht mal ein Regierungsangestellter. Dadurch ist ein großer Teil unserer Anklage zunichte. Sie
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