Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust
haben es in großem Stil vermasselt, Kolarich.«
»Vorsichtig, Chris. Drohen Sie mir nicht. Sie wollen doch nicht, dass Ciminos Anwalt vor Gericht …«
»Oh, das ist keine Drohung, Mr. Überflieger. Das ist eine schlichte Tatsache. Ich werde Sie wegen Behinderung der Justiz verklagen, sobald diese Ermittlungen beendet sind. Das ist Ihr erster Strich auf der Schwarzen Liste. Wollen Sie etwa so weitermachen? Wollen Sie sich weiter unseren Anweisungen widersetzen? Reicht Ihnen Verschwörung und Strafvereitlung nicht? Dann nur weiter so, und die Anklageschrift gegen Sie wird immer länger. Ich hab die Nase voll von Ihren Mätzchen, Kolarich. Endgültig.«
Ich wartete einen Moment ab, um sicherzugehen, dass er wirklich geendet hatte. Dann nickte ich Tucker zu. »Ihr Einsatz, Lee. Jetzt ist der gute Cop an der Reihe.«
Er lachte schnaubend, wirkte dabei aber nicht sonderlich glücklich. Dann schüttelte er mit großer Geste den Kopf und zuckte ratlos mit den Schultern. »Haben Sie noch mehr Überraschungen
für uns parat? Irgendwelche anderen brillanten Ideen, die Sie uns mitteilen möchten?«
Vermutlich wäre das ein guter Zeitpunkt gewesen, um ihnen zu beichten, dass ich den Job bei der BBK ursprünglich nur angenommen hatte – und ihn auch bloß aus diesem einzigen Grund behielt –, weil ich den Mord an Ernesto Ramirez aufklären wollte. Ich hatte keine Ahnung, ob meine Suche irgendwann mit ihrer Operation kollidieren würde. Daher wäre es sicher klug gewesen, es mit ihnen abzuklären. Doch ich unterließ es.
Ich hob eine Hand. »Ich möchte gerne eine Frage zur Geschäftsordnung stellen. Ich habe gerade das volle Vertrauen Ihres Zielobjekts gewonnen. Dieser Kerl liebt mich. Ich serviere Ihnen Charlie Cimino auf dem Silbertablett. Wir beide werden ein Zwei-Mann-Verbrechersyndikat bilden, und Sie sitzen dabei in der ersten Reihe. Mein kleiner ›spontaner Kurswechsel‹ garantiert Ihnen eine Verurteilung dieses Mannes vor einem Bundesgericht. Also sollten Sie, statt mir in den Rücken zu fallen, vielleicht in Zukunft ein bisschen netter zu mir sein.«
Chris Moodys Kopf schnellte hoch, als wäre ihm soeben etwas eingefallen. So wenig ich ihn mochte, der Kerl war nicht dumm. Meine letzte Bemerkung war ihm nicht entgangen. Er murmelte etwas vor sich hin, schüttelte den Kopf und sprang dann förmlich aus dem Stuhl. Er marschierte hinüber zum Fenster und blickte hinaus auf die östliche Hälfte des Geschäftsviertels.
»Ich denke, Sie verwechseln da was«, sagte Tucker. »Sie arbeiten gerade daran, einer strafrechtlichen Verfolgung zu entgehen. Und dafür müssen Sie noch einiges tun.«
Ich wandte mich an Moody. »Chris, warum bringen Sie
Lee nicht auf den neuesten Stand? Ihm ist da offensichtlich was entgangen.«
Tucker hatte es immer noch nicht kapiert. Ganz im Gegensatz zu Chris. Er schwieg eine Weile, bevor er zum Fenster gewandt zu sprechen begann. Vermutlich wollte er vermeiden, dass ich dabei sein Gesicht sah.
»Unser verehrter Freund Mr. Kolarich«, sagte Moody, »hat sich unentbehrlich gemacht. Die Charlie-und-Jason-Show? Das war kein spontaner Einfall. Jason hat das sehr sorgfältig geplant, Agent Tucker.«
»Was ich natürlich bestreite«, warf ich ein. »Ich habe einfach nur mein Bestes getan, um das Vertrauen der Zielperson zu gewinnen. Aber lassen Sie uns im Interesse der Argumentation annehmen, Chris hätte recht. Warum sollte ich mich selbst unentbehrlich machen wollen?«
Tucker hatte keine Ahnung. Moody schien zu schmollen.
»Wer immer die Lösung hat«, sagte ich, »einfach raus damit. «
»Rücken Sie schon raus damit, was immer es sein mag«, knurrte Moody.
Ich drehte mich zu Tucker. »Lee, Folgendes wird als Nächstes geschehen. Chris da drüben wird Shauna Tasker von allen Vorwürfen entlasten.«
Tucker stutzte einen Moment. »Blödsinn.«
»Nein, es ist wahr«, sagte ich und wedelte mit dem Zeigefinger. »Wirklich. Und dafür gibt es zwei Gründe. Der erste ist: Er weiß verdammt genau, dass Shauna nicht das Geringste mit der ganzen Angelegenheit zu tun hat. Sie hat einfach nur an dem Treffen mit dem Typen von der Baufirma teilgenommen. Sie hatte keine Ahnung, dass der Klient von Charlie Cimino geschickt worden war. Ebenso wenig wie sie wusste, dass
Auftragnehmer des Staates erpresst wurden. Sie ist absolut unschuldig, und jeder hier im Raum weiß das. Richtig, Chris?«
Moody stand immer noch wutentbrannt in seiner Ecke.
»Und der zweite Grund?«, fragte Tucker, obwohl er
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