Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Geld zu Boden, behielt aber das Telefon in der Hand.
    Nur noch eine Tasche, bevor das Jackett an der Reihe war.
    Aus meiner linken Gesäßtasche zog ich meine Brieftasche und das zerknitterte Foto von Talia und Emily, das ich immer mit mir herumtrage. Charlie ließ die Brieftasche fallen, warf aber einen Blick auf das Foto.
    Sein Ausdruck entspannte sich. »Sind das Ihre Frau und Ihre Tochter?«
    Ich nickte. »Machen Sie es bitte nicht kaputt«, bat ich. »Es ist unersetzlich. Es … es bedeutet mir sehr viel.«
    Charlie stieß einen Seufzer aus und ließ die Arme sinken. Wie ich gehofft hatte, hatte ihm das Foto, in Kombination mit meiner Bereitschaft, ihn bei seiner Suche zu unterstützen, den Wind aus den Segeln genommen. »Okay, Junge, tut mir leid … Sorry.« Er reichte mir das Foto und dann das Handy. Er bückte sich, hob meine Brieftasche, das Geld und die Wagenschlüssel auf. »Es ist nur … wegen Ihrer Fragen. Das macht mich nervös.«
    »Charlie, ich finde es wirklich schwer, nicht beleidigt zu sein.«
    Er legte eine Hand auf meine Schulter. Er fühlte sich schlecht. »Nur eine Vorsichtsmaßnahme. Wegen der Fragen und all dem.«
    »Tut mir leid«, sagte er erneut, während er wieder in den Wagen stieg.

47
    Gestern Abend hatte ich nur zwei Dinge gewusst: Starlight hatte Bert Wozniaks Firma einen lukrativen Auftrag weggeschnappt, und Starlight war auf Charlies Wunsch von unseren erpresserischen Machenschaften verschont geblieben. Inzwischen aber wusste ich mehr. Der Besitzer von Starlight war Joey Espinozas Schwager. Und das erinnerte mich an die zufällige Beobachtung, die ich letzten Dezember bei meinem ersten Besuch in Charlies Büro gemacht hatte: Joey Espinozas Frau war bei Charlie angestellt.
    Außerdem wusste ich jetzt, dass es für Charlie ein äußerst empfindlicher Punkt war. Allein das Thema aufzubringen, hätte mich beinahe Kopf und Kragen gekostet.
    Für mich ergab sich inzwischen folgendes Bild: Joey wollte, dass die Firma seines Schwagers den lukrativen Regierungsauftrag erhielt. Er redete mit Charlie darüber. Vielleicht schlossen sie einen Handel. Die BBK tat das Übliche, sie fingierte einen Grund, warum der günstigste Bieter – Adalbert Wozniaks Firma – nicht qualifiziert war. Voila, Starlight hatte den Vertrag.
    Doch Wozniak fühlt sich betrogen. Er fängt an, Lärm zu schlagen. Er beschwert sich beim Vorsitzenden der Aufsichtsbehörde. Charlie erfährt davon. Er und Joey entscheiden sich dafür, Wozniak zum Schweigen zu bringen. Besonders, da Joey zu diesem Zeitpunkt bereits unter Beobachtung des FBI steht. Sie haben ihn tüchtig in der Mangel. Und das absolut Letzte, was Joey jetzt gebrauchen kann, sind noch mehr Schwierigkeiten. Also kümmert sich Charlie um die Details. Wozniak stirbt in einem wahren Kugelhagel. Es sieht aus wie
eine dieser Gangschießereien, die hier ohnehin viel zu oft an der Tagesordnung sind. Ein tragischer, sinnloser Tod. Und ein weiterer ungelöster Mordfall. Schrecklich, aber nicht ungewöhnlich in dem Teil der Stadt, wo Wozniaks Büro liegt.
    Nur gibt es da ein kleines Problem: Der Mord wird einem jungen Mitglied der Columbus Street Cannibals angelastet, derselben Gang, mit der Joey Espinoza Verbindungen unterhält. Also sitzt Joey jetzt erst recht in der Tinte. Und Charlie tut alles, was in seiner Macht steht, um Joey davon abzuhalten, beim FBI über den Wozniak-Mord und den Starlight-Deal zu plaudern. Während du einsitzt, verschaf ich deiner Frau einen guten Posten, verspricht er ihm. Vielleicht bietet er an, Joeys Kreditraten fürs Haus abzubezahlen. Womöglich ist sogar ein Posten für ihn drin, wenn er wieder raus ist. Joey wird weder sein Haus noch seine Frau verlieren, während er eingebuchtet ist.
    Womöglich wurden auch noch andere Versprechungen gemacht. Was immer notwendig war, um Joey davon abzuhalten, bei seinen neuen Freunden vom FBI auszupacken.
    Schadensbegrenzung nennt man so was.
    Adalbert Wozniak wurde nicht deshalb ermordet, weil er sich geweigert hatte, den Cannibals Schutzgeld zu zahlen. Er wurde niedergeschossen, weil er kurz davor war, die korrupten Machenschaften von Joey Espinoza, Charlie Cimino und der BBK aufzudecken.
    Ich war mir meiner Sache ziemlich sicher. Aber ein paar Puzzleteilchen fehlten mir noch. Zum einen die Verbindung zu Ernesto Ramirez.
    Und dann natürlich irgendein Beweis für all das.

48
    Ich hatte mich mit Esmeralda Diaz zum Lunch in einem Diner nahe ihrer Wohnung verabredet. Ich traf als Erster ein. Das