Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust
Design, als nächstes Opfer ausgewählt.
»Okay, die SMS hab ich bereits erhalten«, sagte er und kontrollierte einen Monitor. Das FBI lud alle Textnachrichten herunter, die Charlie mir schickte. Für sie waren sie eminent wichtig. Sie bildeten die Basis, auf der ein Verbrechen auf Landesebene in ein Betrugsdelikt auf Bundesebene umgemünzt werden konnte.
Er blickte zu mir auf. »Also, wenn’s das war, dann können Sie jetzt gehen.« Er reichte mir den winzigen F-Bird.
»Großartig. Es war mir wie immer ein Vergnügen.« Ich stemmte mich aus dem Stuhl. Manchmal brauchten diese Meetings ihre Zeit, aber langsam wurden wir immer effektiver.
»Und von letzter Nacht gibt’s wirklich nichts zu berichten? «, fragte er. »Haben Sie den Gouverneur getroffen?«
»Nein.«
»Sonst irgendwelche wertvollen Informationen erhalten?«
»Nein.«
Tucker nickte eine Weile. Er wirkte enttäuscht. »Schade«, sagte er.
46
Charlie war an diesem Morgen ungewöhnlich guter Laune. Keine Ahnung, was für ein vorteilhaftes Marktgeschehen sein kapitalistisches Herz höher schlagen ließ – vielleicht hatte er einen Hauptmieter für eine seiner Immobilien gefunden – , jedenfalls beschloss ich, die Gelegenheit beim Schopf zu packen.
»Ich hab Sie gestern Abend vermisst«, sagte er. Der Porsche schnurrte die Interstate in Richtung South-Side entlang.
»Ich war da.«
»Wirklich? Na ja, der ganze Saal war ein Tollhaus. Also, wen knöpfen wir uns heute vor? Hoffman, richtig? Eric Hoffman?«
»Genau«, bestätigte ich.
»Wir arbeiten die Liste wirklich im Eiltempo ab.«
Das traf zu. Wie ich Charlie kannte, hatte er sich ein Diagramm gezeichnet, auf dem er jeden erledigten Punkt abhakte. Eines schönen Tages würde er dieses Diagramm mit dem im Konferenzraum der US-Staatsanwaltschaft vergleichen können.
»Hey, mir ist was aufgefallen«, sagte ich. »Auf der Liste steht eine Firma ohne Nummer.«
»Tatsächlich?«
»Ja. Starlight Catering. Irgendein besonderer Grund, warum wir die aussparen? Oder haben Sie die einfach nur übersehen? «
Er antwortete nicht sofort. Offenbar dachte er über die Antwort nach.
»Um die brauchen Sie sich nicht zu kümmern«, sagte er schließlich.
»Was soll das heißen?«
Charlie verstummte. Ich hatte ihn aus seiner untypisch guten Stimmung in die übliche ärgerlich-aggressive zurückversetzt. Das verriet mir, dass ich auf der richtigen Spur war.
Charlie machte einen wütenden Schlenker mit dem Porsche, wechselte auf die rechte Spur und bog dann auf die Ausfahrt.
»Was haben Sie vor?«, fragte ich.
Er antwortete nicht. Am Ende der Ausfahrt wandten wir
uns nach rechts. Bei der nächsten Tankstelle rollte er zum hintersten Eck des Parkplatzes, wo wir ganz alleine waren.
»Steigen Sie aus«, befahl er.
Wir verließen beide den Wagen und trafen uns am Heck des Porsches.
»Öffnen Sie Ihren Mantel.«
Mein Herz machte einen Hüpfer. Offensichtlich hatte ich bei Charlie einen empfindlichen Punkt getroffen.
Und jetzt würde er mich durchsuchen.
Ich knöpfte meinen Wintermantel auf. Mein Jackett, in dessen linker Innentasche sich der F-Bird befand, stand bereits offen. Ich hob die Arme. Charlie legte die Handflächen auf das Hemd über meiner Brust und streifte mit den Händen zum Gürtel hinab.
»Beine auseinander.«
»Himmel, Charlie.«
»Beine auseinander«, wiederholte er.
Ich gehorchte. Rasch klopfte er meine Oberschenkel ab.
»Soll ich vielleicht auch meine Taschen ausleeren?«, fragte ich empört. Natürlich war ich nicht scharf darauf. Aber da er es ohnehin verlangen würde, war es sinnvoll, bereitwillig zu erscheinen. Jedenfalls besser als unwillig. Entrüstet, beleidigt, gekränkt war in Ordnung. Aber auf keinen Fall unwillig.
Ich unternahm keinen Versuch, mich ihm zu widersetzen oder es ihm auszureden. Ich zog die Wagenschlüssel aus meiner rechten Manteltasche und stülpte dann die Tasche nach außen. Meine linke Manteltasche war leer und ich stülpte sie ebenfalls nach außen.
Charlie machte keine Anstalten, mich aufzuhalten. Er warf meine Schlüssel zu Boden und streckte die Hand aus.
Ich vermied jeden Gedanken an das, was als Nächstes geschehen
würde. Auf keinen Fall durfte ich zögerlich oder ängstlich wirken. Ich versuchte, die Tatsache zu verdrängen, dass nach meinen Hosentaschen nur noch mein Jackett und der F-Bird übrig waren.
Aus meiner rechten Hosentasche zog ich mein Handy und meinen Geldclip, bevor ich sie ebenfalls nach außen stülpte. Charlie warf das
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