Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
Vom Netzwerk:
sich nicht entzündet. Aber wenn wir es nicht bemerkt hätten, wäre es wahrscheinlich um die Lichtung, die Blumen und die Schmetterlinge geschehen gewesen.
»Wer macht denn so was?«, fragte ich fassungslos und klopfte mit Ästen und Zweigen und einer Decke, die aus dem Auto stammte, das Feuer aus.
»Irgendeiner, der nicht will, dass diese Zeitung unter die Leute kommt.« Robert hielt einen Fetzen Papier nach oben.
    Als das Feuer gelöscht war und nur noch etwas Glut in sicherer Umgebung glomm, nahm ich ein noch intaktes Exemplar zur Hand. »Sauger-Journal« stand darauf. »Was ist das für eine Zeitung?«
»Das ist unser Informationsblatt. Für alle Vampire, die im Untergrund siedeln oder sich anderweitig versteckt halten. Hier werden alle Neuigkeiten, die unsere Angelegenheiten betreffen, verbreitet, uns Mut zugesprochen und heimliche Botschaften ausgetauscht. Hier kann man nach verschollenen Freunden suchen und geheime Treffpunkte ausmachen. Es wird aber auch eine Menge über die Menschen geschimpft und dem Ärger über die Situation in Deutschland Luft gemacht.«
»Der endgültige Tod in Folstadt« lautete die Überschrift auf der Titelseite und beschrieb, wie Vampire in einem Arbeitslager mitten in der Nacht angezündet und auf diese Weise für immer ausgelöscht wurden. Auf der zweiten Seite wurde das neueste Gesetz zur illegalen Unterbringung von Vampiren diskutiert, eine Anzeige für Verstecke in Autos zum Schmuggeln von Vampiren prangte auf Seite Drei. Seite Vier kündigte an, mehr über schmerzloses Jagen und Saugen zu verbreiten und auf Seite Fünf wurde ein verdienter Vertreter der Vampirrasse vorgestellt. Danach kamen Hinweise für Neu-Vampire, Anzeigen und Kleinanzeigen sowie Buch- und Filmtipps, die von Vampiren handelten, und auch ein paar gesundheitliche Hinweise für alle, die daran litten, dass ihre Haut die Sonne nicht vertrug, wie Robert erzählt hatte.
    »Kann ich das mitnehmen und in Ruhe zu Hause lesen?«, fragte ich ihn.
Er lachte kurz auf. »Natürlich. Es liegt ja so rum.«
»Ich dachte nur, dass es euch vielleicht nicht so lieb ist, wenn ein Mensch eure Zeitung in die Finger bekommt.«
»Nein, lies sie ruhig, dann lernst du mehr über uns, als ich dir erklären kann. Und du erfährst die andere Seite der Medaille, nicht das, was die gewöhnlichen Medien über uns verbreiten.«
»Ich hatte keine Ahnung, dass es so etwas gibt.«
»Ich weiß.«
    Er wirkte verstört und verärgert. Ich wollte noch etwas sagen, doch in diesem Moment klingelte mein Handy. Seit vor einigen Jahren auf Leifs Drängen hin ein Funkmast am Rand von Mullendorf gebaut worden war, besaß jeder Dorfbewohner ein Handy, egal ob er es brauchte oder nicht. Denn normalerweise bewegte sich der Durchschnitts-Mullendorfer kaum aus seinem Ort heraus, es sei denn zum Einkaufen. Es war auch tatsächlich so, dass, wenn zwei Hausfrauen zusammen in den Supermarkt nach Moosberg oder ins Einkaufszentrum in Gallburg fuhren, die Zahl der Handy-Benutzung in Mullendorf signifikant in die Höhe schnellte. Da wurde nach dem Verbleib von Arbeitshandschuhen gefragt, um warme Socken oder eine spezielle Tütensuppe gebeten.
Ich hatte mein Handy eigentlich auch nur, um eines zu besitzen, und damit mich Leif daran erinnern konnte, dass ich zu spät zur Arbeit kommen würde, wenn ich nicht sofort losfuhr. Oder um mit Viviane und Pedro SMS zu schreiben. Mit Pedro hatte es sich nun erledigt, und da ich erst am Abend arbeiten musste, konnte es nur Viviane sein, die mich kontaktierte.
    »Sie haben schon die Untersuchungsergebnisse von der Autopsie«, sprudelte es aus ihr heraus. »Sie ist erwürgt worden.«
»Aha«, antwortete ich. »Also kein Blutverlust.« Ich blickte zu Robert, der mit der Schuhspitze in der Asche wühlte.
»Nein, kein Blutverlust. Außerdem ist das Alibi von dem Arzt wohl bestätigt. Steffen hat gerade meine Mutter angerufen. Dein Doktor hatte einen Patienten am Morgen. Die Palitzkis waren da, weil ihr Sohn einen Euro verschluckt hatte. Ich weiß zwar nicht, wie der Junge fünf Uhr morgens an einen Euro kommt, aber jedenfalls war der Typ es nicht.«
»Gott sei Dank«, seufzte ich erleichtert und lächelte Robert an. Er war unschuldig. Ein Vampir, aber unschuldig. Er lächelte zurück. Als ob er hören konnte, was Viviane sagte. Schnell wandte ich mich ab und ging ein paar Schritte zur Seite.
»Und sonst? Was gibt es noch?« Manchmal war es sehr praktisch, eine Freundin zu haben, die im Rathaus arbeitete.
»Das weißt du aber jetzt

Weitere Kostenlose Bücher