Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
Vom Netzwerk:
keinen privaten Vampirjäger.«
    Die AVEKs – Antivampir-Einsatzkommandos wurden direkt nach dem offiziellen Bekenntnis der Grabflüchter, dass sie seit Jahrhunderten unter uns weilten, ins Leben gerufen. Zunächst, um mögliche Attacken abzuwehren, später, um Jagd auf die Wesen zu machen und in die Reservate zu bringen. Private Vampirjäger waren Kopfgeldjäger, die sich ein angenehmes Leben durch ihren Job finanzieren konnten. Die Regierung zahlte stolze Summen für jeden gefangenen Grabflüchter. Viele vorherige Harzt-IV-Empfänger kamen zu Ruhm und Reichtum, nachdem sie einige der »Bestien« an die Behörden übergeben hatten. Jedenfalls behaupteten das die Talkshows am Nachmittag.
Er sagte nichts, sondern starrte aus dem Fenster. In der Ferne waren im Dunst ein paar Häuser von Mullendorf zu sehen. Insgesamt zählte das Dorf sechzehn, die Kirche und das Rathaus nicht mitgerechnet. Immerhin schafften wir es auf stolze 94 Einwohner, dazu trugen vor allem Dietloffs bei, die mit zwölf Kindern gesegnet (oder gestraft) waren. Dazu kamen neunzehn Ställe mit insgesamt über zweihundert Tieren (Schafe, Rinder, Pferde, Hühner und Gänse) und vierundzwanzig Garagen und Schuppen. Außerdem hatten wir ein Schloss. Bei dem Gedanken daran und an Pedro, der darin wohnte, wurde mir ein bisschen unwohl. Aber darüber nachzudenken, ob meine Entscheidung von gestern Abend richtig gewesen war, konnte ich jetzt nicht auch noch. Dann würde mein Arbeitsspeicher definitiv überlastet aufgeben.
»Geht dein Blut irgendwann wieder raus aus meinem Körper?«, fragte ich abschließend.
»Es wird nach und nach durch deines ersetzt.«
»Das heißt, dann verschwinden auch die Träume und die Gabe, euch zu erkennen?«
Er zuckte mit den Schultern. » Ich glaube nicht, dass das durch mein Blut kommt. Es muss andere Ursachen haben.«
»Aber welche denn?«
»Ich weiß es nicht.«
»Ich hoffe jedenfalls, diese Fähigkeit verschwindet wieder. Du siehst nämlich echt seltsam aus.«
Er verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln. »Ich hoffe es auch, es ist nämlich verdammt gefährlich für mich.«
    Ich startete den Wagen. Doch ich kam nicht weit. Denn in diesem Moment spürte ich einen eiskalten Lufthauch über meinen Rücken streichen. Panisch sah ich zu Robert, aber der saß ruhig in seinem Sitz und beobachtete zwei Spatzen, die sich am Straßenrand um ein paar Körner stritten. Ich griff an meinen Rücken, aber da war nichts. Die Kälte kroch zu meinem Nacken und umklammerte meinen Brustkorb. Ich konnte kaum atmen. Sie lähmte mich völlig. Ich rang nach Luft.
»Alles in Ordnung?«, ertönte Roberts Stimme von der Seite.
    Ich wollte in meiner Panik den Kopf schütteln, doch in diesem Augenblick war die Kälte verschwunden. Es war alles wie immer. Ich atmete tief ein.
»Ich glaube, ja«, antwortete ich und tastete noch einmal über meinen Rücken. Da war auch jetzt nichts Ungewöhnliches zu spüren. Nur mein T-Shirt.
    Ich fuhr los.
     

Abendrot – und du bist tot
     
    Wir waren ungefähr vier Kilometer von Moosberg nach Mullendorf gefahren, als Robert die Luft einsog und so intensiv in meinem Auto herum schnüffelte, dass mein Hund Kaspar neidisch geworden wäre.
»Was ist denn los?«, fragte ich irritiert.
»Es riecht nach Rauch.«
»Ich rieche nichts.«
»Aber ich. Das kommt davon, wenn man eine Schlange als Urahnin hat.«
»Ist es der Motor?«
»Nein, es kommt von draußen. Da!« Er deutete mit der Hand auf eine Rauchsäule, die aus dem Wald aufstieg.
»Das ist bei den Drei Felsen!«, rief ich erschrocken. »Dort gibt es viele Schmetterlinge und seltene Blumen. Wenn es dort brennt, das wäre entsetzlich!«
»Es sieht nicht nach einem Waldbrand aus, dazu ist das Feuer zu klein.«
»Dann sind wir vielleicht noch nicht zu spät.«
Bei der nächsten Gelegenheit bog ich von der Landstraße ab und in einen kleinen Waldweg ein. Der Wagen holperte über Steine und Äste und versackte fast in einem Schlammloch. Inzwischen konnte ich es auch riechen. Eindeutig Feuer.
»Das ist kein Laub und auch kein Holz, was da brennt«, sagte Robert nach einer erneuten Schnüffelaktion. »Das ist Papier.«
»Papier? Wer verbrennt denn hier Papier?«
Er hatte Recht. Als ich mit dem Auto an einer Lichtung angekommen war, sahen wir ein Feuer, in dem mehrere Zeitungspakete loderten.
»Was zum Henker …«, sagte ich und sprang aus dem Auto. Noch war das Feuer unter Kontrolle, weil Steine es notdürftig begrenzten. Zudem war das Gras im Umkreis sehr feucht und hatte

Weitere Kostenlose Bücher