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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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Wenn Krieg ausbricht, werden Sie Marokko nicht anlaufen können, überhaupt sind die Küsten dann bis Togoland feindlich. Also keine volle Marschgeschwindigkeit, sondern Kohle sparen. Wenn Sie einen Tag später ankommen, ist das nicht so schlimm. Ich möchte nicht, dass die Saarbrücken auf ihrer letzten großen Fahrt in Feindeshand gerät.«
Nun konnte Rheinberg doch nicht an sich halten. Von Herringen hatte so bestimmt und kategorisch geklungen.
»Herr Admiral, ist wirklich schon in Kürze mit einer Kriegserklärung zu rechnen?«
Von Herringen gestattete sich ein dünnes Lächeln.
»Wer bin ich, dass ich den Allerhöchsten Ratschluss aus Berlin vorhersehen kann? Aber was ich höre, ist ermutigend. Ich bin mir sicher, dass in Kürze einige Fragen auf recht eindeutige Art und Weise geklärt werden. Auch Sie müssen sich wappnen. Es steht alles in den Befehlen.«
»Ja, Herr Admiral.«
»Noch etwas. Nein, zwei Dinge. Zum einen bekommen Sie einen neuen Chefingenieur. Marine-Oberingenieur Dahms, ein kurzfristiger Ersatz. Er wird sich morgen melden.«
»Jawohl, Herr Admiral. Und das zweite?«
Von Herringen seufzte. Für einen Moment blickte er etwas gedankenverloren aus dem Fenster. Der Nieselregen war durch einen Schauer abgelöst worden. Der Herbst begann, sich von seiner unangenehmen Seite zu zeigen. Es würde schwere See geben. Rheinberg bedauerte die Grauen schon jetzt.
»Die Berichte über sozialdemokratische Agitation in den Mannschaftsdienstgraden und bei den Unteroffizieren häufen sich. Ich weiß nicht, wie viele Oberheizer und Maaten schon bei den Sozialisten gelandet sind, oft bekennen sie sich nicht offen dazu. Noch eint alle das Band der Liebe zum Kaiser, vor allem hier in der Flotte. Nichtsdestotrotz muss ich gerade Sie auffordern, die Augen offen zu halten.«
Dieses »gerade Sie« konnte Rheinberg zweifach interpretieren. Als Appell an seine genuine Verantwortung als Erster Offizier, für die Disziplin in der Mannschaft direkt verantwortlich zu sein, oder als Hinweis auf seine angeheiratete Verwandtschaft, von deren Existenz von Herringen mit absoluter Sicherheit wusste. Rheinberg beschloss, das nicht zu diskutieren. In jedem Falle hatte er die Botschaft verstanden.
Zum Glück stand ihm mit einem schlichten »Jawohl, Herr Admiral!« eine in jeder Situation passende Antwort zur Verfügung.
Das Gespräch drehte sich noch einige Minuten um Nebensächlichkeiten, dann durfte Rheinberg gehen. Als der junge Offizier das Weiße Schloss verließ, hatte der Regenschauer nachgelassen. Die kalte Luft, die vom Jadebusen herwehte, roch nach Sturm. Nichts, womit ein erprobter Kleiner Kreuzer nicht fertig werden konnte, dennoch nichts, wonach sich ein erfahrener Seemann mit aller Macht sehnte. Gerade ein überladenes Schiff, wie es die Saarbrücken sein würde, konnte ruhiges Fahrwasser gut gebrauchen.
Rheinberg blickte auf die Uhr. Ihm blieben noch drei Stunden, bis er sich auf dem Schiff einzufinden hatte, andererseits gab es mehr zu tun als erwartet. Sein Bursche hatte sein Gepäck schon lange verstaut. Rheinberg machte sich im Geiste bereits Gedanken über ein Rotationsprinzip, mit dem die Raumkapazität der Saarbrücken optimal ausgenutzt werden konnte. Auf dem Fußweg zum Ausrüstungshafen kam er rasch zu dem Schluss, dass er selbst seine bescheidene Kabine mit dem Hauptmann der eingeschifften Infanterie würde teilen müssen. Das wiederum bedeutete, dass er sich für die Nachtwachen einteilen musste, sollte der Infanterist einigermaßen in den Genuss von Schlaf kommen. Es war ein Akt der Höflichkeit – Rheinberg war sich sicher, dass Becker auch jede andere Regelung klaglos akzeptiert hätte –, aber es traf sich, dass Rheinberg die Nachtwachen liebte, denn dann gehörte das Schiff wirklich ihm.
Als er die Saarbrücken erreicht hatte, stand sie unter Dampf. Das bedeute wohl zum einen, dass nunmehr alles an Ausrüstung an Bord war, was noch zu laden gewesen war, zum anderen, dass der Ingenieur die Maschine im Testlauf hatte, nicht zuletzt, um das Stromnetz noch einmal zu überprüfen. Rheinberg wusste, dass der stellvertretende Chef im Maschinenraum, Marineingenieur Dortheim, sich schon lange wieder an Bord befand. Er nahm sich vor, ihn beiseitezunehmen und zum neuen Chef zu befragen, der morgen ankommen würde. Die Marineingenieure kannten einander gut, und es waren Offiziere wie er selbst, wenngleich von niedrigerem Ansehen und geringerem Status. Seit langer Zeit war dies ein Grund für Reibereien, und manche

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