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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. M. Sampson
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zitternden Glieder – wieder da waren. In meinem Schädel pochte es vor angstbedingten Kopfschmerzen, als ich diese Dinger beobachtete, die dastanden und darauf warteten, dass wir zu ihnen hinfuhren, damit sie uns packen konnten, schubsen und …
    » Nein«, schrie ich. Ohne nachzudenken, fasste ich Dalton ins Lenkrad und zog nach rechts. Er reagierte sofort und trat auf die Bremse. Schlingernd kam der Wagen parallel zu der gestaffelt dastehenden Gruppe von Schattengestalten zum Stehen. Von ihnen abgewandt fingerte ich an der Beifahrertür herum und versuchte verzweifelt, die Verriegelung zu finden, den Türgriff, den Fensterheber – irgendeine Fluchtmöglichkeit. Doch als ich durchs Fenster schaute, sah ich, dass auf meiner Seite des Autos noch mehr von ihnen waren. Sie umgaben uns, während sie absolut reglos dastanden und uns beobachteten. Ich erstarrte.
    » Was zum Teufel …!«, brüllte Dalton. Er packte mich am Arm und zog mich zu sich hinüber.
    Jegliche Ähnlichkeit mit meiner nächtlichen Furchtlosigkeit war wie weggewischt. Zitternd sah ich zu Dalton auf, dessen Gesichtszüge bei dem schwachen Licht ganz schwarz-weiß aussahen. Beinahe so, als hätte ich die Sehkraft der Wölfin. » Siehst du sie nicht?«, fragte ich.
    » Was soll ich sehen?«
    » Die Schattenmänner!«, schrie ich. Ich deutete aus seinem Fenster, dorthin, wo ich sie zuerst gesehen hatte.
    Sie waren verschwunden.
    Dalton schaute finster drein. » Ich sehe nichts.«
    Ich zitterte. Hier stimmte etwas nicht. Dalton sprach wie besessen davon, einen Toten zusammenzuschlagen, und dann tauchten die Schattenmänner auch noch hier auf. Ich hätte nicht aus dem Haus gehen sollen. Ich war gleichzeitig die Nächtliche Emily, die Tagsüber-Emily und die Wölfin – irgendwie. Doch was das anging, waren wir alle einer Meinung. » Bring mich nach Hause«, flüsterte ich. » Bring mich bitte nach Hause.«
    » Ich bin noch nicht so weit«, entgegnete Dalton.
    Ich legte ihm sanft eine Hand auf den Arm. Sah ihm in die Augen. Sah, wie er meinen Geruch einatmete, spürte, wie er sich beruhigte. » Bitte«, sagte ich.
    Er nickte, stieg aufs Gaspedal und fuhr weiter die Straße entlang.

8
    Hast du dich von unserem großen Abend erholt?
    Sobald Dalton mich abgesetzt hatte, rannte ich zur Haustür, bis mir einfiel – ich schlief ja angeblich bereits. Ich hatte keine Ahnung, was mit mir los war. Meine Arme und Beine waren vor schierer Kraft ganz angespannt, doch mein Gehirn war nicht das meines Nächtlichen Selbst, es war meines, das der normalen Emily. Größtenteils. Teilweise. Meine Sehkraft entsprach der der Wölfin, und meine Blicke schossen ständig hin und her, suchten das Gras, die Bäume und den Himmel ab. Mein Gehirn sagte mir, ich sollte mich leise zum Fenster begeben, während mein Körper selbstbewusst hinüberstampfen wollte. Zudem wollte ich überall hinschauen, nur nicht dahin, wo ich hingehen wollte, weil meine Augen darauf fixiert waren, sicherzustellen, dass nichts und niemand hier war. Es war, als wären alle drei Teile von mir im Mixer pulverisiert, in eine Auflaufform gefüllt und in den Ofen gesteckt worden, bis sie zusammengebacken waren. Ich biss die Zähne zusammen und bemühte mich, mich zusammenzureißen. Ich konnte nicht die ganze Nacht hier draußen stehen bleiben und ich konnte auch nicht versuchen, an meinem Dad und meiner Stiefmutter vorbeizukommen. Nicht, nachdem ich schon zum ersten Mal im Leben von ihnen Hausarrest bekommen hatte, als ich letzte Woche nach Mikey Harris’ Party die ganze Nacht über verschwunden gewesen war. Durch allerhöchste Konzentration schaffte ich es, bis unter mein noch immer offen stehendes Zimmerfenster zu gelangen. Mein Wolfsinstinkt sagte mir, dass ich von niemandem beobachtet wurde, also sprang ich los und flog mit der Leichtigkeit einer Katze, die auf einen Ladentisch hüpft, hoch. Ich prallte gegen die Hausverkleidung und hielt mich mit beiden Händen am Fensterbrett fest, wobei mir die Metallkanten in die Handflächen schnitten, dass ich vor Schmerzen fauchte. Meine Turnschuhe glitten an der feuchten Hausverkleidung ab, als ich meine Armmuskeln anspannte und mich ins Zimmer zog. Ich glitt durch meine Vorhänge hindurch und landete leise auf allen vieren.
    Na, was hältst du von deiner Oberkörper-Muskulatur?
    Ich grinste unwillkürlich. Ich hatte nicht gerade Daltons Bizeps, doch konnte ich ganz zufrieden sein. Es war das erste Mal, dass mein Tagsüber-Ich wirklich ganz da war, während ich

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