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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. M. Sampson
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Wenn ich nicht vorhersehen konnte, wann ich beim Anblick einer Bande von furchterregenden Schattengestalten zu wimmern anfing, wie konnte ich dann irgendetwas bewerkstelligen? Kaum nötig zu erwähnen, dass ich an diesem Tag in der Schule nicht hoch konzentriert war. Ich driftete durch den Unterricht, tat, als würde ich mitschreiben, und ging Spencer, Dalton und Megan aus dem Weg. In meinem Kopf tobte eine endlose Schlacht zwischen meinen umherschießenden Gedanken und meinen Versuchen, meinem Gehirn zu befehlen: Halt. Einfach. Die. Klappe. Lass mich diese wenigen wachen Stunden einfach existieren, ohne von dieser ganzen Werwolf-Kiste aufgezehrt zu werden. Bitte. Schließlich gab ich es auf. Spencer hatte mich zwischen den letzten beiden Stunden abgefangen und mir erzählt, dass er und Dalton sich nach der Schule in die Bibliothek setzen und sich tatsächlich die Zeit nehmen wollten, um zu recherchieren. Was wir, ganz klar, auch tun mussten. Schließlich war es mein Plan gewesen. Jetzt kam es darauf an, sich zu konzentrieren.
    Ich muss schon sagen, Superkräfte zu besitzen, erweist sich als schönes Stück Arbeit.
    Als ich die Bibliothek betrat, hüpfte Spencer aufgeregt auf und ab und winkte. Ich errötete und hob die Hand, um ihn ebenfalls zu grüßen, und eilte durch den Raum auf den Tisch zu, auf dem er einen Haufen Bücher ausgebreitet hatte. Wie ein richtiger Gentleman bot er mir einen Stuhl an, und ich setzte mich darauf. Ich hatte vorgehabt, ihm zu widerstehen, doch nach dem schrecklichen, nervenaufreibenden Tag, den ich hinter mir hatte, wollte ich wirklich, wirklich einfach mal zur Ruhe kommen. Ich schob meinen Stuhl nahe genug an Spencer heran, um mich von seinem unwiderstehlichen Moschusduft umfangen zu lassen. Sofort reduzierte sich meine Gehirntätigkeit und schaltete von Rasen auf Kriechen um. Ich schloss die Augen, ließ das Aroma in mich einsickern und die Ängste und Sorgen hinausschwemmen. Mir war klar, dass dieses Gefühl nicht ewig anhalten würde und ich aufhören musste, mich darauf zu verlassen, dass es meine Angelegenheiten für mich regelte. Doch würde es mich durch diesen einen Nachmittag bringen.
    » Mmm«, stöhnte ich.
    » Ähm, schläfst du jetzt ein?«, fragte Spencer.
    Ich schoss in die Höhe und riss die Augen auf. » Tut mir leid«, erwiderte ich. » Ich bin nur den ganzen Tag herumgelaufen, und es ist schön, an einem ruhigen Ort zu sitzen.«
    Er grinste mich an. » Freut mich, dass du dich in meiner Gesellschaft wohlfühlst.«
    Wenn der wüsste.
    » Hey.«
    Dalton war gerade gekommen, und ich spürte, wie ich mich verkrampfte. Er setzte sich auf den Stuhl neben mich, schenkte mir ein Lächeln und nickte Spencer zu. Da fiel mir sein Benehmen von letzter Nacht wieder ein. Ich war derart damit beschäftigt gewesen, mir Sorgen über noch weitere körperliche Veränderungen und über diese verdammten Schattenmänner zu machen, dass ich gar nicht mehr daran gedacht hatte. Doch Tatsache war, dass er mich gefragt hatte, wie es war, einen Mann zu töten. Er hatte nicht aufgehört, bis ins kleinste Detail zu beschreiben, was er getan hätte. Als ob er am nächsten Morgen aufgewacht wäre, eine Leiche gesehen und es genossen hätte. Ich betrachtete sein Gesicht. Es war markant, doch konnte man noch den kleinen Jungen darin erkennen. Er hatte ein paar leichte Sommersprossen auf den Wangen und ein fröhliches Funkeln in den Augen. Er war derselbe Dalton, den ich immer in der Schule gesehen hatte. Die freundliche, allseits beliebte Sportskanone. Es musste also an seiner nächtlichen Persönlichkeit gelegen haben. Ich meine, ich war als Nächtliche Emily auch nicht gerade reumütig gewesen.
    » Seid ihr bereit für ein bisschen Lektüre?«, fragte Spencer.
    » O ja, Lektüre«, sagte Dalton und klopfte auf den Umschlag eines der Bücher, die vor uns lagen. » Kann’s kaum erwarten.«
    Ich beugte mich herab und durchpflügte meinen Rucksack, um die Bücher herauszuholen, die ich bereits gefunden hatte. Währenddessen lehnte sich Spencer in seinem Stuhl zurück und sprach Dalton an.
    » Hey, Mann, hast du sie schon gefunden?«
    Dalton schüttelte den Kopf. » Nein, obwohl ich dir schwören kann, dass ich herumgeschnüffelt habe. Ich kann sie riechen, aber sie ist anders als Emily. Weniger intensiv.«
    » Und sie trägt irgendein nervtötendes, ordinäres Parfüm oder so«, erwiderte Spencer. » Wer immer sie ist, sie muss in dem Zeug baden.«
    Ich sah zwischen den beiden hin und her. » Ihr

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