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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. M. Sampson
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und Schlaf; nichts über das, was ich wirklich wissen wollte. Doch konnte ich das beunruhigende Gefühl, dieses seltsame Mischdings zu sein, nicht abschütteln. Das war zuvor noch nie geschehen. Zumindest nicht, dass ich wüsste. Wer konnte sagen, wann es wieder geschehen würde? Vielleicht wurde es sogar von den Schattenmännern verursacht, um mich zu schwächen. Wenn sie auftauchten, verschwand mein Nächtliches Selbst.
    Tja, wir werden ihnen nicht erlauben, mich verschwinden zu lassen, nicht wahr?
    » Komm schon, Emily«, bettelte Dalton. » Bitte. Ich muss noch mal raus. Und ich will, dass du mitkommst. Bitte.«
    Ich kniff die Augen zu. Spencers Duft war schon lange verflogen. Ich konnte es nicht leugnen – ich vermisste die Stärke, das Selbstvertrauen. Und ich war ziemlich entnervt, was den Mangel an Details über, na ja, einfach alles anging. Bevor mir Zweifel kamen, sagte ich: » Gut. Wir tun es. Aber heute Abend fahren wir zu BioZenith.«

10
    Der Sturm auf die feindliche Festung
    Ich sagte Dalton, er solle sich in meinem Zimmer verstecken, solange ich unten am Familienleben teilnahm. Er setzte sich an meinen Computer und durchforstete Foren über Bodybuilding und anderes langweiliges Zeug. Währenddessen aß ich mit meinem Dad, Katherine und Dawn zu Abend und zwang mich dazu, über schlechte Witze zu lachen, mir Geschichten über meinen Tag auszudenken und selbst gemachte Lasagne hinunterzuschlucken, die zwar superlecker war, die mein verknoteter Magen jedoch kaum bei sich behalten konnte. Schließlich gelang es mir, unter dem Vorwand, noch Hausaufgaben machen zu müssen, wieder nach oben zu gehen.
    Dalton und ich saßen auf dem Bett, sahen einander an und warteten, während die Uhr schon nach acht anzeigte. Dann setzte die Verwandlung ein. Unsere Nächtlichen Persönlichkeiten kehrten zurück. Dalton und ich verließen mein Zimmer durch das Fenster, wie immer. Nicht, dass es mir etwas ausmachte, aus dem Fenster zu springen, aber es war nicht mehr annähernd so aufregend, wie es einmal gewesen war.
    Dalton hatte wieder dieselbe hippelige Persönlichkeit wie in der Nacht zuvor, als stände er kurz vor einer Nuklearexplosion. Unablässig summte er vor sich hin und schlug sich willkürlich mit einer Faust in die andere Hand, während wir die Straße entlangpirschten. » Ich will rennen«, kündigte er an, als wir das Ende der Straße erreicht hatten.
    Ich schmunzelte. » Was hat es mit dir und dem Rennen nur auf sich?«
    » Keine Ahnung.« Er sah mich an. » Wir könnten Armdrücken. Willst du Armdrücken?«
    Ich lachte, drehte mich im Gehen um und lief rückwärts weiter, wobei ich ihn weiter ansah. » Nein, Rennen ist okay. Du weißt, wo’s langgeht, oder?«
    Er nickte. » Ja, ich war schon mal dort.«
    » Dann versuch, mich einzuholen.« Bevor er etwas erwidern konnte, machte ich auf dem Absatz kehrt und schoss den Gehsteig entlang. Ich trug wieder meine Turnschuhe, gewöhnte mich jedoch schon an die Vorzüge, die sie gegenüber Dawns Rendezvous-Tretern von Jimmy Choo hatten. Auch wenn ich diese Schuhe liebte.
    Hinter mir hörte ich Dalton keuchen, und bevor ich wusste, wie mir geschah, war er neben mir. Mit herausgestreckter Brust und am Hals hervortretenden Adern ruderte er mit den Armen, während ihn seine kräftigen Beine vorwärtstrugen.
    Unsere Füße trampelten so laut auf dem Beton, dass unsere Laufschritte in der Nachbarschaft widerhallten. Doch egal, wie schnell er rannte, ich hielt locker mit ihm Schritt. Keiner von uns sagte auch nur ein Wort. Wir trieben uns nur gegenseitig an, schneller und schneller zu laufen, so schnell, dass wir ein paar Kampfjets ähnelten, die durch die Lüfte zischten.
    Meine Füße berührten kaum mehr den Boden. Die kühle, feuchte Abendluft ließ meine Haare wie Bänder hinter mir herflattern. Ich musste schallend lachen, so sehr genoss ich das Rauschen des Bluts in meinen Adern und die Befreiung von dem menschlichen Mittelmaß, das ich tagsüber lebte. Die Straßen zogen an uns vorüber; ein Auto hupte, als wir in den Lichtkegel seiner Scheinwerfer rasten. Vorbei an den bewaldeten Wanderwegen, vorbei an den kleineren Häusern, über die wohlhabenderen Wohngegenden bis hin zu den Straßen des Gewerbegebiets. Wir jagten über die dunkle, verlassene Straße, auf der letzte Nacht eine Gruppe von Teenagern mit ihren frisierten Autos Rennen gefahren waren.
    Schließlich lag das eingezäunte BioZenith-Gelände direkt vor uns: ein paar schachtelförmige weiße,

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