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Die Anstalt

Die Anstalt

Titel: Die Anstalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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ich süß und selig geträumt.«
    »Sie mochten die Lernschwester nicht, stimmt’s?«
    Griggs grinste. »Kann sie alle nicht ausstehen. Is kein Geheimnis.«
    »Und wieso?«
    »Die lieben es, uns herumzukommandieren. Zwingen uns, Sachen zu tun. Als wären wir der letzte Dreck.«
    Griggs sprach von
ich
und
wir
, doch Francis glaubte, dass ihm jedes Wir-Gefühl vollkommen fremd war.
    »Auf Frauen loszugehen, ist leichter, nicht wahr?«, fragte Lucy.
    Der Patient zuckte die Schultern. »Meinen Sie, ich komm gegen den da an?«, erwiderte er, erneut in Richtung Big Black weisend.
    Lucy überhörte die Frage und beugte sich ein wenig vor. »Sie mögen Frauen nicht, stimmt’s?«
    Griggs knurrte leise und sprach mit tiefer, mühsam beherrschter Stimme. »Sie mag ich auch nicht sonderlich.«
    »Sie mögen es, Frauen wehzutun, nicht wahr?«, fragte Lucy.
    Er brach in ein keuchendes Gelächter aus, sagte aber nichts.
    In gleichmütigem, kaltem Ton wechselte Lucy plötzlich das Thema. »Wo waren Sie im November?«, fragte sie. »Ungefähr vor sechzehn Monaten?«
    »Heh?«
    »Sie haben mich schon verstanden.«
    »Das soll ich jetzt noch wissen?«
    »Ist das ein Problem für Sie? Denn ich kann es mit absoluter Sicherheit rausfinden.«
    Griggs rutschte auf seinem Stuhl herum, um Zeit zu schinden. Francis sah förmlich, wie es im Kopf des Mannes arbeitete, als versuchte er, durch einen Nebel hindurch eine Gefahr zu sehen. »Ich hab auf einer Baustelle in Springfield gearbeitet«, sagte er. »Auf Montage, an einer Brücke. Scheiß-Job.«
    »Schon mal in Concord gewesen?«, fragte sie.
    »Concord?«
    »Ganz richtig.«
    »Nee, ich war noch nie in Concord. Das liegt in einem ganz anderen Teil des Staates.«
    »Und ich würde nicht bei einem entsprechenden Anruf von Ihrem Polier bei diesem Bautrupp erfahren, dass Sie zu einem Firmen-Lkw Zugang hatten, nein? Und ich würde auch nicht von ihm erfahren, dass er Sie in die Gegend von Boston geschickt hat?«
    Griggs sah ein wenig verängstigt und verwirrt aus, ein momentaner Anflug des Zweifels. »Nein«, sagte er. »Diese leichten Jobs haben andere gekriegt. Ich durfte die Drecksarbeit machen.«
    Plötzlich hatte Lucy die Leichenfundort-Fotos in der Hand. Francis sah, das es die vom zweiten Opfer waren. Sie stand auf, beugte sich über den Tisch und hielt sie Griggs unter die Nase.
    »Sie erinnern sich?«, fragte sie scharf. »Sie erinnern sich, wie Sie das getan haben?«
    »Nein«, sagte er, und es klang eher kleinlaut. »Wer ist das?«
    »Sagen Sie’s mir.«
    »Nie gesehen.«
    »Ich denke doch.«
    »Nein.«
    »Wissen Sie, dieser mobile Bautrupp, bei dem Sie waren, die haben Unterlagen, aus denen genau hervorgeht, wo wer an welchem Tag gewesen ist. Es ist also für mich ein Kinderspiel, zu beweisen, dass Sie in Concord gewesen sind. Genauso wie dieser Vermerk, dass Sie in der Nacht, in der die Schwester hier in diesem Gebäude getötet wurde, keine Medikamente bekommen haben. Nichts weiter als ein bisschen Papierkram, ein paar Lücken, die noch zu füllen sind. Also noch mal: Haben Sie das getan?«
    Griggs schüttelte den Kopf.
    »Wenn Sie könnten, dann würden Sie es tun, stimmt’s?«
    Er schüttelte erneut den Kopf.
    »Sie lügen mich an.«
    Griggs atmete tief ein, so dass er keuchend seine Lungen füllte. Als er wieder den Mund aufmachte, klang er vor mühsam gezügelter Wut fast schrill. »Ich hab das noch mit keinem Mädchen gemacht, das ich je nich’ gesehen hab, und Sie lügen, wenn Sie meinen, ich wär das gewesen.«
    »Was machen Sie denn mit Frauen, die Sie nicht leiden können?«
    Er setzte ein widerliches Grinsen auf. »Ich schneide sie.«
    Lucy lehnte sich zurück und nickte. »Wie die Lernschwester?«
    Griggs schüttelte wieder den Kopf. Dann blickte er durch den Raum und schielte erst zu Evans, dann zu Francis hinüber. »Ich beantworte keine Fragen nich’ mehr«, sagte er. »Wenn Sie mir was anhängen wollen, dann tun Sie, was Sie nich’ lassen können.«
    »Okay«, sagte Lucy. »Dann sind wir für heute fertig. Aber vielleicht unterhalten wir uns noch einmal.«
    Griggs sagte nichts mehr und stand einfach auf. Er sammelte Speichel im Mund, und einen Moment lang dachte Francis, er würde Lucy Jones anspucken. Big Black musste dasselbe befürchtet haben, denn während Griggs einen Schritt auf sie zutrat, senkte sich die riesige Hand des Pflegers auf seine Schulter und griff wie ein Schraubstock zu.
    »Sie sind hier fertig«, sagte Big Black ruhig. »Machen Sie besser

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