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Die Anstalt

Die Anstalt

Titel: Die Anstalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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hier alles vorbei ist, bringen Sie uns in gewaltige Schwierigkeiten.«
    Lucy antwortete nur mit einem Lächeln. Einem strahlenden Lächeln, bei dem ihre Zähne zu sehen waren, und einem einladenden Glitzern in den Augen, das den Spaß am verschwörerischen Plan nicht verhehlte. Francis entging dies alles nicht, und zum ersten Mal im Leben musste er denken, wie schwer es war, einer schönen Frau eine Bitte abzuschlagen, was vermutlich unfair war, aber nun mal den Tatsachen entsprach.
    Die beiden Pfleger sahen sich an. Dann zuckte Little Black die Schultern und wandte sich wieder an Lucy Jones. »Wissen Sie was, Miss Jones? Mein Bruder und ich, wir werden tun, was wir können. Lassen Sie nur Evans oder Gulp-a-pill nichts davon wissen.« Er legte eine kleine, wirkungsvolle Pause ein. »Peter, kommen Sie, wir drei müssen uns unterhalten, vielleicht kriegen wir die Sache geregelt. Ich hätte da eine Idee …«
    Peter the Fireman nickte.
    »Wonach sollen wir überhaupt suchen?«, wollte Big Black wissen.
    Peter schaltete sich ein. »Blutverschmierte Kleider oder Schuhe, zum Beispiel. Das wäre das Naheliegendste. Dann muss es irgendwo ein Messer geben oder auch eine selbstgebastelte Waffe. Egal was, es muss verdammt scharf sein, weil damit sowohl Fleisch als auch Knochen durchtrennt worden sind. Und der fehlende Schlüsselsatz, da unser Engel über die Möglichkeit verfügt, nach Belieben in verschlossene Räumlichkeiten einzudringen, und weil er vor Türen keinen besonderen Respekt zu haben scheint. Und was sonst noch darauf schließen lässt, dass der Betreffende Kenntnis von den näheren Umständen des Verbrechens hat, für das der arme Lanky in den Knast gewandert ist. Oder auch Dinge, die mit den anderen Morden in Verbindung stehen, für die sich Lucy interessiert und die in anderen Teilen des Bundesstaates passiert sind. Zum Beispiel Zeitungsausschnitte. Oder auch ein Kleidungsstück von einer dieser Frauen. Ich weiß nicht. Was ich weiß, ist, dass zumindest eine Sache immer noch fehlt, und es wäre hilfreich, sie zu finden«, sagte er. »Besser gesagt, Dinge.«
    »Was genau?«, fragte Big Black.
    »Vier abgetrennte Fingerspitzen«, sagte Peter kalt.
     
    Francis rutschte in Lucys engem Büro unbehaglich auf seinem Stuhl herum und versuchte, dem starren Blick auszuweichen, mit dem Mr. Evans ihn durchbohrte. Es herrschte drückende Stille im Zimmer, als wäre die Heizung eingeschaltet, obwohl die Außentemperatur anstieg, so dass sich eine ungesund stickige Hitze entwickelte. Francis blickte verstohlen zu Lucy hinüber und sah, dass sie in eine Patientenakte vertieft war, in deren dicht mit handschriftlichen Notizen versehenen Seiten sie blätterte, während sie sich auf einem Block rechts von ihr Notizen machte.
    »Er hat hier nichts zu suchen, Miss Jones. Ungeachtet der Hilfe, die Sie sich von ihm erhoffen, und ungeachtet der Erlaubnis von Dr. Gulptilil, halte ich es dennoch für höchst unangemessen, einen Patienten in diese Verfahrensweise einzubinden. Egal, welche Beobachtungen er zu dieser Untersuchung beisteuern mag, entbehren seine Einsichten zweifellos im Vergleich zu Hinweisen von mir oder irgendeinem Mitarbeiter in der Klinik der notwendigen Sachkenntnis und Bildungsgrundlage.« Evans’ aufgeblasener Ton war nicht zu überhören, besonders, da dies eigentlich nicht sein Stil war. Normalerweise bevorzugte Mr. Evil einen irritierenden Sarkasmus, der den Abstand zwischen ihnen unterstrich. Francis vermutete, dass er immer bei Personalbesprechungen in diese großspurige Tonlage wechselte. Wichtig zu tun, wurde Francis klar, war nicht dasselbe, wie wichtig zu sein. In seinem Kopf signalisierte der übliche Chor Zustimmung.
    Lucy sah auf und sagte nur: »Sehen wir mal, wie’s läuft. Falls es Probleme macht, können wir es uns immer noch anders überlegen.« Damit versenkte sie sich wieder in die Akte.
    Doch Evans gab sich nicht geschlagen. »Und wo ist unterdessen bitte der andere?«
    »Peter?«, fragte Francis.
    Wieder hob Lucy den Kopf. »Ich hab ihm eine Reihe niedere Tätigkeiten aufgetragen, die mit diesen Ermittlungen zu tun haben«, sagte sie. »Auch wenn wir nicht allzu bürokratisch vorgehen, gibt es trotzdem ziemlich öde, aber unvermeidliche Dinge zu erledigen. Bei seinem Background fand ich, dass er dafür wie geschaffen ist.«
    Das schien Evans zu besänftigen, und Francis fand, dass das eine ziemlich clevere Antwort war. Er hoffte, dass er vielleicht, wenn er ein bisschen älter war, lernen

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