Die Anstalt
war – nicht bereit, zu weichen, denn diese Antwort betraf etwas Konkretes, das er Lucy Jones anbieten konnte. Und im selben Moment sah er den Bewegungsapparat des Stämmigen aktiver werden, so dass Ärger, Frustration und all die anderen Schrecken des ganz normalen Wahnsinns ineinander griffen, und in diesem vulkanischen Moment erkannte Francis plötzlich, dass er es ein bisschen zu weit getrieben hatte. Er machte einen Schritt zurück, doch der Stämmige folgte ihm.
»Mir passen deine Fragen nicht«, sagte der Mann mit einem kalten Grollen.
»In Ordnung, ich hab auch keine mehr«, antwortete Francis und versuchte, den Rückzug anzutreten.
»Mir passen deine Fragen und deine Visage nicht. Wieso bist du mir hierher gefolgt? Was soll ich dir sagen? Was hast du mit mir vor?«
Jede dieser Fragen hörte sich wie ein Hammerschlag an. Francis sah nach rechts und links und versuchte einen Fluchtweg, ein Versteck auszumachen, aber es gab weder das eine noch das andere. Die wenigen Menschen im Tagesraum hatten sich in die Ecken verdrückt oder starrten die Wände beziehungsweise die Decke an, irgendetwas, das ihnen dabei half, sich weit weg zu wünschen. Der Stämmige stieß Francis die Faust gegen die Brust, so dass er einen großen Schritt zurückmachte und aus dem Gleichgewicht kam. »Ich glaub, es passt mir nicht, wenn du mir zu nahe kommst«, sagte er. »Ich glaub, mir passt überhaupt nichts an dir.« Er schlug noch einmal zu, diesmal fester.
»In Ordnung«, sagte Francis und hielt die Hand in die Höhe. »Ich lass Sie in Ruhe.«
Der Stämmige baute sich vor Francis auf, sein ganzer Körper straffte und dehnte sich. »Ja, gut so«, knurrte er, »und ich sorg dafür, dass du es dir nicht anders überlegst.«
Francis sah die Faust auf sich zukommen und schaffte es, den Unterarm so weit hochzuheben, dass die Wucht des Schlags ein wenig abgeschwächt wurde, bevor er auf seine Wange traf. Für einen Augenblick sah er Sterne, und er schnellte zurück, um sich auf den Beinen zu halten, stolperte aber über einen Stuhl. Dadurch ging der zweite Hieb des Stämmigen ins Leere und sein linker Haken schoss direkt über Francis’ Nase vorbei, doch nahe genug, dass er die Hitze spürte. Francis warf sich erneut zurück und schleuderte dabei den Stuhl krachend über den Boden, während der Stämmige vorwärts sprang und diesmal einen weiteren wilden Treffer landete, der Francis an der Schulter erwischte. Der Mann hatte ein vor Wut rotes Gesicht, und er zielte nicht exakt. Francis fiel nach hinten und schlug so hart auf dem Boden auf, dass ihm die Luft wegblieb, und der Stämmige sprang ihm rittlings auf die Brust, so dass er drohend über ihm hockte. Francis gelang es, die Arme frei zu bekommen, und er versuchte, sich mit wirkungslosen Schlägen zu wehren.
»Ich bring dich um!«, schrie der Mann. »Ich bring dich um!«
Francis krümmte sich, wand sich nach links und rechts, tat sein Bestes, um die Schläge abzuwehren, und nahm dabei nur am Rande wahr, dass er nicht wirklich schlimm getroffen wurde, während der Stämmige, wenn er sich auch nur den Bruchteil einer Sekunde Zeit genommen hätte, den Vorteil seiner Position richtig zu nutzen, doppelt so gefährlich hätte sein können.
»Aufhören!«, rief Francis vergeblich.
In dem schmalen Spalt zwischen seinen Armen sah Francis, wie sich der Stämmige ein wenig erhob und sammelte, als würde ihm in dem Moment bewusst, dass er gezielter attackieren musste. Er war immer noch puterrot, doch urplötzlich stand ihm zielgerichtete Überlegung ins Gesicht geschrieben, als ob der ganze aufgestaute Zorn sich in einem einzigen kräftigen Schlag kanalisierte. Francis schloss die Augen, brüllte ein letztes, hilfloses Mal: »Aufhören!« und erkannte, dass er jeden Moment schwer getroffen würde. Er zuckte zurück, wusste nicht mehr, welche Worte er brüllte, damit der Mann aufhörte, wusste nur, dass sie angesichts der geballten Wut, die sich gegen ihn entlud, von keinerlei Bedeutung waren.
»Ich bring dich um!«, wiederholte der Stämmige.
Francis hegte wenig Zweifel daran, dass er damit Ernst machen wollte.
Der Stämmige stieß einen einzigen, kehligen Schrei aus, und Francis versuchte, den Kopf abzuwenden, doch von einer Sekunde auf die andere hatte sich das Blatt gewendet. Eine Kraft wie ein gewaltiger Wirbelwind fuhr zwischen sie und prallte heftig auf Fleisch und Knochen. Fäuste, Muskeln, Schläge und Schreie verschlangen sich ineinander, als Francis plötzlich merkte, dass
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