Die Anstalt
ich musste drei Patienten vom Williams verlegen und einen vierten für mindestens vierundzwanzig Stunden in die Zwangsjacke und die Isolierzelle stecken. Eine Wohneinheit steht kopf, und einer der verlegten Patienten ist wahrscheinlich ziemlich gefährdet, weil er sich nach Jahren auf eine neue Umgebung einstellen muss. Und das ohne eigenes Verschulden. Er wurde rein zufällig in den Kampf verwickelt, wurde aber urplötzlich bedroht. Verdammt! Ich hoffe, Ihnen ist klar, was für ein gefährlicher Rückschlag das ist, besonders für Patienten, die ihre Situation zu akzeptieren gelernt haben und sich auf einmal mit einem neuen Wohnheim konfrontiert sehen.«
Lucy sah ihn kalt an. »Sie meinen, ich hab das alles arrangiert?«
»Allerdings«, sagte Evans.
»Dann muss ich viel gerissener sein, als ich dachte«, antwortete sie sarkastisch.
Mr. Evans schnaubte, und sein Gesicht lief rot an. Das Gesicht eines Mannes, dachte Lucy, der es nicht gerne sieht, wie die sorgsam ausbalancierte Welt, die seiner Kontrolle untersteht, irgendwie aus den Fugen gerät. Er wollte ihr eine scharfe Antwort geben, fasste sich aber auf eine beunruhigende Art von einem Moment auf den anderen und sprach in beherrschtem Ton weiter.
»Nach meiner Erinnerung«, sagte Mr. Evans langsam, »war Ihre Arbeit hier in dieser Heilanstalt an die Bedingung geknüpft, die normalen Abläufe nicht zu stören. Wenn ich mich recht entsinne, haben Sie sich damit einverstanden erklärt, sich im Hintergrund zu halten und die Behandlungspläne nicht durcheinander zu bringen.«
Lucy antwortete nicht. Doch die Botschaft kam an.
»So hatte ich das verstanden, aber korrigieren Sie mich, falls ich mich irre.«
»Nein, Sie irren sich nicht«, sagte sie, »tut mir leid, soll nicht wieder vorkommen.« Sie wusste, dass sie es nicht so meinte.
»Ich glaube, was ich sehe«, sagte er. »Und ich nehme an, Sie wollen morgen weiter Patienten befragen.«
»Ja.«
»Nun ja, wir werden sehen«, sagte er. Damit machte Mr. Evans auf dem Absatz kehrt und lief Richtung Eingangstür, während die kaum verhüllte Drohung im Raum stand. Als er Big Black mit Peter the Fireman kommen sah, blieb er stehen. Der Psychologe registrierte augenblicklich, dass Peter nicht wie auf dem Hinweg Fesseln trug. »Hey!«, rief er und winkte Big Black und Peter heran. »Warten Sie mal!«
Der große Pfleger blieb stehen und drehte sich zu dem Leiter des Wohnheims um. Auch Peter wartete.
»Wieso trägt er keine Fesseln?«, fragte Mr. Evans wütend. »Dieser Mann hat keine Erlaubnis, die Wohneinheit ohne Hand-und Fußschellen zu verlassen. Das ist Vorschrift!«
Big Black schüttelte den Kopf. »Dr. Gulptilil hat gesagt, das ginge in Ordnung.«
»Was?«
»Dr. Gulptilil …«, wiederholte Big Black, nur um unterbrochen zu werden.
»Das glaub ich nicht. Dieser Mann steht unter gerichtlicher Aufsicht und wegen schwerer Körperverletzung und fahrlässiger Tötung unter Anklage. Wir haben eine Verantwortung …«
»Er hat es so gesagt.«
»Na schön, ich werde das überprüfen. Und zwar auf der Stelle.« Evans wirbelte herum und ließ die beiden Männer im Korridor stehen, während er zur Haupttür lief, wo er mit seinen Schlüsseln herumfuchtelte, fluchte, als er den falschen Schlüssel ins Schloss gesteckt hatte, und noch lauter fluchte, als der zweite auch nicht funktionierte, so dass er sich geschlagen gab, durch den Flur zu seinem Büro stürmte und die Patienten aus dem Weg scheuchte.
Francis lief hinter dem Stämmigen weiter, der sich rücksichtslos seinen Weg durch das Amherst bahnte. Es lag etwas in der Art, wie er den Kopf ein wenig zur Seite neigte, die weißen Zähne bleckte, die Schultern nach vorn schob und die über und über tätowierten Arme schwang, was den anderen Patienten deutlich signalisierte, ihm links und rechts aus dem Weg zu gehen. Der bedrohliche Zug eines Raubtiers durchs Amherst. Der Stämmige warf wie ein Landvermesser vor einer Bauparzelle einen langen, prüfenden Blick in den Tagesraum. Die wenigen Patienten, die noch dort waren, drückten sich in die Ecken oder vergruben sich hinter alten Zeitschriften, um Augenkontakt zu vermeiden. Dem Stämmigen schien das zu gefallen, als freute er sich darüber, dass er leichtes Spiel haben würde, seinen Status auch hier zu behaupten, und so stellte er sich mitten in den Raum.
Bis zu diesem Zeitpunkt, schien er nicht bemerkt zu haben, dass Francis ihm folgte.
»Also«, sagte er laut, »ich bin jetzt hier. Versucht ja
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